BERLIN (dpa-AFX) - In der Diskussion um höhere Lebensmittelpreise hat ein Zusammenschluss mehrerer Agrar-Organisationen davor gewarnt, die Bedürfnisse einkommensschwacher Haushalte gegen die von produzierenden Landwirten auszuspielen. "Die soziale Frage kann nicht allein durch den Markt und auch nicht an der Kasse gelöst werden", sagte Tina Andres, Vorsitzende des Bunds Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), am Donnerstag bei der Vorstellung des neuen Kritischen Agrarberichts des Agrarbündnisses.

"Wenn wir Preise erhöhen müssen, dann muss die Sozialpolitik auch entsprechend reagieren, was die Hilfssätze betrifft für bedürftige Personen", betonte auch Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.

Hintergrund sind Befürchtungen, dass mit einer nachhaltigen und ökologischen Landwirtschaft auch höhere Verbraucherpreise einhergehen. Das Preisthema ist ein Schwerpunkt im Kritischen Agrarbericht, den das Bündnis seit 30 Jahren stets jedes Jahr während der Grünen Woche veröffentlicht. "Die in der landwirtschaftlichen Produktion entstehenden Schäden an Mensch und Natur sind aktuell nicht im Lebensmittelpreis enthalten", heißt es darin.

Der neue Landwirtschaftsminister Cem Özdemir hatte gemeinsam mit Umweltministerin Steffi Lemke (beide Grüne) in dieser Woche angekündigt, das Thema nachhaltige Landwirtschaft ressortübergreifend deutlich stärker voranbringen zu wollen. Viele zu lösende Probleme müssen auf europäischer Ebene angegangen werden und hängen nicht zuletzt mit der Ausrichtung auf den Weltmarkt zusammen.

Das Agrarbündnis stellte am Donnerstag neben seinem Bericht auch Dutzende Forderungen an die Politik vor, darunter unter anderem eine "Reduktion der Tierbestände, die Bindung der Tierzahlen an die lokale Futterfläche und eine Abgabe auf tierische Lebensmittel, um eine tierwohlgerechte Haltung mit existenzsichernden Erzeugerpreisen zu ermöglichen"./maa/DP/eas