Peking (Reuters) - Trotz rosiger Konjunkturperspektiven steuert Chinas Führung dieses Jahr ein eher bescheidenes Wachstumsziel von über sechs Prozent an.

Dabei habe man die Erholung der wirtschaftlichen Aktivität berücksichtigt, erklärte Ministerpräsident Li Keqiang in seinem Arbeitsbericht für das Nationaler Volkskongress genannte Parlament. Das Land hatte im Corona-Jahr 2020 erstmals seit 2002 kein Wachstumsziel ausgegeben. Letztlich sprang beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) voriges Jahr ein Plus von 2,3 Prozent heraus - das schwächste Wachstum seit 44 Jahren.

Doch war China damit die einzige große Volkswirtschaft, die überhaupt Wachstum hatte. Dass die Führung nun nur ein Plus von "über sechs Prozent" für 2021 anpeilt, führte zu Enttäuschung bei Anlegern.[L5N2L31F5] Experten erwarten, dass das Wachstum in China dieses Jahr acht Prozent übersteigen könnte.

Der neue Fünfjahresplan für die Volksrepublik enthält keine konkrete Wachstumszahl für den Zeitraum von 2021 bis 2025. Es ist lediglich davon die Rede, dass das durchschnittliche Wachstum in einem "angemessenen" Rahmen gehalten werden solle. Im Umfeld der Regierung wird darauf verwiesen, dass die Führung den Ball bewusst flach halte. Ihr gehe es um Stabilität und nicht darum, Erwartungen an einen ungestümen Aufschwung zu fördern. Diese könnten schließlich zu höherer Verschuldung und Risikoneigung führen. "Es ist offensichtlich, dass das Wachstum über sechs Prozent liegen wird. Die Absicht ist, den Menschen zu sagen, dass wir uns auf qualitativ höherwertiges Wachstum konzentrieren sollten", sagte Regierungsberater Yao Jingyuan der Nachrichtenagentur Reuters.

Dahinter steht die von Li ausgerufene Linie, den Binnenkonsum anzukurbeln und Innovationen zu fördern, damit sich Chinas Wirtschaft langfristig von der Abhängigkeit von ausländischen Märkten und Technologien lösen kann.

INNOVATIONSPLAN FÜR SCHLÜSSELBEREICHE

China plant hierfür eine breite Investitionsoffensive. In den kommenden fünf Jahren sollen die Ausgaben für Forschung und Entwicklung um jeweils mehr als sieben Prozent jährlich hochgefahren werden. Allein in diesem Jahr sollen etwa die Investitionen in Grundlagenforschung um 10,6 Prozent steigen. Damit will die kommunistische Führung im technologischen Wettbewerb mit den USA bestehen.

In dem Fünfjahresplan werden sieben Schlüsselbereiche hervorgehoben, die gezielt gefördert werden sollen: Künstliche Intelligenz der nächsten Generation, Quanteninformation, Hirnforschung, Halbleiter, Genforschung und Biotechnologie, klinische Medizin und Gesundheit sowie die Erforschung des Weltraums, der Tiefsee und der Polargebiete. Der Regierung zufolge sollen auch mehr Labore zur Erforschung von Quanteninformation und künstlicher Intelligenz eingerichtet werden. Der Bau von Elektrofahrzeugen und der neue Mobilfunkstandards 5G sollen ebenfalls vorangetrieben werden.

Auch ausländisch finanzierte Unternehmen will die Regierung bei der Einrichtung von Zentren für Forschung und Entwicklung im Land unterstützen. Geplant ist zudem, internationale Organisationen mit Bezug zu Wissenschaft und Technologie zu gründen. Das Land strebt überdies an, in den Städten nun mehr als elf Millionen neue Arbeitsplätze zu schaffen, wie Li in seiner Eröffnungsrede vor dem Volkskongress erläuterte.