BERLIN (dpa-AFX) - Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, hat die neue Corona-Testverordnung scharf kritisiert. Die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) präsentierte Verordnung sei ein Sinnbild für praxisferne Politik ohne jeden Bezug zu den konkreten Anforderungen und Abläufen in der Patientenversorgung, sagte Reinhardt dem "Deutschen Ärzteblatt" (Online/Sonntag). "Wenn man den Organisationen aus dem Gesundheitswesen im Stellungnahmeverfahren zu der Verordnung gerade einmal vier Stunden Zeit lässt, um sich mit ihrer Expertise einzubringen, darf man sich über solche Bürokratietorpedos nicht wundern." Seiner Meinung nach gebe es gute Gründe, die kostenfreien, anlasslosen Tests aller Bürgerinnen und Bürger in der derzeitigen Pandemielage zu überdenken, sagte Reinhardt weiter. Dafür seien aber Expertenanhörungen und Stellungnahmeverfahren feste Bestandteile von Verordnungs- und Gesetzgebungsprozessen.

Ärztevertreter hatten das neue Vorgehen bereits in den vergangenen Tagen kritisiert. Ärzte bezeichneten es als "Zumutung", Eurobeträge für Tests einzutreiben. Kostenlose Tests gibt es nur noch für Risikogruppen und andere Ausnahmefälle. Für Tests etwa für Familienfeiern, Konzerte oder Treffen mit Menschen ab 60 werden drei Euro Zuzahlung fällig. Wer einen solchen Test will, muss unterschreiben, dass er zu diesem Zweck gemacht wird./seb/DP/nas