Die aktuellen Entwicklungen rund um die Corona-Pandemie in kompakter Form:


BDI fordert bundesweites Vorgehen statt Flickenteppich 

Vor dem Bund-Länder-Treffen zu Corona mahnt die deutsche Industrie zu einen bundesweiten Vorgehen bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie. Es drohe ein ineffizienter Flickenteppich, monierte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Siegfried Russwurm. Die Krisenrunde müsse sich auf einen bundeseinheitlichen Stufenplan mit klaren Maßnahmen, Kriterien und Schwellenwerten verständigen. "Mit großer Sorge sieht die Wirtschaft, dass die Bundesländer angesichts rasant steigender Inzidenzen einmal mehr unabgestimmt mit neuen Corona-Maßnahmen vorpreschen", so Russwurm. "Anstatt mit einer länderübergreifenden Planung und konsequenten Eindämmungskonzepten die vierte Welle systematisch zu brechen, droht erneut ein ineffizienter Flickenteppich. Es grenzt an Realitätsverweigerung, dass Bund und Länder diesen Fehler immer und immer wieder machen."


NRW-Ministerpräsident greift Scholz scharf an 

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hat dem designierten Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in der Corona-Pandemie einen schlechten Umgang mit den Bundesländern vorgeworfen. In den vorherigen Pandemiewellen habe Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Maßnahmen stets eng mit den Ländern abgestimmt, Scholz mache dies nicht, sagte Wüst im nordrhein-westfälischen Landtag in Düsseldorf. "Olaf Scholz hat die Länder abtropfen lassen und versucht, sie mit dem Infektionsschutzgesetz vor vollendete Tatsachen zu stellen", sagte Wüst. Dies habe verheerende Folgen.


Schleswig-Holstein führt 2G in Tourismus- und Freizeitbereich ein 

Als Reaktion auf die zunehmend angespannte Coronalage führt auch Schleswig-Holstein ab der kommenden Woche eine 2G-Pflicht im Freizeitbereich ein. Die Regelung greift bei Freizeitveranstaltungen aller Art, in den Innenräumen von Gaststätten und bei Sport in Innenräumen, wie die Landesregierung in Kiel nach Beratungen in der Koalition aus SPD, Grünen und FDP mitteilte. Auch touristische Übernachtungen werden erfasst. Demnach können Privatreisende nur noch in Hotels einchecken, wenn sie vollständig geimpft oder genesen sind. Für Berufsreisende gilt jedoch eine 3G-Regel, also können auch Ungeimpfte mit negativem Coronatest übernachten.


Handelsverband warnt vor 2G und 3G im Einzelhandel 

Der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland, Stefan Genth, hat mit Blick auf die Bund-Länder-Beratungen am Donnerstag vor schärferen Corona-Maßnahmen für den Einzelhandel gewarnt. "Neue Zugangsbeschränkungen wie etwa 2G oder 3G wären für den Einzelhandel vollkommen unangemessen", sagte Genth dem Handelsblatt. Eine solche Maßnahme sei aus Infektionsschutzgründen nicht notwendig und würde im Einzelhandel "schweren Schaden anrichten". Zudem würde die Kontrolle einen hohen Aufwand bedeuten, insbesondere in Branchen mit hoher Kundenfrequenz wie bei Lebensmittel oder Bekleidung. "Da käme es in der Folge auf jeden Fall zu langen Schlangen vor den Türen der Geschäfte, das sollte auch aus Infektionsschutzgründen dringend vermieden werden", sagte Genth der Zeitung.


Merkel sieht Deutschland in einer dramatischen Corona-Lage 

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich äußert besorgt gezeigt über die aktuelle Corona-Infektionslage in Deutschland. Bei dem Bund-Länder-Treffen mit den Ministerpräsidenten am morgigen Donnerstag werde sie für verbindliche schärfere Regeln werben, die ab einer bestimmten Hospitalisierungsquote automatisch greifen sollen. Dabei sollten parteipolitische Argumentationen oder die Frage nach der Zuständigkeit der aktuellen geschäftsführenden Regierung oder der kommenden Koalition hintanstehen. Dem Virus sei das "vollkommen egal".


USA erhöhen Ordervolumen für Covid-19-Medikament von Glaxo 

Die US-Regierung hat weitere Dosen des Antikörper-Medikaments von Glaxosmithkline und Vir Biotechnology zur frühen Behandlung von Covid-19 bestellt. Das gesamte Ordervolumen der Regierung steigt damit auf 1 Milliarde US-Dollar. Das Medikament reduziert bei einer Corona-Infektion das Risiko, stationär behandelt werden zu müssen. Die neueste Order über 300.000 Dosen hat laut einer informierten Person ein Volumen von 650 Millionen Dollar.


DIW: Einkommensungleichheit sinkt in Zeiten wie der Corona-Krise 

In Rezessionen sinkt laut einer Studie am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) temporär die Einkommensungleichheit, in Erholungsphasen steigt sie. Zwar habe sich die Einkommensungleichheit in den vergangenen 40 Jahren generell erhöht, doch seien neben diesem langfristigen Trend temporäre Schwankungen zu beobachten, die den Konjunkturzyklen geschuldet sind, erklärte das Institut. Dass die Ungleichheit in Boomphasen steige, liege fast ausschließlich an den hohen Anteilsgewinnen der einkommensstärksten 10 Prozent der deutschen Bevölkerung. "Wir sehen, dass die in Krisen ergriffenen Maßnahmen helfen, die unteren Einkommen zu stabilisieren", erklärte Studienautor Alexander Kriwoluzky.


Wieder neuer Höchstwert bei Neuinfektionen in Österreich 

In Österreich erreichen die täglichen Corona-Neuinfektionen wie in Deutschland immer neue Höchststände. Die Alpen-Republik meldete am Mittwoch 14.416 Neuansteckungen binnen 24 Stunden und damit so viele wie noch nie seit Pandemie-Beginn, wie die österreichische Nachrichtenagentur APA unter Berufung auf die Behörden meldete. Der Tageswert liege damit weit über dem Schnitt der vergangenen sieben Tage in Höhe von 12.164 Fällen täglich. Die Sieben-Tage-Inzidenz in Österreich stieg laut APA ebenfalls kräftig an und erreichte einen Wert von 953,2 Fällen pro 100.000 Einwohner. Am Dienstag hatte der Inzidenzwert demnach noch bei 919,4 gelegen. Außerdem wurden am Mittwoch weitere 41 Corona-Tote gemeldet.


Spahn: Dieser Winter hat das Risiko, "sehr,sehr hart" zu werden 

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat vor einem sehr schwierigen Winter gewarnt. Bei den Corona-Infektionen befände sich Deutschland in einem exponentiellen Wachstum, bei dem sich die Zahlen alle 12 bis 14 Tage verdoppelten. Bund und Länder sollten sich bei der Ministerpräsidentenkonferenz am morgigen Donnerstag auf weitere Maßnahmen verständigen. "Es ist gerade ziemlich ernst", sagte Spahn auf dem Wirtschaftsgipfel der Süddeutschen Zeitung. "Dieser Winter hat eben das Potential, das Risiko sehr sehr hart zu werden." Deutschland müsse dieses exponentielle Wachstum brechen, um eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern.


Ifo: Hohe Inzidenzen gefährden Erholung der Wirtschaft 

Die in die Höhe schnellenden Corona-Infektionszahlen gefährden die wirtschaftliche Erholung in der Pandemie, warnt der Präsident des Münchner Ifo-Instituts Clemens Fuest im Interview der Passauer Neuen Presse. "Die Ausbreitung der Infektionen sorgt dafür, dass die wirtschaftliche Aktivität in den Sektoren des sozialen Konsums, also Gastronomie, Reise, Kultur und Veranstaltungen, zurückgeht, weil Menschen Ansteckungsrisiken meiden", sagte Fuest. "Die ohnehin fragile wirtschaftliche Erholung von der Krise wird damit gefährdet." Erhebliche langfristige Schäden drohten zudem im Bildungsbereich, wenn die Schulen erneut geschlossen würden. Nach den Worten Fuests sind es großteils "nicht die Lockdown-Maßnahmen, die ökonomische Kosten verursachen, sondern die Pandemie selbst". Der Wirtschaftswissenschaftler spricht sich vor dem Ministerpräsidententreffen mit der Kanzlerin am Donnerstag für die Anwendung der 2G-Regel aus.


Krankenhäuser: Kontaktbeschränkungen für Geimpfte möglich 

Der Vorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, hat von SPD, Grünen und FDP weitergehende Corona-Maßnahmen gefordert, darunter auch die Möglichkeit für Einschränkungen für Geimpfte. "Die Ampel-Pläne gehen meiner Meinung nach noch nicht weit genug", sagte Gaß dem Handelsblatt. Um ein "deutliches Zeichen" zu setzen, brauche es eine flächendeckende 2G-Regel, auch in Fernzügen und im Flieger. "Hier stellt auch die Kontrolle - in Verbindung mit dem Ticket - kein praktisches Problem dar", sagte Gaß. "Ich halte es auch für einen Fehler, weitergehende Maßnahmen grundsätzlich auszuschließen." Dafür sei die Pandemieentwicklung zu unvorhersehbar. "Von Kontaktbeschränkungen für alle bis zu Schließungen muss der gesamte Instrumentenkasten in der vierten Welle denkbar sein, wenn eine veränderte Lage dies erfordert."

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November 17, 2021 07:26 ET (12:26 GMT)