BRÜSSEL (dpa-AFX) - Die EU-Kommission will den Euro als Weltwährung stärken, die eigenen Finanzmärkte ausbauen und europäische Firmen besser gegen unrechtmäßige Sanktionen durch Drittstaaten schützen. Die am Dienstag vorgestellte Strategie zieht die Konsequenz aus dem Dauerstreit mit der US-Regierung unter Präsident Donald Trump und der Dominanz des Dollar, aber auch aus dem britischen EU-Austritt.

Der Brexit setzt die EU unter Druck, bisher in London erbrachte spezialisierte Finanzdienstleistungen verstärkt in der EU abzuwickeln. Dafür müssen Kapazitäten aufgebaut werden, sonst wären die EU und der Euro verwundbar, sagte die für Finanzdienstleistungen zuständige Kommissarin Mairead McGuinness.

Zugleich sieht die EU die Chance, dauerhaft prägende Kraft auf den Finanzmärkten zu werden. Denn für die Corona-Hilfen wird die EU-Kommission erstmals in großem Stil im Namen der Gemeinschaft Schulden aufnehmen, also Anleihen ausgeben. "Mit 'Next Generation EU' wird die EU weltweit eine der größten Institutionen der Schuldenausgabe", sagte Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni.

Sie setzt dabei auf sogenannte Sozialbonds und Grüne Bonds, also Anleihen, die bestimmte Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Dies biete die Chance, die EU-Finanzmärkte zum globalen Zentrum für "grüne" Finanzprodukte zu entwickeln, sagte Gentiloni.

Teil der Strategie ist auch der Schutz vor extraterritorialen Sanktionen gegen EU-Unternehmen. Wie dies genau geschehen soll, sollen Experten aber zunächst analysieren. "Wir werden diverse Optionen untersuchen", sagte Kommissionsvize Valdis Dombrovskis.

Die "Süddeutsche Zeitung" hatte bereits vorab über die Pläne berichtet und dies in Zusammenhang mit negativen Folgen für EU-Unternehmen nach der US-Kündigung des Iran-Atomabkommens gestellt. Einseitige Aktionen von Drittstaaten hätten legitimen Handel und Investments von EU-Unternehmen in anderen Ländern beeinträchtigt./vsr/DP/jkr