Berlin (Reuters) - Die Corona-Pandemie hat der deutschen Tourismusbranche im vergangenen Jahr das Geschäft verhagelt und viele Betriebe an den Rand der Existenz gedrängt.

Die Zahl der Übernachtungen sank wohl um 40 Prozent auf 299 Millionen, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch nach ersten Schätzungen mitteilte. Dies sei der tiefste Stand seit dem Vorliegen gesamtdeutscher Ergebnisse 1992. "2020 war ein Katastrophenjahr mit historischen Tiefstwerten und Monaten des Stillstands für die Tourismuswirtschaft in Deutschland", bilanzierte Generalsekretär Michael Rabe vom Branchenverband BTW. Die Unternehmen stünden mehr denn je mit dem Rücken zur Wand. "Das aktuelle Chaos und die massiven Verzögerungen bei den von der Politik großspurig versprochenen Hilfszahlungen tun ihr Übriges dazu."

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) bezeichnete die Folgen der Pandemie "für den Deutschlandtourismus und damit für das Gastgewerbe verheerend". "Nach dem zehnten Übernachtungsrekord in Folge sind die Übernachtungszahlen 2020 dramatisch eingebrochen", erklärte Dehoga-Präsident Guido Zöllick. "Verzweiflung und Existenzängste machen sich breit." Gut 75 Prozent der Betriebe bangten einer Verbands-Umfrage zufolge um ihre Existenz. Mit der Möglichkeit der Impfung wachse jedoch die Zuversicht. "Wir rechnen damit, dass es in diesem Jahr wieder bergauf geht", betonte Zöllick. Hotels und Restaurants seien auch laut dem Robert-Koch-Institut keine Pandemietreiber.

GÄSTE AUS DEM AUSLAND BLEIBEN WEG

Bereits im ersten Lockdown im Frühjahr mussten Hotels, Pensionen und Ferienunterkünfte schließen und durften nur noch Geschäftsreisende beherbergen. Dies gilt auch wieder seit Anfang November. In dem Monat sank die Zahl der Übernachtungen binnen Jahresfrist um 72,2 Prozent auf neun Millionen. Von Januar bis November meldeten die Betriebe gut 295 Millionen Übernachtungen - über 36 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Hier brachen die Buchungen ausländischer Gäste besonders stark ein, und zwar um fast 63 Prozent auf 31 Millionen. Bei heimischen Touristen wurde ein Rückgang von knapp 31 Prozent auf 264 Millionen Übernachtungen gemeldet. Im November schlossen laut Statistikamt viele Unternehmen. "Nur knapp 39.500 der etwa 52.200 statistisch erfassten Beherbergungsbetriebe hatten geöffnet."

Die Branche appellierte an die Politik, dass die Überbrückungs-, November- und Dezemberhilfen "nun endlich schnell und im zugesagten Umfang fließen". BTW-Experte Rabe forderte zudem "eine klare und verlässliche Ausstiegsstrategie aus dem Lockdown" auch für die Tourismusbranche." Wir brauchen Planbarkeit und Strategien, wie unsere Unternehmen wieder dauerhaft arbeiten und unsere Gäste - unter den gebotenen Hygieneauflagen - wieder reisen können."