BERLIN (Dow Jones)--Die Corona-Krise hat die Strom-Großhandelspreise laut Experten erheblich unter Druck gesetzt. Im Jahr 2020 lag der mittlere Großhandelspreis mit 30,47 Euro pro Megawattstunde um mehr als 7 Euro unter dem Vorjahreswert, teilte das Energiewissenschaftliche Institut an der Universität Köln (EWI) mit. Ursache waren sowohl niedrigere Brennstoffkosten, eine geringere Stromnachfrage und mehr Strom aus erneuerbaren Energien.

Die nationalen Corona-Beschränkungen und die weltweite Rezession ließen die Stromnachfrage in Deutschland laut EWI um knapp 16 Terawattstunden (3,2 Prozent) sinken. Die Nachfrage sei insbesondere während des ersten Lockdowns im April eingebrochen, aber auch darüber hinaus niedrig geblieben. Erst im August habe sie wieder Vorjahresniveau erreicht. Die Auswirkungen des Lockdowns im November und Dezember seien dagegen nur gering gewesen.

Infolge der Pandemie gingen der Kurzanalyse zufolge auch die Preise für Kohle und Gas zurück. Die Gaspreise waren bereits 2019 auf Grund des großen Angebots unter Druck geraten und erreichten 2020 neue Tiefpunkte. Der Preis für CO2-Zertifikate brach in Folge der europäischen Lockdown-Maßnahmen im Frühjahr ebenfalls ein, blieb aufgrund schneller Erholung aber im Jahresmittel stabil.

Die niedrigeren Brennstoffpreise reduzierten die Grenzkosten der Kraftwerke und damit deren Einsatzreihenfolge am Strommarkt. "Gas-und-Dampf-Kombikraftwerke haben von niedrigen Gaspreisen profitiert und konnten sich in der Einsatzreihenfolge der Kraftwerke zeitweise sogar vor Braunkohlekraftwerke schieben", erklärt EWI-Manager Simon Schulte. Gleichzeitig sei die Ökostrom-Erzeugung um 9,2 Terawattstunden gestiegen. Der Ausbau und günstige Wetterbedingungen sorgten für ein Plus der Windenergie an Land (3,5 Prozent), auf See (11,1 Prozent) und bei der Solarenergie (9,3 Prozent).

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January 05, 2021 08:43 ET (13:43 GMT)