FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Hohe Rohstoffpreise und Lieferengpässe, aber auch Zukunftsthemen wie Batterieproduktion, Krypto-Handel und nachhaltiges Anlegen treiben die Kurse von Scale-Aktien in die Höhe. Einige haben sich seit Oktober 2020 verdrei- oder gar versechsfacht.

18. Oktober 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Es läuft weiter rund im Wachstumssegment Scale. Mit einem Plus von fast 30 Prozent seit Jahresanfang hängt der Scale All Share den Large Cap-Index DAX um Längen ab. Der kommt nämlich "nur" auf 12,7 Prozent.

Am Montagmorgen liegt der Scale All Share bei 1.903 Punkten und damit nicht mehr weit vom im September erreichten Allzeithoch bei 1.969 Punkten entfernt. Nicht ganz so gut entwickelt hat sich der Auswahlindex Scale 30. Der steht aktuell bei 1.656 Punkten - und damit deutlicher unter seinem Rekord von 1.835 Zählern.

Deutsche Rohstoff AG: Kurshochs wegen teurem Öl und Gas

Auffällig ist die zuletzt extrem gute Entwicklung der Deutschen Rohstoff AG (DE000A0XYG76): Aktuell kostet die Aktie 23,60 Euro, Anfang September waren es 15 Euro und Anfang des Jahres 8 Euro. Das Fracking-Unternehmen, dessen Schwerpunkt die Erschließung und Ausbeutung von Öl- und Gaslagerstätten in den USA ist, profitiert von den hohen Energiepreisen. Am gestrigen Donnerstag meldete die Deutsche Rohstoff AG, dass der Umsatz bis Ende September gegenüber dem Vorjahr um fast 65 Prozent und das Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen) um 140 Prozent gestiegen ist.

Das Analysehaus First Berlin Equity Research sieht sogar noch Potenzial bis auf 28 Euro für die Aktie und rät zum Kauf. Die Analysten begründen das mit neuen Bohrungen in Colorado und einer beschleunigten Entwicklung des Öl- und Gasgeschäfts in Wyoming und Utah.

Kursversechsfachung bei Ernst Russ

Die Deutsche Rohstoff AG gehört übrigens jetzt zu den Scale-Aktien, die sich auf Zwölfmonatssicht am besten entwickelt haben. Ganz oben auf der Liste steht weiter die Ernst Russ AG (DE000A161077) mit einer Kursversechsfachung seit Oktober 2020. Dafür sorgen die guten Bedingungen auf den internationalen Schiffsmärkten mit extrem hohen Charterraten.

Es folgen der Hersteller von Batteriekomponenten IBU-tec advanced materials (DE000A0XYHT5) mit einer Kursvervierfachung sowie die Beteiligungsgesellschaft Media and Games Invest (MT0000580101), der Ökofondsanbieter Ökoworld (DE0005408686) und die JDC Group (DE000A0B9N37) mit Kursverdreifachungen. Die JDC Group bietet unter den Marken Jung, DMS & Cie., allesmeins und Geld.de eine digitale Plattform für Versicherungen, Investmentfonds und andere Finanzprodukte und -dienstleistungen. Ende September hat JDC eine Kooperation mit dem Sparkassensektor bekannt gegeben.

Naga kommt Krypto-Handel zugute

Auch The Naga Group (DE000A161NR7) gehört in diesem Jahr zu den klaren Gewinnern, selbst wenn die Kurshochs vom Februar bislang nicht wieder erreicht wurden. Aktuell kostet die Aktie 7,36 Euro, Anfang des Jahres waren es 4 Euro, Anfang 2020 sogar nur 0,58 Euro.

Nach einer Umstrukturierung scheint Naga nun wieder auf Erfolgskurs zu sein. Der Anbieter des sozialen Netzwerks für Trading, Kryptowährungen und Zahlungen hat zuletzt ein Rekordquartal mit 157 Prozent Umsatzwachstum zum Vorjahr gemeldet. Besonders die Handelserlöse aus Kryptowährungen seien im dritten Quartal signifikant gestiegen.

Pantaflix will von hoher Wachstumsdynamik profitieren

Von einer Kurserholung wie bei Naga ist das Münchener Medien- und Technologieunternehmen Pantaflix (DE000A12UPJ7) noch einiges entfernt. Die Aktie hat sich nach einem - dem Höhenflug bis auf fast 19 Euro 2017 folgenden - deutlichen Rücksetzer auf unter 2 Euro bislang nicht erholen können. Aktuell wird sie zu 1,18 Euro gehandelt. Pantaflix geht nun aber davon aus, dass es von der hohen Wachstums- und Veränderungsdynamik in der Medienbranche profitieren wird - und das werde sich auch im Aktienkurs widerspiegeln (s. Interview)

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Drei Fragen an... diesmal: Stephanie Schettler-Köhler, COO von Pantaflix

Sie haben auf der Hauptversammlung 2021 einen positiven Ausblick für die Pantaflix AG gegeben. Worauf gründet sich Ihr Optimismus?

Nach den Beschränkungen durch die Pandemie erleben wir nun eine Rückkehr zur Normalität. So können wir die Arbeiten an spannenden Film- und Serienprojekten wieder mit voller Kraft vorantreiben. Der sich rasant wandelnde Medienmarkt birgt für Pantaflix zahlreiche Chancen. Wir haben innerhalb unserer Tochtergesellschaft Pantaflix Technologies die richtige Ausgangslage geschaffen und mit der Streaming-Plattform Pantaflix die Technologie, um das Marktpotenzial für uns zu erschließen. Gleichzeitig beginnen wir, in neue Bereiche wie den Podcast- und Hörspielmarkt vorzudringen.

Sie haben vor kurzem Ihren Halbjahresbericht vorgelegt. Was waren die wichtigsten Entwicklungen?

Wir haben uns eine gute Ausgangslage geschaffen, um unsere Prognose für 2021 mit einer erheblichen Umsatz- und Ergebnissteigerung zu erreichen. Trotz Corona-bedingter Beschränkungen konnten wir zum Beispiel aufwendige Produktionen wie "Army of Thieves" für Netflix erfolgreich abschließen. Hervorheben möchte ich auch die positiven Entwicklungen bei Pantaflix Studios, das mit dem selbst geschaffenen Genre der Creator-Serie Erfolge feiert.

Wie bewerten Sie die Chancen auf kurzfristige Sicht? Welches Potenzial ergibt sich für Investments?

Wir bewegen uns in einem Markt mit hoher Wachstums- und Veränderungsdynamik. Hiervon wollen wir auf vielfältige Weise profitieren, etwa durch unsere Produktionen für die große Kinoleinwand und für Streaming-Partner wie Netflix, Amazon Prime Video oder Joyn. Wir sind überzeugt davon, dass sich operative Erfolge in der Aktienkursentwicklung widerspiegeln werden."

Die Pantaflix AG ist ein Medien- und Technologieunternehmen mit Standorten in Berlin, Köln und München. Neben dem klassischen Filmproduktionsgeschäft der Pantaleon Films, der Produktionseinheit Pantaflix Studios, der Kreativagentur Creative Cosmos 15 sowie der Audioproduktionseinheit PantaSounds gehört auch Pantaflix Technologies zur Unternehmensgruppe. Pantaflix kooperiert etwa mit Amazon, Disney, Joyn, Netflix, StudioCanal und Warner Bros.

von: Anna-Maria Borse

© 18. Oktober 2021, Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)