Frankfurt (Reuters) - Die schwache Konjunktur treibt die Anzahl der Firmenpleiten in Deutschland auf das höchste Niveau seit annähernd einem Jahrzehnt.

Von Januar bis Juni gab es 11.000 Firmeninsolvenzen, fast 30 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, wie die Wirtschaftsauskunftei Creditreform am Montag in Neuss mitteilte. "Die Insolvenzen in Deutschland haben den höchsten Stand seit fast zehn Jahren erreicht", erklärte Creditreform-Chefökonom Patrik-Ludwig Hantzsch. Die Unternehmen kämpften weiter gegen die Auswirkungen der Rezession des vergangenen Jahres, anhaltende Krisen und die kraftlose konjunkturelle Entwicklung in diesem Jahr. "Das alles zusammengenommen bricht vielen Betrieben das Genick."

Im ersten Quartal hatte die Wirtschaftsleistung der größten Volkswirtschaft der Euro-Zone lediglich um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zugelegt. Im vierten Quartal 2023 war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sogar um 0,5 Prozent geschrumpft.

Laut Creditreform ist die Zahl an Insolvenzen großer Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten im ersten Halbjahr deutlich gestiegen. Prominenteste Firmenpleiten seien Galeria Karstadt Kaufhof und FTI Touristik gewesen. Bei den Dienstleistern sei die Zahl der Insolvenzen im ersten Halbjahr um 34,9 Prozent gestiegen. In der Bauwirtschaft habe sie um 27,5 Prozent zugenommen. Im Handel habe sich die Zahl der Firmenpleiten um 20,4 Prozent erhöht.

Einen Rückgang der Insolvenzzahlen erwartet Creditreform vorerst nicht. Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland werde 2024 aller Voraussicht nach schwach ausfallen, so Hantzsch. "Selbst nachdem die Zentralbank (EZB) Anfang Juni die angekündigte Zinswende vollzogen hat, dürften die Unternehmensinsolvenzen noch bis Jahresende zunehmen und im Gesamtjahr erstmals wieder das Vor-Corona-Niveau übersteigen." Viele Firmen könnten aufgrund der schlechten Wirtschaftslage den Zahlungsverpflichtungen aus eigener Finanzkraft derzeit kaum nachkommen. Hantzsch schätzt die derzeitige Lage ziemlich negativ ein: "Die Unternehmensstabilität in Deutschland ist derzeit so wacklig wie seit vielen Jahren nicht mehr."

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)