Von Andrea Thomas

BERLIN (Dow Jones)--Die deutsche Bauindustrie appelliert an Bund und Länder, den Gemeinden auch in diesem Jahr finanziell unter die Arme zu greifen und damit einen Investitionstopp zu verhindern. Insgesamt erwartet der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie für dieses Jahr bei den Wohnungsbauinvestitionen einen weiteren Zuwachs. Nach einem Wachstum von real 2,1 Prozent im vergangenen Jahr dürfte sich beim Wohnungsbau der Anstieg "aufgrund der nach wie vor hohen Nachfrage nach Wohnraum fortsetzen", erklärte die Bauindustrie am Freitag.

Pessimistischer zeigt sich der Verband allerdings für die Investitionen im Wirtschaftsbau, der aufgrund der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr von der Investitionsbremse der Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes und der gebeutelten Dienstleistungsbranche betroffen war. Dort dürfte sich in diesem Jahr der für 2020 testierte preisbereinigte Rückgang um 0,7 Prozent fortsetzen, sagte der Vizepräsident Wirtschaft des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim Lorenz.

Im vergangenen Jahr sei der Rückgang im Wirtschaftsbau noch durch die Ausweitung der öffentlichen Investitionen ausgeglichen worden. Die Kompensation der Gewerbesteuerausfälle bei den Gemeinden durch Bund und Länder habe mit dazu beigetragen, dass die Öffentlichen Bauinvestitionen 2020 real um 3,3 Prozent gestiegen seien.

"Wir hoffen, dass Bund und Länder auch im laufenden Jahr den Gemeinden unter die Arme greifen werden", sagte Lorenz. "Ansonsten könnten die negativen Finanzierungssalden der kommunalen Gesamthaushalte zu einem Investitionsstopp führen."

Insgesamt habe die Bauindustrie jedoch den Einbruch der deutschen Gesamtwirtschaft im vergangenen Jahr gebremst.

"Ohne die Bauwirtschaft wäre die Gesamtwirtschaft 2020 ungefähr so stark eingebrochen wie zur Finanz- und Wirtschaftskrise 2009", sagte Lorenz.

Im vergangenen Jahr sind die Bauinvestitionen insgesamt nominal um 3,2 Prozent und preisbereinigt um 1,5 Prozent gestiegen.

Die Bauunternehmen hätten durch ihr Engagement dazu beigetragen, dass trotz diverser coronabedingter Einschränkungen, wie vereinzelter Stilllegung von Baustellen, partiellem Ausfall ausländischer Fachkräfte durch Grenzschließungen oder fehlender Materiallieferungen und Auftragsstornierungen, die Investitionen insgesamt gestiegen seien.

Ohne den Bau wäre das deutsche reale Bruttoinlandsprodukt um 5,7 Prozent zurückgegangen und nicht - wie vom Bundesamt berechnet - um 5 Prozent, so die Bauindustrie.

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January 15, 2021 05:05 ET (10:05 GMT)