BERLIN (Dow Jones)--Bankenpräsident Hans-Walter Peters erwartet in diesem Jahr eine wachsende Zahl von Unternehmenspleiten in den Bereichen Einzelhandel, Tourismus und Gastronomie. "Wir müssen bedauerlicherweise davon ausgehen, dass die Zahl der Insolvenzen gegenüber dem Jahr 2020 um einige tausend steigen wird", sagte Peters der Funke-Mediengruppe. In diesen Branchen werde man "sicherlich deutliche Probleme sehen".

So erwartete der Präsident des Bundesverbands deutscher Banken, dass der Weihnachtslockdown in den Einkaufsstraßen "deutliche Spuren hinterlassen" werde. "Für den Einzelhandel ist das der schlimmste annehmbare Fall gewesen. Das wird Folgen für die Innenstädte haben", betonte Peters, der auch Chef der Hamburger Privatbank Berenberg ist.

Mit Blick auf die gesamte deutsche Wirtschaft zeigte sich Peters jedoch optimistisch. Nach dem ersten Lockdown zu Beginn der Corona-Pandemie im vergangenen Frühjahr habe sich die Wirtschaft wieder erholt, und ohne das erneute Herunterfahren des öffentlichen Lebens vor Weihnachten hätte der Aufschwung auch noch länger angehalten. "Sobald die Pandemie durch das Frühjahr und den Impfstoff zurückgedrängt wird, werden wir wieder in einen Aufschwung kommen", sagte er voraus.

Peters erklärte zudem, die Corona-Krise könnte die seit Jahren laufenden Filialschließungen der Banken noch beschleunigen. "Im Lockdown haben die Kunden erfahren, dass sie auch anders mit ihrer Bank in Kontakt treten können", sagte er. "Ich möchte hier realistisch sein: Es wird weniger Filialen geben, und der Abbau verläuft vielleicht auch schneller als in den vergangenen Jahren." Letztlich würden die Kunden durch ihr Verhalten entscheiden, was mit den Filialen passiere.

Von mehreren Banken gemeinsam betriebenen Filialen, wie es Sparkasse und Volksbank derzeit in Hessen erproben, erteilte Peters aber eine Absage. "Die Privatbanken unterscheiden sich sehr stark in ihren jeweiligen Geschäftsmodellen", erklärte er. "Daher sehe ich das für uns momentan nicht." Der Filialabbau habe auch Folgen für die Beschäftigung in der Branche. Die Mitarbeiterzahl der Banken werde 2021 sinken. "Da wird es wegen der Filialschließungen einen Rückgang geben." Zugleich werde 2021 für die Banken ein sehr hartes und anspruchsvolles Jahr. Peters erwartete "relativ schnell" die ersten Zahlungsausfälle aus der Wirtschaft. Dann stünden schwierige Entscheidungen an.

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January 05, 2021 02:37 ET (07:37 GMT)