Der deutsche Leitindex gewann am Freitag 0,8 Prozent auf 13.318,90 Punkte und lag damit weniger als 300 Zähler unter seiner bisherigen Bestmarke. Der MSCI-Weltindex kletterte zeitweise auf ein Rekordhoch von 561,31 Stellen. Gleiches galt für den US-Standardwerteindex Dow Jones, der 28.608,64 Punkte erreichte. Der EuroStoxx50 legte bis zum Abend 0,9 Prozent auf 3772,77 Zähler zu.

"Das Jahr 2019 wurde dominiert vom Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie dem Brexit", sagte Analyst David Madden vom Online-Broker CMC Markets. "Zumindest kurzfristig scheint an diesen Fronten Ruhe eingekehrt zu sein." Vor diesem Hintergrund hielt Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader ein Dax-Rekordhoch vor dem Jahreswechsel für möglich. "Die Wahrscheinlichkeit aber ist nicht mehr so hoch wie noch zu Wochenbeginn, als der Markt fulminant in diese Richtung aufbrach."

US-Finanzminister Steven Mnuchin zufolge soll das Handelsabkommen mit China Anfang Januar unterzeichnet werden. "Es bleibt zu hoffen, dass keiner der Beteiligten bis dahin noch einmal seine Meinung ändert", sagte Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank.

Unterdessen brachte der britische Premierminister Boris Johnson seinen Brexit-Deal wie erwartet durch das Unterhaus. Damit scheidet das Vereinigte Königreich zum 31. Januar 2020 offiziell aus der EU aus. Das Pfund Sterling konnte sich dennoch nur leicht von seinen jüngsten Kursverlusten erholen und kostete 1,3048 Dollar. Johnsons Plan, eine Verlängerung der Frist zur Einigung auf eine Freihandelszone mit der EU per Gesetz auszuschließen, verhindere größere Käufe, sagte Deutsche Bank-Experte Stephan. "Den Abschluss eines Abkommens bis Ende 2020 halte ich für so gut wie ausgeschlossen."

GEWINNMITNAHMEN DRÜCKEN DEUTSCHE BANK

Am deutschen Aktienmarkt nutzten Anleger die jüngste Kursrally bei der Deutschen Bank für Gewinnmitnahmen. Die Papiere gehörten mit einem Minus von 0,8 Prozent zu den größten Verlierern im Dax. In den vorangegangenen zweieinhalb Wochen hatten sie allerdings fast elf Prozent zugelegt - gut fünf Mal so stark wie der deutsche Leitindex.

Die Aktien von Shell büßten wegen milliardenschwerer Abschreibungen 1,6 Prozent ein. Außerdem senkte der britisch-niederländische Ölkonzern seine Absatzprognosen und rechnet erstmals seit 2014 mit einem Rückgang. Angesichts des Aufstiegs erneuerbarer Energien stelle sich die Frage, ob sich das Management angemessen auf veränderten Rahmenbedingungen eingestellt sei, sagte ein Börsianer.

An der Wall Street gaben die Papiere von Spirit AeroSystems bis zu drei Prozent nach. Angesichts des monatelangen Flugverbots für den Unglücksflieger Boeing 737 MAX stellt der größte Zulieferer des Airbus-Rivalen die Teileproduktion für diese Maschinen vorerst ein. Dies werde die Geschäftsbilanz beeinträchtigen. Vor einigen Tagen hatte Boeing angekündigt, die 737-Fertigung vorübergehend einzustellen. Spirit macht die Hälfte seines Umsatzes mit 737-Zulieferteilen. Boeing-Titel büßten 1,2 Prozent ein.