FRANKFURT (dpa-AFX) - Die von Eon abgespaltene Kraftwerks- und Energiehandelssparte Uniper hat am Montag ein erfolgreiches Börsendebüt hingelegt. Nachdem die Aktien auf der Handelsplattform Xetra mit einem ersten Kurs von 10,015 Euro gehandelt wurden, kletterten sie im Anschluss bis auf 11,05 Euro. Zuletzt kosteten sie 10,805 Euro. Die Papiere der Muttergesellschaft Eon wurden bereinigt um die Abspaltung 0,71 Prozent im Minus gehandelt. Eon hat die Mehrheit am Unternehmen an seine Aktionäre abgegeben.

"Dafür, dass Uniper von bösen Zungen als Reste-Rampe oder "E.Off" bezeichnet wurde, ist der Börsenstart gut gelungen", kommentierte Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse der Baader Bank.

UNIPER KURZZEITIG DER 31. DAX-WERT

Uniper ist am Montag vorübergehend der 31. Wert im Leitindex Dax , der zuletzt um 2 Prozent deutlich nachgab. Es ist das dritte Mal in der 28-jährigen Dax-Geschichte, dass das wichtigste deutsche Börsenbarometer kurzzeitig um einen weiteren Wert wächst. 2005 hatte es der Pharma- und Chemiekonzern Bayer mit der Abspaltung seiner Spezialchemietochter Lanxess vorgemacht. 2013 war die Abspaltung der Lichtsparte von Siemens erfolgt, womit auch Osram ein Tag im Leitindex gewährt wurde.

Eon will sich mit der Abspaltung seiner konventionellen Energie fit machen für die Energiewende. Der verbleibende Konzern - ohne die Gas- und Kohlekraftwerke - will sich ganz auf das Geschäft mit erneuerbarer Energie, Netzen und modernen Kundenlösungen konzentrieren. Analyst Werner Eisenmann von der DZ Bank steht der Aufspaltung grundsätzlich wegen der Ausrichtung des Geschäftsmodells auf stabile und zukunftsträchtige Bereiche positiv gegenüber.

FOKUS AUF SCHLUSSAUKTION

Börsianer rechnen am Montag bei Uniper vor allem in der Schlussauktion auf Xetra mit einem hohem Handelsumsatz. So müssen bestimmte Index-Aktienfonds die Uniper-Titel verkaufen, weil sie nach der Abspaltung von Eon ab Dienstag nicht mehr im Dax vertreten sind und dann zunächst im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse gehandelt werden. Händler Andreas Lipkow von Kliegel & Hafner ist ungeachtet des bislang gelungenen Börsenverlaufs für Uniper daher noch zurückhaltend: "Der Handelstag ist noch lang."

Ab Dezember dürfte Uniper im Zuge der nächsten Neuordnung der deutschen Börsen-Indices dann dem MDax angehören. Der dafür nötige Börsenwert gemessen am Streubesitz dürfte erreicht werden, sagen Experten.

ANALYSTEN DURCHAUS OPTIMISTISCH FÜR UNIPER

Analyst Peter Crampton von der australischen Investmentbank Macquarie ist für die Uniper-Aktien generell optimistisch. Er nahm sie mit dem Votum "Outperform" und einem Kursziel von 16 Euro in die Bewertung auf. Gemessen am aktuellen Kurs traut er den Anteilen damit einen Zuwachs von mehr als 5 Euro zu. Anlegern biete der Börsengang der deutlich unterbewerteten Eon-Kraftwerkssparte eine günstige Einstiegsgelegenheit, schrieb er in einer aktuellen Studie. Entscheidender seien aber die positiven mittelfristigen Perspektiven. So rechnet der Experte für den Zeitraum 2016 bis 2020 mit einem durchschnittlichen Dividendenanstieg von 28 Prozent pro Jahr.

Auch Baader-Bank-Experte Halver ist für die Zukunft von Uniper zuversichtlich. Wenn die Dax-Indexfonds Uniper verkaufen müssen, dürften sich viele Anleger für den Wert interessieren, vermutet er. Der Kurs erscheine optisch günstig und es würden rund 75 Prozent des Gewinns an Dividende ausgeschüttet. Außerdem werde es noch auf absehbare Zeit Bedarf an konventioneller Energieversorgung aus Kohle und Gas geben, glaubt Halver. Die Energiewende in Deutschland sei politisch zwar gewollt, technisch aber noch lange nicht bewerkstelligt.

Doch es gibt auch durchaus kritische Stimmen zur weiteren Kursentwicklung von Uniper. "Weil der Eon-Konzern lediglich 53 Prozent der Uniper-Anteile abgebe, dürften die verbleibenden 47 Prozent in den nächsten Jahren über die Börse verkauft werden, was für erheblichen Abgabedruck zu Lasten der Uniper-Aktien sorgen könnte", heißt es vom Vermögensverwalter Source For Alpha./ajx/fbr