Bern (awp/sda) - Donnerstag, 29. Juni 2017

BANKENOMBUDSMAN GEFRAGT: (Zürich) Der Kampf der Banken gegen sinkenden Erträge hat dem Bankenombudsman letztes Jahr mehr Arbeit beschert. Die mündlichen und schriftlichen Anfragen wegen strittigen Gebührenerhöhungen nahmen gegenüber dem Vorjahr um 14 Prozent zu. "Banken verlangen vermehrt Gebühren für Dienstleistungen, die bis anhin gratis waren, um im derzeit ungünstigen Zinsumfeld sinkende Erträge zu kompensieren", sagte Bankenombudsman Marco Franchetti. Besonders viele Beschwerden seien von Auslandschweizern eingegangen. Nach den Verfahren ausländischer Behörden gegen hiesige Banken hätten viele Banken ihre grenzüberschreitenden Aktivitäten angepasst. Sie erhoben neue Gebühren für Auslandkunden und schränkten die Dienstleistungen ein, wenn sie sie nicht gar kündigten. Im Berichtsjahr 2016 erreichten die Bankenombudsstelle 837 (Vorjahr 880) schriftliche Fälle sowie 1268 (1182) mündliche Anfragen.

STELLENABBAU BEI BANKEN: (Zürich) Die Umstrukturierung auf dem Schweizer Finanzplatz hinterlässt Spuren. So haben die Schweizer Banken 2016 soviel Personal abgebaut wie letztmals 2012. Vor allem die Grossbanken haben Stellen gestrichen. So sank die Zahl der Vollzeitstellen um 3047 Vollzeitstellen auf noch 120'843. Der Personalbestand entwickelte sich dabei in den einzelnen Bankengruppen unterschiedlich. So erhöhten die Börsenbanken den Personalbestand deutlich um 827 Beschäftigte. Die Grossbanken dagegen strichen 2617 Stellen. Ebenfalls deutlich Personal abgebaut haben die ausländisch beherrschten Banken. Sie reduzierten die Stellenzahl innert Jahresfrist um 1093 Beschäftigte.

WARNUNG VOR SPAREN: (Bern) Zwei Tage nach der jüngsten weltweiten Angriffwelle mit Erpressungssoftware hat Bundesrat Guy Parmelin vor Sparen bei der Cybersicherheit gewarnt: "Wer bei der Cybersicherheit sparen will, tut dies auf Kosten der Allgemeinheit und gefährdet damit die Sicherheit der Schweiz." "Wer seinen Aufgaben nicht nachkommt, gefährdet uns. Wer sich Daten stehlen lässt, wer einen Virus weitergibt, der andere angreift, der schadet uns", sagte der Schweizer Verteidigungsminister an einer Telekomtagung des Branchenverbandes Asut. Ein bisschen Informatiksicherheit genüge nicht mehr. "Wir sprechen hier von einem Schlüsselbereich unserer Sicherheitspolitik. Die Zeiten der netten, jungen Hacker mit Pickel im Gesicht, die von ihren Garagen aus arbeiten, sind vorbei." Heute seien es bestens organisierte Kriminelle mit viel Geld. Vermehrt seien Hacker sogar auch für ganze Staaten aktiv.

KEINE KREDITKLEMME: (Bern) Die Finanzierungssituation der Schweizer KMU ist laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) stabil gut. Nur rund fünf Prozent der befragten Unternehmen bezahlten effektiv Negativzinsen. Knapp ein Drittel der befragten kleinen und mittleren Unternehmen nutzen Bankfinanzierungen. Nur 6 Prozent der eingereichten Kreditanträge seien abgelehnt worden. Gemäss einer Umfrage bei knapp 2000 Schweizer Unternehmen hat sich die Finanzierungssituation für Schweizer KMU gegenüber der Befragung von 2012 nicht verschlechtert. Die ausserordentliche Situation mit der Einführung von Negativzinsen und der Aufhebung des Euro-Mindestkurses habe auch nicht zu einem verminderten Investitionsverhalten geführt. Das Seco beziffert den Markt für KMU-Kredite auf 295 Milliarden Franken (2016).

BOOMENDER MARKT: (Zürich) Der Markt für Unternehmensberatung brummt. Das sogenannte Management Consulting wuchs 2016 um rund 9 Prozent, wie der Verband der Schweizer Unternehmensberater ASCO mitteilte. Die Summe aller Honorarumsätze stieg auf 1,94 Milliarden Franken von 1,78 Milliarden im Jahr 2015. Seit 2002 habe sich das Marktvolumen beinahe verdoppelt, was einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 4,8 Prozent entspreche, schreibt der Verband. Im selben Zeitraum wuchs das Bruttoinlandprodukt (BIP) der Schweiz lediglich um durchschnittlich 2,4 Prozent. Als Gründe für das überdurchschnittliche Wachstum der Branche nennt ASCO die steigende Bedeutung der Digitalisierung, der Druck auf Unternehmen ihre Effizienz zu steigern sowie die Anpassungen an regulatorische Veränderungen, vor allem im Banken- und Versicherungsgeschäft.

POSITIVE AUSWIRKUNGEN: (Genf) Das Label "Swiss Made" hat sechs Monate nach seiner Einführung in der Uhrenindustrie bereits positive Auswirkungen. Es könnte dazu beitragen, dass die Beschäftigung in der Branche wieder zunehmen wird. Dies sagte Jean-Daniel Pasche, der Präsident des Verbands der Schweizerischen Uhrenindustrie (FH), an der Generalversammlung des Verbands in Genf zu Journalisten. Die Zulieferer seien optimistischer und würden bestätigen, dass das Label "Swiss Made" neue Aktivitäten ermöglicht hätte. Was genau das heisst, konnte er nicht präzisieren, da die Uhrenmarken keine Zahlen zum Marktwert in der Schweiz bekannt geben. Gemäss der seit Januar 2017 geltenden Regelung müssten bei Uhren 60 Prozent der Herstellungskosten in der Schweiz anfallen, damit sie das Herkunftslabel "Swiss Made" erlangen.

SCHINDLER KAUFT ZU: (Ebikon LU) Der Schweizer Lift- und Rolltreppenbauer Schindler kauft in Deutschland das Aufzugsunternehmen Dralle in Bielefeld mit über 90 Mitarbeitern. Über die Vertragsdetails haben die Parteien Stillschweigen vereinbart. Die zuständigen Kartellbehörden müssen dem Deal noch zustimmen.

STEIGENDE IMPORTE: (Bern) Seit dem EU-Beitritt von Rumänien und Bulgarien 2007 haben sich die Schweizer Importe aus Rumänien und Bulgarien Ländern markant erhöht. Die Exporte dagegen stagnierten. So haben sich die Importe aus Rumänien und Bulgarien zwischen 2007 und 2016 um durchschnittlich je ein Zehntel jährlich erhöht. Die Exporte dagegen stagnierten. Im Schnitt sanken die Exporte nach Rumänien seit 2007 um jährlich ein 1 Prozent. Die Ausfuhren nach Bulgarien wiesen nur ein leichtes Wachstum von 2 Prozent im Jahr aus. Trotz dieser gegenläufigen Entwicklung resultiert weiterhin ein Handelsbilanzüberschuss. Die Schweiz exportiert also nach wie vor mehr Güter in diese Länder als sie importiert.

NEUE CREW: (Zug) Nach der erfolgreichen Übernahmeofferte des US-Konzerns Biotelemetry tritt der gesamte Verwaltungsrat des Zuger Telemedizin-Anbieters Lifewatch zurück. Das neue Aufsichtsgremium soll im Rahmen einer ausserordentlichen Generalversammlung am 21. Juli konstituiert werden. Zur Wahl vorgeschlagen sind der Verwaltungsratspräsident und der Konzernchef von Biotelemetry, Kirk Gorman und Joseph Capper sowie Lifewatch-Chef Stephan Rietiker. Nach Ende der Nachfrist am 28. Juni hält Biotelemetry 96,50 Prozent der Stimmrechte und des Aktienkapitals von Lifewatch. Die definitive Bekanntgabe des Endergebnisses wird am 4. Juli 2017 publiziert, wie Lifewatch am Donnerstag mitteilte. Um Lifewatch tobte in den vergangenen Monaten ein Übernahmekampf zwischen Biotelemetry und der Freiburger Privatklinikgruppe Aevis. Ende Mai zog sich Aevis zurück.

DÖRIG ALS PRÄSIDENT: (Bern) Der neue Präsident des Schweizerischen Versicherungsverbandes (SVV) heisst Rolf Dörig. Die SVV-Delegierten wählten Dörig zum Nachfolger von Urs Berger. Nach sechs Jahren im Amt tritt Urs Berger zurück. Rolf Dörig ist seit 2009 Verwaltungsratspräsident von Swiss Life. Neu in den Vorstand gewählt wurde zudem der Geschäftsleiter von Swiss Life Schweiz, Markus Leibundgut. Er ersetzt den ehemaligen Geschäftsleiter von Swiss Life Schweiz, Ivo Furrer.

KAHLSCHLAG BEI BOMBARDIER: (Hennigsdorf) Der Zughersteller Bombardier Transportation streicht in Deutschland in den nächsten Jahren bis zu 2200 seiner 8500 Arbeitsplätze. Betriebsbedingte Kündigungen soll es nicht geben, wie das Unternehmen in Hennigsdorf ankündigte. Alle sieben Produktionsstandorte sollen erhalten bleiben. Der Personalabbau verteile sich über alle Werke. Mehrheitlich seien jedoch Görlitz in Sachsen und Hennigsdorf in Brandenburg betroffen. Der kanadische Bombardier-Konzern steckt wegen Problemen in seinem Flugzeuggeschäft in den roten Zahlen. Er führt derzeit eine Umstrukturierung durch. In der Schweiz will Bombardier 650 Arbeitsplätze - ungefähr die Hälfte der Belegschaft - abbauen, wie der Konzern vor rund drei Wochen angekündigt hat.

UMSATZ ZIEHT AN: (Stockholm) Nach einem durchwachsenen Start ins Geschäftsjahr hat der schwedische Moderiese H&M dank seines Onlinegeschäfts im zweiten Quartal zugelegt. Der Umsatz kletterte um 10,4 Prozent auf knapp 51,4 Milliarden schwedische Kronen (rund 5,7 Milliarden Franken). Unter dem Strich verdiente der Textilhändler in den Monaten März, April und Mai knapp 5,9 Milliarden Kronen, nach 5,36 Milliarden Kronen ein Jahr zuvor. In manchen etablierten Märkten mache das Onlinegeschäft bereits 25 bis 30 Prozent der Verkäufe aus, hiess es. Mit neuen Investitionen will H&M den Fokus auf den Verkauf über das Internet weiter verstärken. Seine Kleidungsstücke verkauft der Moderiese inzwischen in 41 Ländern online - seit diesem Frühjahr etwa auch in der Türkei, Taiwan, Hong Kong, Macau, Singapur und Malaysia. Im Laufe des Jahres sollen die Philippinen und Zypern, 2018 Indien dazukommen.

MEDIENVIELFALT IN GEFAHR: (London) Die britische Regierung fürchtet um die Medienvielfalt in Grossbritannien, sollte der Konzern des Medienmoguls Rupert Murdoch wie geplant den TV-Sender Sky übernehmen. Das teilte die britische Staatssekretärin für Kultur und Medien, Karen Bradley, im Parlament in London mit. Daher müsse die Übernahme einer weiteren Prüfungsphase unterzogen werden. Die Murdoch-Familie könne "erhöhten Einfluss" auf die Berichterstattung und den politischen Prozess in Grossbritannien erhalten, begründete Bradley die Entscheidung. Das habe ein Bericht der britischen Medienaufsicht Ofcom eindeutig ergeben. 21st Century Fox und Sky hatten sich Ende vergangenen Jahres auf die 11,7 Milliarden Pfund (rund 14,4 Milliarden Franken) schwere Übernahme geeinigt. Der von Murdoch dominierte Konzern hält bereits 39 Prozent an Sky und will nun den Rest übernehmen.

PHILIPS SCHLUCKT CARDIOPROLIFIC: (Amsterdam) Der niederländische Elektronikkonzern Philips ist weiter auf Einkaufstour. Einen Tag nach Bekanntgabe der Übernahme des US-Medizinaltechnikunternehmens Spectranetrics hat Philips nun den Kauf von CardioProlific angekündigt. Das ebenfalls US-amerikanische Unternehmen entwickelt spezielle Katheter zur Behandlung von Gefässkrankheiten. Damit sei es eine gute Ergänzung zum eigenen Medizinaltechnik-Portfolio sowie zu dem von Spectranetrics, teilte Philips in Amsterdam mit. Zum Kaufpreis machte der Konzern keine Angaben.

DYNAMISCHES WACHSTUM: (Brüssel/Berlin) Die Stimmung in der Wirtschaft der Euro-Zone ist derzeit so gut wie seit fast zehn Jahren nicht mehr. Das Barometer stieg im Juni um 1,9 auf 111,1 Punkte. Ökonomen hatten nur mit einem minimalen Anstieg gerechnet. Angesichts der bestehenden Wachstumsrisiken sei das erstaunlich. Auch im dritten Quartal dürfte es ein anhaltend dynamisches Wachstum in der Euro-Zone geben.

INFLATIONSRATE STEIGT: (Berlin) Der Inflationsdruck in Deutschland hat im Juni wegen teurerer Lebensmittel überraschend zugenommen. Die Konsumentenpreise stiegen um 1,6 Prozent zum Vorjahresmonat. Im Mai lag die Teuerungsrate bei 1,5 Prozent, im April bei 2,0 Prozent. Die Europäische Zentralbank (EZB) spricht nur bei Werten von knapp unter zwei Prozent von stabilen Preisen. Eine rasche Abkehr von ihrer Nullzinspolitik ist angesichts des geringen Inflationsdrucks in der Währungsunion nicht in Sicht - trotz besserer Konjunktur.