HAMBURG (dpa-AFX) - Für die deutschen Reeder ist der weitgehende Rückzug deutscher Banken aus der Schifffahrt gegenwärtig das größte Problem. Bei einer Umfrage des Beratungsunternehmens PwC bei mehr als 100 Reedereien nannten rund drei Viertel der Befragten den Zugang zu guten Finanzierungen als größte Herausforderung, wie PwC am Donnerstag in Hamburg mitteilte. Weit weniger Unternehmen gaben unter anderem die aktuelle Marktlage oder die Entwicklung der Weltwirtschaft und des Welthandels als Hauptproblem an.

"Die deutschen Banken waren zu Beginn der Schifffahrtskrise 2009 mit rund 110 Milliarden Euro in der Branche investiert", sagte der PwC-Schifffahrtsexperte Claus Brandt. "Das war weit mehr, als es dem deutschen Anteil am Welthandel entsprach." Heute hätten die deutschen Finanzinstitute ihr Engagement auf schätzungsweise 20 Milliarden Euro zurückgefahren. Speziell China habe die Finanzierung seiner Handelsflotte selbst übernommen.

Die Reeder müssten sich nach Finanzierungsquellen im Ausland umsehen. "Viele haben das auch schon getan, aber eben noch nicht genug", sagte Brandt. Weil die Reedereien nach der jahrelangen Branchenkrise immer noch niedrige Renditen erwirtschaften und mit höheren Betriebskosten rechnen müssten, sei auch bei ausländischen Kapitalgebern und Investoren der Zugang zu Kreditmitteln keineswegs einfach. Die Mehrzahl der Reedereien (53 Prozent) hat in den vergangenen zwölf Monaten Schiffe verkauft, auch um Finanzmittel zu mobilisieren.

Ohnehin ist die deutsche Schifffahrt nach einer kurzen Atempause fast schon wieder in den Krisenmodus zurückgekehrt. Eine knappe Mehrheit von 53 Prozent der deutschen Reedereien rechnet zwar mit steigenden Umsätzen in den kommenden zwölf Monaten. Vor einem Jahr haben sich jedoch noch 74 Prozent der Reeder zuversichtlich geäußert./egi/DP/zb