FRANKFURT (awp international) - Die laufende zweite Runde der Handelsgespräche zwischen den USA und China hat den Anlegern am Dienstag etwas neuen Mut gegeben. Der Dax überwand zeitweise wieder die Marke von 10 800 Punkten. Bis zur Mittagszeit schrumpften die Gewinne aber schon wieder.

Dass Chinas Präsident Xi Jinping seinen hochrangigsten Verhandlungsführer in die angelaufenen Gespräche mit der US-Delegation geschickt habe, nähre die Hoffnung auf einen Durchbruch, sagte Marktanalyst Michael Hewson von CMC Markets UK. Erneut schwache Daten aus der deutschen Industrie gerieten darüber weitgehend in den Hintergrund.

Der deutsche Leitindex rückte zuletzt um 0,28 Prozent auf 10 778,34 Punkte vor. Der MDax , der Index der mittelgrossen Unternehmen, stieg um 0,37 Prozent auf 22 255,02 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann zugleich 0,55 Prozent.

Marktanalyst Christian Schmidt von der Helaba bleibt dennoch misstrauisch angesichts der Frage, wie nachhaltig die Börsengewinne sein dürften. "Die Unsicherheiten dominieren", betonte er und verwies auf die zunehmende Skepsis der Marktteilnehmer über die konjunkturelle Entwicklung. Dazu passten auch die aktuellen Produktionsdaten aus Deutschland. Im Monatsvergleich fiel die Gesamtproduktion im November kräftig um 1,9 Prozent, während Analysten mit einem leichten Anstieg gerechnet hatten. Tags zuvor bereits waren für denselben Monat stärker als erwartet gesunkene Industrieaufträge bekannt gegeben worden.

Unter den Einzelwerten zählten die Papiere des Pharma- und Agrochemiekonzerns Bayer mit Kursgewinnen von 1,5 Prozent zu den Favoriten im Dax. Die zugekaufte US-Tochter Monsanto hat in Indien einen wichtigen Patentstreit gewonnen. Adidias als stärkster Wert legten um 2,1 Prozent zu.

BMW büssten indes 1,1 Prozent ein. Nachdem die US-Bank JPMorgan am Montag bereits wachsende Probleme und Margendruck bei BMW hervorgehoben und die Aktie daher abgestuft hatte, folgte nun eine negative Studie von Jefferies zu dem Münchener Autobauer. Jefferies-Analyst Philippe Houchois blies ins selbe Horn wie sein JPMorgan-Kollege und rechnet ebenfalls mit zunehmenden Margendruck und wachsenden Herausforderungen. Die am Vormittag bekannt gegebenen Absatzzahlen zeigten ausserdem einen moderaten Rückgang der Verkäufe im Monat Dezember.

Im MDax zählten die Anteilsscheine von Evotec zu den Favoriten mit plus 2,8 Prozent. Das Biotechunternehmen erzielte in seinem Bündnis mit dem US-Konzern Celgene über Therapien gegen Nervenerkrankungen Fortschritte und erhielt dafür eine Zahlung von 14 Millionen US-Dollar (12,2 Mio Euro). Im SDax gewannen die Papiere des Windkraftanlagenherstellers Nordex dank eines Grossauftrags in Indien 3,2 Prozent.

Negative Analystenkommentare drückten indes Kion mit minus 6,9 Prozent an das MDax-Ende und Grenke mit minus 4,6 Prozent an das Ende des SDax. Der Zyklus für Flurförderzeuge stehe am Wendepunkt, schrieb Goldman-Sachs-Analystin Daniela Costa zum Gabelstaplerhersteller Kion und empfiehlt nun den Verkauf der Aktie. Die Privatbank Berenberg blickt pessimistischer auf den Finanzdienstleister Grenke und strich ihre Kaufempfehlung. 2019 werde ein Übergangsjahr, hiess es./ck/fba

---Von Claudia Müller, dpa-AFX ---