Für zusätzliche Nervosität sorgte am Mittwoch der nahende Brexit-Showdown. Der Dax schloss mit 2,8 Prozent im Minus bei 11.925 Punkten, der EuroStoxx50 ging 2,6 Prozent tiefer bei 3124 Punkten aus dem Markt. An den US-Börsen ging es ebenfalls abwärts - der Dow-Jones-Index lag knapp zwei Prozent im Minus.

Zu den Sorgen über den Handelsstreit zwischen den USA und China, bei dem sich keine Lösung abzeichnet, gesellten sich am Nachmittag Befürchtungen, dass der Konflikt zwischen den USA und Europa in eine neue Runde geht. Denn im Streit über Subventionen für den europäischen Flugzeugbauer Airbus entschied die Welthandelsorganisation WTO, dass die USA EU-Waren im Wert von 7,5 Milliarden Euro mit Strafzöllen belegen darf. Während die EU zur Besonnenheit mahnte, kündigte Frankreich an, auf etwaige US-Zölle entschieden zu reagieren. Die im MDax notierten Airbus-Aktien fielen fast zwei Prozent.

Schon jetzt sind die negativen Effekte der globalen Handelskonflikte für die Weltkonjunktur immer deutlicher spürbar. Börsianern zufolge wirkten am Markt noch die schwachen US-Industriedaten vom Dienstag nach. Auch für die deutsche Wirtschaft sind die führenden Forschungsinstitute skeptischer und sagen ein geringeres Wachstum voraus. Im Handelsstreit zwischen den USA und China sei eine Lösung des Konflikts nicht wirklich greifbar, sagte Milan Cutkovic, Marktanalyst beim Handelshaus AxiTrader. "Denn selbst wenn die Handelsgespräche zwischen den USA und China im Oktober erfolgreich verlaufen, dürfte es noch eine Weile dauern, bis ein unterschriftsreifes Abkommen auf dem Tisch liegt."

Anleger flüchteten vor der feiertagsbedingten Handelspause am Donnerstag vermehrt in als sicher geltende Anlagen wie Gold. Das Edelmetall verteuerte sich um 1,45 Prozent auf 1500 Dollar je Feinunze. "Der Handelsstreit ist und bleibt der Impulsgeber Nummer Eins für den sicheren Hafen", sagte Analyst Salah Bouhmidi von DailyFX.

Einen negativen Vorgeschmack auf den US-Arbeitsmarktbericht am Freitag lieferten die Daten der privaten US-Arbeitsagentur ADP: Mit 135.000 wurden etwas weniger neue Stellen im September geschaffen als erwartet.

ANLEGER FLIEHEN AUS BRITISCHEN AKTIEN

Mit seinem letzten Einigungsvorschlag im Brexit-Streit wird Premierminister Boris Johnson nach Ansicht vieler Börsianer bei der EU nur schwer punkten können. Johnson betonte in seiner Rede, Großbritannien werde am 31. Oktober die EU verlassen, "komme, was wolle." Zum Knackpunkt - der Grenze zwischen dem EU-Mitglied Irland und der britischen Provinz Nordirland - sagte er, es werde "unter keinen Umständen" Kontrollstellen an oder nahe der Grenze geben. Johnson sei viele Details schuldig geblieben, sagte Stratege David Cheetham vom Onlinebroker xtb. Die ersten Reaktionen aus Brüssel zeigten aber, dass Johnsons eingereichte Pläne zu wenig für einen großen Durchbruch seien. Der britische Aktienmarkt geriet unter die Räder und verlor 3,2 Prozent.

FUSION VON WETTFIRMEN BEFLÜGELT KURSE

Besonders konjunkturabhängige Werte mussten in Europa Federn lassen. Aktien von Covestro gaben 4,6 Prozent nach. Die Analysten von Mainfirst stuften die Titel Händlern zufolge auf "Underperform" von "Neutral" herunter. Bei den Nebenwerten gab es aber auch Lichtblicke. Die Aktien der IT-Leasingfirma Grenke gingen auf Höhenflug und gewannen zeitweise mehr als sieben Prozent. Die Firma hatte ihre Wachstumsziele für 2019 nach oben geschraubt. "Analysten hatten befürchtet, dass die Margen im dritten Quartal weiter sinken werden. Das ist nicht eingetreten", sagte ein Händler.

An der Londoner Börse schossen die Aktien des Buchmachers Flutter Entertainment um bis zu fünfzehn Prozent nach oben auf den höchsten Stand seit Juni 2018. Die Briten schließen sich mit dem Konkurrenten Stars Group zum weltweiten Marktführer bei Sportwetten zusammen.