(JPMorgan-Analystin im letzten Absatz, Kurs aktualisiert)

FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Ein überraschend kräftiger Gewinnanstieg im dritten Quartal hat die Bedenken der SAP-Aktionäre in puncto Ergebnisentwicklung am Freitag weggewischt. Die Zahlen zeigten, dass das Unternehmen sowohl das Wachstum als auch die Gewinnmargen vorantreiben könne, erklärte Analyst Mark Moerdler von Bernstein Research. Der Rücktritt des langjährigen Konzernchefs Bill McDermott kam zudem zwar überraschend, Analysten äußerten sich aber positiv zum neuen Führungsduo aus den Vorstandsmitgliedern Jennifer Morgan und Christian Klein. Die SAP-Aktien schnellten am Freitag um mehr als sieben Prozent auf 112,62 Euro nach oben.

Damit nehmen die Papiere des wertvollsten deutschen Konzerns wieder Kurs auf ihr Rekordhoch von 125 Euro von Anfang Juli. Damals brachte es SAP auf einen Börsenwert von mehr als 153 Milliarden Euro. Der war zuletzt auf knapp 130 Milliarden Euro geschrumpft, auch weil das Unternehmen Mitte Juli mit den Zahlen für das zweite Quartal enttäuscht hatte. Selbst damit blieb SAP allerdings der einzige Dax-Konzern, der es auf mehr als 100 Milliarden Euro bringt. Aktuell sind es wieder 138 Milliarden Euro.

Nachdem SAP im zweiten Jahresviertel noch den Handelsstreit zwischen den USA und China zu spüren bekommen hatte, übertrafen die Walldorfer nun die Markterwartungen: Umsatz und Gewinn kletterten im dritten Quartal überraschend kräftig. Im Tagesgeschäft steuerte auch das Cloudgeschäft spürbar mehr Gewinn bei. Die operative Marge war mit 30,6 Prozent überraschend hoch. Die Kostensenkungen des Konzerns schienen Früchte zu tragen, sagte Analyst Knut Woller von der Baader Bank.

Der nun zurückgetretene McDermott hatte den Konzern in den vergangenen Jahren stark auf das Cloudgeschäft rund um Software ausgerichtet, die über das Internet genutzt wird und im Abo-Modell oder gegen Nutzungsgebühr bezahlt wird. Für das Wachstum in der Cloud steckte SAP viele Milliarden in teure Zukäufe.

Anleger setzen nun darauf, dass sich das Unternehmen auch unter dem neuen Führungsduo Jennifer Morgan und Christian Klein gut entwickelt wird. Wenngleich der Rücktritt des als begnadeten Verkäufer geltenden McDermott für eine gewisse Unsicherheit sorgen könnte, mache er doch schließlich Platz für eine jüngere und vielleicht noch dynamischer Führungsspitze, sagte ein Händler.

Bernstein-Analyst Moerdler hob zudem hervor, dass SAP damit zum sehr erfolgreichen Modell einer Doppelspitze zurückkehre. Der Zeitpunkt des Chefwechsels dürfte Folge einer wohl auch für das Unternehmen unerwarteten Situation sein, sollte aber keinen größeren Umbruch bedeuten. Die beiden neuen Chefs hätten unterschiedliche Hintergründe und würden sich gut ergänzen. Die eine Führungskraft sitze in den USA und habe Vertriebserfahrung, die andere sitze in Europa bringe Erfahrung im Management mit.

Ob es unter den beiden neuen Chefs strategische oder taktischer Änderungen geben werde, werde sich indes wohl erst zum Kapitalmarkttag des Konzerns Mitte November zeigen, schrieb Analystin Stacy Pollard von der US-Bank JPMorgan in einer Studie./mis/men/fba

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