In London entscheidet der Supreme Court wegen des Brexits, in Washington beginnt die erste Arbeitswoche des neuen US-Präsidenten Donald Trump. Gerade auch Börsianer an den New Yorker Märkten treibt um, welche konkreten Weichenstellungen der Immobilien-Mogul nach seinen Ankündigungen im Wahlkampf vornimmt. In seiner kämpferischen Antrittsrede bekräftigte Trump am Freitag die Devise "Amerika zuerst" und pochte auf Erhalt und Ausbau von Produktion und Arbeitsplätzen in den USA. Die Wall Street reagierte verhalten, unmittelbar nach der Rede gaben die Indizes einen Teil ihrer moderaten Gewinne ab.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte ging schließlich 0,5 Prozent höher bei 19.827 Punkten aus dem Handel, S&P-500 und Nasdaq gewannen jeweils 0,3 Prozent. Dax und EuroStoxx50 hatten zuvor ebenfalls je 0,3 Prozent im Plus bei 11.630,13 und 3299,44 Punkten geschlossen.

Der Dax habe in der neuen Woche Potenzial für Kursgewinne, da sich in die politischen Unsicherheiten voraussichtlich positive Wirtschaftsdaten mischen, ist sich Postbank-Anlagestratege Heinz-Gerd Sonnenschein sicher.

ANALYST: TRUMP-ANKÜNDIGUNGEN WIE GRIFF IN DIE WUNDERTÜTE

"Die Einlassungen eines Donald Trumps gleichen dem Griff in eine Wundertüte – man weiß im Vorfeld nie, was man bekommt", sagt Marktanalyst Jochen Stanzl vom Brokerhaus CMC Markets. Fakt ist aber, dass die Aktienmärkte von der Wahl des Milliardärs zum neuen Präsidenten profitiert haben: Der Dax legte seit Anfang November elf Prozent zu, der Dow knapp neun Prozent.

Trump versprach Firmen Steuererleichterungen, Deregulierung und mehr Geld für Infrastrukturprojekte. Auf der anderen Seite will er den Handel mit anderen Ländern aber beschränken, und regelmäßig sorgt er mit Kurznachrichten über Twitter weltweit für Verwirrung.

Die Euphorie an den Börsen ist daher verpufft. "Es besteht das Risiko, dass die Neigung Trumps zu Ad-Hoc-Eingriffen in das Wirtschaftsleben die bisher eher positive Stimmung in der Wirtschaft und an den Finanzmärkte kippen lassen könnte", gibt Volkswirt Bernd Weidensteiner von der Commerzbank zu bedenken. Die magischen 20.000 Punkte beim Dow-Jones-Index und die 12.000 Punkte beim Dax sind nach Meinung von Helaba-Aktienmarktexpertin Claudia Windt daher erst einmal nicht erreichbar.

In Sachen Brexit wird es am Dienstag spannend. Dann urteilt Großbritanniens Oberstes Gericht, ob für das Austrittsgesuch der Regierung aus der Europäischen Union (EU) die Zustimmung des Parlaments erforderlich ist. "Falls ihr der Supreme Court Steine in den Weg legt, würde dies den Antrag maximal etwas verzögern", sind sich die Helaba-Experten sicher. Ein Ausstieg vom EU-Ausstieg sei aber nicht zu erwarten. Unklar ist noch, welche Kompromisse Premierministerin Theresa May mit der EU aushandeln will.

STIMMUNGSINDIKATOREN IM BLICK - EINZELNE FIRMENBILANZEN

Auf Konjunkturseite steht die neue Woche im Zeichen der Stimmungsindikatoren. Den Auftakt macht am Montag das Verbrauchervertrauen in der Euro-Zone. Am Tag darauf folgen die deutschen und europäischen Einkaufsmanager-Indizes. Zur Wochenmitte steht der Ifo-Index auf dem Terminplan, der die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen widerspiegelt. Den Abschluss bildet der GfK-Konsumklimaindex am Donnerstag. Darüber hinaus werden erste Zahlen zum Wirtschaftswachstum Großbritanniens (Donnerstag) und der USA im vierten Quartal veröffentlicht, gefolgt vom Auftragseingang für langlebige US-Güter (beide am Freitag).

Als erster Dax-Konzern lässt sich am Dienstag der Walldorfer Softwareriese SAP in die Bücher schauen. Zudem legen der US-Mobilfunker Verizon (Dienstag), der Airbus-Rivale Boeing (Mittwoch) und Potash (Donnerstag) Quartalszahlen vor. Der kanadische Düngemittel-Anbieter hatte sich 2015 vergeblich um eine Übernahme des deutschen Konkurrenten K+S bemüht.