FRANKFURT (awp international) - Ungeachtet des jüngsten Höhenflugs beim Eurokurs hat sich erneut ein führendes Mitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) für einen baldigen Ausstieg aus dem milliardenschweren Wertpapierkaufprogramm der Notenbank ausgesprochen. Sofern es keine bösen Überraschungen beim Wirtschaftswachstum und bei der Inflation gebe, sollte das Programm im September auslaufen, sagte Ardo Hansson, EZB-Ratsmitglied und Chef der estnischen Notenbank der "Börsen-Zeitung" (Dienstagausgabe).

Zuletzt hatten sich bereits mehrere europäische Notenbanker für ein baldiges Ende der Wertpapierkäufe ausgesprochen, darunter Bundesbankchef Jens Weidmann. Seit Januar kauft die EZB monatlich durchschnittlich nur noch Papiere im Wert von 30 Milliarden Euro - nach zuvor 60 Milliarden. "Der letzte Schritt auf null ist keine grosse Sache mehr", sagte Hansson. "Ich denke, wir können ohne Probleme in einem Schritt auf null gehen." Den jüngsten Kursanstieg beim Euro solle man nicht dramatisieren. Er sei in erster Linie das Ergebnis der robusten Konjunktur im Währungsraum und stelle "keine Gefahr" beim Thema Inflation dar.

Besorgt zeigte sich der Notenbanker dagegen über die Politik im Euroraum. Viele Euro-Staaten hätten es versäumt, ihre Schulden abzubauen und seien schlecht auf eine Zinswende vorbereitet. Bei der Normalisierung der Geldpolitik könne keine Rücksicht auf einzelne Länder genommen werden, warnte Hansson./tos/he