BERLIN (Dow Jones)--Begehrte Fachkräfte wie etwa Altenpfleger und Straßenbauer haben in den vergangenen Jahren von deutlich höheren Lohnsteigerungen profitieren können als ihre Kollegen aus Branchen mit genügend Arbeitskräften. Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, dass zwischen 2013 und 2019 Berufe, in denen geeignetes Personal knapp ist, im Vergleich zu Branchen mit genügend Arbeitskräften immer besser bezahlt wurden.

In dem Zeitraum stiegen die Löhne insgesamt um durchschnittlich 2,4 Prozent jährlich. In Berufen, in denen Fachkräfte fehlen, stiegen die Löhne jährlich um 0,61 Prozentpunkte mehr als in Berufen mit ausreichend Personal, so das IW. Vor allem Hochqualifizierte hätten davon profitieren können. Fachkräfte in Ausbildungsberufen verdienten zwar auch mehr, konnten den Fachkräftemangel in ihrem Beruf im Schnitt aber nicht in gleicher Weise in höhere Löhne ummünzen.

"Ein Grund für diesen Befund ist, dass Hochqualifizierte mobiler sind. Sie sind eher bereit, für eine gutbezahlte Stelle umzuziehen. Das stärkt ihre Verhandlungsposition", sagt IW-Bildungsexperte Alexander Burstedde.

Altenpfleger verzeichneten zwischen 2013 und 2019 ein Lohnplus von 24 Prozent, Straßenbauer von 19 Prozent und Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltung von 18 Prozent.

Allerdings seien in einigen Berufen die Löhne auch kräftig erhöht worden, ohne dass Fachkräfteengpässe bestanden. So stiegen beispielsweise laut IW die Löhne von Fußpflegern, Kosmetikfachkräften und angestellten Zahnärzten um jeweils rund 30 Prozent. Es gab jedoch auch Berufe, in denen die Löhne trotz Fachkräftemangels nur unterdurchschnittlich stiegen. Als Beispiele nannte das IW Brandschutzfachkräfte und Lokführer.

"Die Lohnentwicklung passt also nicht immer zur Fachkräftesituation", sagte Burstedde. "Die betriebliche Lohnfindung sollte sich deshalb stärker an Engpässen orientieren."

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January 06, 2021 04:27 ET (09:27 GMT)