FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Wahrgenommene Risiken und kleine Gewinnmitnahmen auf der Short-Seite lassen die Marktstimmung etwas besser erscheinen. Was deutsche Bluechips nach Ansicht Goldbergs eher lähmen sollte.

14. September 2023. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Neu erwachtes Vertrauen? Bereits zum dritten Mal in Folge haben internationale Fondsmanager ihre Untergewichtung in globalen Aktien weiter zurückgenommen. Dies ergab die gestern publizierte Umfrage der Bank of America, derzufolge nur noch netto 3 Prozent der Befragten nach eigener Auskunft international in Aktien untergewichtet sind. Zur Erinnerung: Im September des Vorjahres lag dieser Saldo noch bei 52 Prozent! Von dieser jüngsten Entwicklung haben aber in erster Linie US-Aktien profitiert - netto 7 Prozent der Fondsmanager erklärten nämlich, dort mittlerweile übergewichtet zu sein, im Vormonat sprachen wir noch von einer Untergewichtung von 22 Prozent (!).

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Leider haben europäische Aktien von dieser Entwicklung nur geringfügig profitiert (die Untergewichtung der internationalen Fondsmanager in europäischen Aktien ist lediglich um 2 Prozentpunkte auf einen Saldo von 10 Prozent zurückgegangen). Und so wundert es auch nicht, dass der DAX seit unserer vergangenen Stimmungserhebung kaum aus dem Gleichgewicht zu bringen war. Mit rund 1,8 Prozent erwies sich die Handelsspanne als vergleichsweise gering, und am Ende blieb das Börsenbarometer gegenüber der Vorwoche stichpunktbezogen unverändert.

Privatanleger immer bullisher

Obgleich es gemessen an der DAX-Entwicklung gegenüber der Vorwoche nicht allzu viel zu gewinnen oder zu verlieren gab, hat sich die Stimmung der von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont verbessert. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist um 11 Punkte auf einen neuen Stand von -24 gestiegen. Im gleichen Zuge hat sich das Bärenlager um 8 Prozentpunkte reduziert, wobei sich knapp zwei Drittel der Wechselwilligen vermutlich mit kleinen Gewinnen zufriedengegeben haben - etwas mehr als ein Drittel wagte sich direkt zu den Optimisten.

Eine ganz ähnliche Stimmungsentwicklung hat es auch bei den Privatanlegern gegeben. Der Börse Frankfurt Sentiment-Index steigt in diesem Panel zum vierten Mal hintereinander (dieses Mal um 9 Punkte) an und rangiert jetzt auf einem neuen Stand von +16, so hoch wie zuletzt am 1. März dieses Jahres. Ähnlich wie bei den institutionellen Investoren verringerte sich die Gruppe der Pessimisten um 6 Prozentpunkte, wobei sich die Wanderungen unter dem Strich zu gleichen Teilen auf die Bullen und die neutral eingestellten Anleger verteilten. Übrigens: In der relativen Betrachtung auf drei und sechs Monate ist dieser jüngste Optimismus sogar noch einmal deutlich höher.

Fast im Gleichschritt

Auch wenn sich die Sentiment-Indizes der privaten und institutionellen Investoren mit der heutigen Umfrage fast gleichförmig entwickelt haben, bleibt doch eine starke Stimmungskluft zwischen beiden Panels bestehen. Und obwohl der DAX im Vergleich zur Vorwoche zwischenzeitlich nur 0,7 Prozent an Wert verlor, hat sich ein Teil der Investoren - möglicherweise auch in Erwartung kommender Ereignis-Risiken in Gestalt von US-Inflationsdaten (heute im weiteren Verlauf nach der Sentiment-Erhebung) und Zentralbanksitzungen (etwa morgen die EZB) - zu einer Reduzierung bearisher Engagements entschieden. Hinzu kamen Gewinnmitnahmen auf einem Niveau, das sich nicht allzu weit entfernt von der von uns in der Vorwoche gedachten Untergrenze einer Konsolidierung im Bereich von 15.450/15.500 DAX-Zählern befand.

Der reduzierte Pessimismus bei den institutionellen Investoren, der im 3- und 6-Monatsvergleich sogar noch niedriger ist, lässt den DAX gegenüber der Vorwoche etwas verwundbarer erscheinen, weil sich der mögliche Nachfrage-Pool verkleinert hat, während die Obergrenze einer gedachten Seitwärtsentwicklung im Bereich von 16.100/150 Zählern etwa aufgrund von Gewinnmitnahmen der jüngsten Optimisten zumindest temporär vernagelt bleiben dürfte.

14. September 2023, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)