Deka-EZB-Kompass: Realitätscheck |
‡ Der Deka-EZB-Kompass ist im Dezember zum zweiten Mal in Folge angestiegen und erreichte 27,1 Punkte. Dies beruhte je- doch vorwiegend auf einer weiteren Verbesserung der Stimmungsindikatoren, deren Aussagegehalt angezweifelt werden darf, sowie auf positiven Basiseffekten bei einigen Inflationsindikatoren nach dem massiven Rückgang des Ölpreises vor einem Jahr. Insofern ist es kein Widerspruch, dass trotz der jüngsten Stabilisierung des EZB-Kompasses wieder stärker über eine weitere Lo- ckerung der Geldpolitik diskutiert wird. ‡ Bei der jetzt anstehenden Ratssitzung ist jedoch nicht mit konkreten Maßnahmen zu rechnen, und Präsident Draghi dürfte in erster Linie bemüht sein, die Geschlossenheit des EZB-Rats zu unterstreichen. Das weitere Vorgehen der EZB wird davon ab- hängen, inwieweit sie an ihrem verhalten optimistischen wirtschaftlichen Ausblick festhalten kann. Die konjunkturelle Schwä- che in vielen Emerging Markets, die niedrigen Rohstoffpreise und die Unruhe auf den globalen Finanzmärkten könnten sie ver- anlassen, bei den im März erscheinenden makroökonomischen Projektionen ihre Vorhersagen für Wirtschaftswachstum und In- flation nach unten zu korrigieren. Dabei würden bereits relativ kleine Revisionen genügen, um die Tür für eine erneute Locke- rung der Geldpolitik weit aufzustoßen. |
1. Der Deka-EZB-Kompass ist im Dezember zum zweiten Mal in Folge gestiegen und erreichte ein Niveau von 27,1 Punkten. Allerdings hat er damit nur einen kleinen Teil seiner Abwärtsbewegung aus der zweiten Jahreshälfte 2015 wie- der wettgemacht. Insofern liefert der EZB-Kompass auch keine eindeutige Antwort auf die Frage, ob die Lockerung der Geldpolitik im Dezember ausreichend gewesen ist. Unseres Erachtens ist es weniger das Niveau des EZB-Kompasses am aktuellen Rand als vielmehr die Aussicht auf einen nur mäßigen Anstieg in den kommenden zwei Jahren, der für eine noch ex- pansivere Geldpolitik spricht. Denn der vorhergesagte Verlauf des EZB-Kompasses, der unsere Prognosen für die zehn Einzelin- dikatoren zusammenfasst, spiegelt den wichtigsten Grund dafür wider, dass die EZB ihren Kurs im Dezember noch einmal ge- lockert hat. Wie das in der vergangenen Woche veröffentlichte Protokoll dieser Sitzung nochmals unterstrichen hat, waren die Notenbanker in erster Linie darüber besorgt, dass es vermutlich noch sehr lange dauern wird, bis die Inflationsrate wie- der auf ihren Zielwert von knapp 2 % ansteigt. Eine solche Entwicklung berge aber die Gefahr in sich, dass die Veranke- rung der langfristigen Inflationserwartungen mit der Zeit verloren geht, wodurch der EZB das Erreichen des Inflationsziels wei- ter erschwert würde. An dieser Ausgangssituation hat sich durch die jüngste Stabilisierung des EZB-Kompasses nichts Wesentli- ches geändert. Insofern ist es auch nicht verwunderlich, dass angesichts einer schwachen weltwirtschaftlichen Entwick- lung und fallender Rohstoffpreise die Erwartungen in Richtung einer weiteren Lockerung der Geldpolitik zuletzt wieder zugenommen haben. |
2. Eine Triebfeder für die Aufwärtsbewegung des EZB-Kompasses in den vergangen zwei Monaten waren die konjunkturel- |
Deka-EZB-Kompass Am Geldmarkt eingepreiste Einlagensätze
%
5,0
4,0
3,0
2,0
Prognose-
bereich
100
90
80
70
60
50
40
30
%
0,10
0,00
-0,10
-0,20
-0,30
-0,31
-0,34
19.10.2015
30.11.2015
18.01.2016
-0,36
-0,38-0,38
1,0
0,0
20
Refisatz (l.S.)
10
Kompass (r.S.)
0
99 01 03 05 07 09 11 13 15 17
-0,40
-0,50
-0,41 -0,40
20. Okt.
8. Sep.
21. Jul.
2. Jun.
21. Apr.
10. Mrz.
21. Jan.
3. Dez.
22. Okt.
Quelle :EZB, DekaBank Quelle :Bloomberg, DekaBank:
len Stimmungsindikatoren. Sowohl der Einkaufsmanagerindex als auch das breiter gefasste Economic Sentiment lagen zu- letzt noch etwas höher als im Oktober. Allerdings haben wir an dieser Stelle schon mehrfach hinterfragt, ob aus den euphori- schen Werten der Stimmungsindikatoren wirklich auf ein bald anziehendes Wirtschaftswachstum geschlossen werden darf oder ob sich diese Indikatoren von der realwirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt haben. Derartige Gedanken schei- nen auch die Mitglieder des EZB-Rats zu beschäftigen. Denn auf ihrer Sitzung am 3. Dezember machten sie die anhaltende Unsicherheit und die fehlende Zuversicht im Unternehmenssektor für ihr enttäuschendes Investitionsverhalten verant- wortlich. Sollte sich die Stimmung der Unternehmen in den nächsten Monaten nicht verbessern, gäbe dies Anlass zur Sorge.
Insofern schenken die Notenbanker den Einkaufsmanagerindizes und dem Economic Sentiment derzeit keinen allzu großen Glauben und ihr positiver Effekt auf den EZB-Kompass sollte mit Vorsicht interpretiert werden. Die harten Konjunkturdaten hinken den Stimmungsindikatoren ohnehin schon lange hinterher. Die Industrieproduktion schwankt von Monat zu Monat heftig, zuletzt sank sie im November um 0,7 % mom. Ihr mittelfristiger Trend über sechs Monate, der in den EZB-Kompass ein- fließt, ist mit einer annualisierten Rate von 0,4 % weiterhin außergewöhnlich schwach für eine wirtschaftliche Erholung.
Erfreulicher entwickelte sich demgegenüber die Kreditvergabe der Banken. Wenn Präsident Draghi oder andere Rats- mitglieder die Erfolge ihrer unkonventionellen Geldpolitik belegen wollen, verweisen sie oft auf Daten aus der Kreditsphäre, wie etwa die gesunkenen Kreditzinsen und die verbesserten Kreditbedingungen. Es deutet sich immer mehr an, dass sich die geldpolitischen Impulse mittlerweile weiter fortgepflanzt und nun auch die Kreditvolumina erreicht haben. In den Monaten Ok- tober und November legten die Buchkredite an den Privatsektor kräftig zu, und die entsprechende Jahresrate erhöhte sich auf 1,3 %. Ein Großteil dessen scheint in der Realwirtschaft anzukommen, denn anders als es lange Zeit der Fall war nehmen vor allem nichtfinanzielle Unternehmen und private Haushalte mehr Kredite auf. Insofern dürfen die Notenbanker darauf hoffen, dass Störungen im monetären Transmissionsprozess allmählich an Bedeutung verlieren und die sehr expansive Geldpoli- tik eine stärkere Wirkung entfaltet. Dies spricht dafür, mit weiteren Maßnahmen zunächst zu warten.
Aktuell
Dez 15
Vormonat
Nov 15
6M-Prognose
Jun 16
18M-Prognose
Jun 17
Einkaufsmanagerindex (Composite)
54,3
54,4
54,9
54,4
Economic Sentiment
106,8
106,1
107,7
107,4
Outputlücke (abs. 12M-Veränderung)
0,4
0,4
0,4
0,3
Industrieproduktion (ann. 6-Mon.)
0,4
0,4
0,6
0,8
Buchkredite an priv. Sektor in % yoy
1,4
1,3
2,5
3,6
Erzeugerpreise (Kernrate) in % yoy
-1,7
-2,0
-2,1
1,9
Importpreise (Dt.) in % yoy
-2,5
-3,5
-3
2,6
Lohnkosten in % yoy
1,2
1,1
1,5
2,2
Inflationserwartungen Consensus
1,0
1,1
1,5
1,5
Preiserwartungen der Konsumenten (Saldo)
3,6
3,7
3,6
3,6
Score EZB-Kompass Kompassnadel auf X Grad
27,1
180
26,5
180
29,7
180
38
180
Quellen: Bloomberg, Macrobond, Prognosen DekaBank
Auch die Preise auf vorgelagerten Produktionsstufen trugen in den letzten beiden Monaten ein wenig zum Anstieg des EZB-Kompasses bei. Man sollte sich hiervon jedoch nicht irreführen lassen: Sowohl die Erzeugerpreise von Vorleistungsgü- tern als auch die deutschen Importpreise sinken von Monat zu Monat. Nur ihre Jahresraten, die in den EZB-Kompass einge- hen, werden temporär durch sogenannte Basiseffekte angehoben, weil der derzeitige Rückgang des Ölpreises bislang bei weitem nicht so stark ist wie der rund um den Jahreswechsel 2014/2015. Allerdings haben solche Basiseffekte eine kurze Le- bensdauer. Sollten die Preise von Öl und anderen Rohstoffen auf ihren derzeitigen Niveaus verharren, dürften die Jahresraten der Erzeuger- und Importpreise schon im Frühjahr wieder deutlich fallen und damit auch den EZB-Kompass nach unten ziehen. Ganz allgemein bringen die Preise auf vorgelagerten Produktionsstufen das Risiko zum Ausdruck, dass globale Entwicklungen
- wie die niedrigen Rohstoffpreise und die Abwertung zahlreicher Emerging Market-Währungen - den von der EZB gewünschten Anstieg der Kerninflation zunichtemachen.
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Autor: Kristian Tödtmann Tel.: 069/7147-3760, E-Mail: kristian.toedtmann@deka.de. |
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Makro Research
Dienstag, 19. Januar 2016
Jan 00 | 70,3 | Jan 04 | 34,2 | Jan 08 | 65,2 | Jan 12 | 35,1 |
Feb 00 | 73,8 | Feb 04 | 36,3 | Feb 08 | 65,4 | Feb 12 | 32,3 |
Mrz 00 | 77,7 | Mrz 04 | 37,3 | Mrz 08 | 64,1 | Mrz 12 | 31,7 |
Apr 00 | 75,8 | Apr 04 | 41,0 | Apr 08 | 62,1 | Apr 12 | 29,9 |
Mai 00 | 78,3 | Mai 04 | 45,3 | Mai 08 | 61,4 | Mai 12 | 27,6 |
Jun 00 | 77,8 | Jun 04 | 46,5 | Jun 08 | 59,0 | Jun 12 | 24,5 |
Jul 00 | 76,8 | Jul 04 | 49,0 | Jul 08 | 55,0 | Jul 12 | 23,1 |
Aug 00 | 77,5 | Aug 04 | 47,3 | Aug 08 | 50,7 | Aug 12 | 25,6 |
Sep 00 | 79,6 | Sep 04 | 46,3 | Sep 08 | 46,0 | Sep 12 | 27,0 |
Okt 00 | 79,5 | Okt 04 | 47,4 | Okt 08 | 38,6 | Okt 12 | 28,5 |
Nov 00 | 77,1 | Nov 04 | 45,9 | Nov 08 | 25,9 | Nov 12 | 28,3 |
Dez 00 | 75,6 | Dez 04 | 43,9 | Dez 08 | 15,1 | Dez 12 | 27,8 |
Jan 01 | 71,2 | Jan 05 | 44,7 | Jan 09 | 10,3 | Jan 13 | 25,4 |
Feb 01 | 66,7 | Feb 05 | 43,2 | Feb 09 | 7,4 | Feb 13 | 21,8 |
Mrz 01 | 58,9 | Mrz 05 | 42,1 | Mrz 09 | 5,3 | Mrz 13 | 21,0 |
Apr 01 | 54,8 | Apr 05 | 40,1 | Apr 09 | 4,2 | Apr 13 | 18,2 |
Mai 01 | 52,0 | Mai 05 | 39,7 | Mai 09 | 3,7 | Mai 13 | 19,2 |
Jun 01 | 50,3 | Jun 05 | 42,1 | Jun 09 | 3,6 | Jun 13 | 20,4 |
Jul 01 | 44,8 | Jul 05 | 44,1 | Jul 09 | 4,1 | Jul 13 | 22,1 |
Aug 01 | 40,4 | Aug 05 | 42,6 | Aug 09 | 5,7 | Aug 13 | 25,1 |
Sep 01 | 35,5 | Sep 05 | 47,0 | Sep 09 | 6,6 | Sep 13 | 25,8 |
Okt 01 | 30,3 | Okt 05 | 49,6 | Okt 09 | 9,8 | Okt 13 | 25,7 |
Nov 01 | 27,2 | Nov 05 | 52,5 | Nov 09 | 14,9 | Nov 13 | 25,2 |
Dez 01 | 26,7 | Dez 05 | 55,9 | Dez 09 | 21,8 | Dez 13 | 26,5 |
Jan 02 | 28,6 | Jan 06 | 58,5 | Jan 10 | 27,5 | Jan 14 | 28,1 |
Feb 02 | 28,3 | Feb 06 | 61,6 | Feb 10 | 31,9 | Feb 14 | 27,0 |
Mrz 02 | 29,4 | Mrz 06 | 63,1 | Mrz 10 | 39,2 | Mrz 14 | 26,3 |
Apr 02 | 32,0 | Apr 06 | 66,9 | Apr 10 | 47,9 | Apr 14 | 27,2 |
Mai 02 | 32,1 | Mai 06 | 71,1 | Mai 10 | 50,5 | Mai 14 | 27,3 |
Jun 02 | 31,5 | Jun 06 | 72,0 | Jun 10 | 52,2 | Jun 14 | 26,4 |
Jul 02 | 31,7 | Jul 06 | 72,6 | Jul 10 | 53,9 | Jul 14 | 26,7 |
Aug 02 | 31,3 | Aug 06 | 72,8 | Aug 10 | 54,4 | Aug 14 | 24,5 |
Sep 02 | 31,0 | Sep 06 | 71,6 | Sep 10 | 53,9 | Sep 14 | 23,8 |
Okt 02 | 32,8 | Okt 06 | 71,2 | Okt 10 | 53,8 | Okt 14 | 23,9 |
Nov 02 | 32,0 | Nov 06 | 70,9 | Nov 10 | 55,6 | Nov 14 | 23,0 |
Dez 02 | 29,8 | Dez 06 | 69,9 | Dez 10 | 57,4 | Dez 14 | 22,4 |
Jan 03 | 29,5 | Jan 07 | 67,4 | Jan 11 | 62,4 | Jan 15 | 21,9 |
Feb 03 | 30,0 | Feb 07 | 65,8 | Feb 11 | 66,1 | Feb 15 | 24,5 |
Mrz 03 | 28,5 | Mrz 07 | 65,8 | Mrz 11 | 67,8 | Mrz 15 | 27,2 |
Apr 03 | 26,7 | Apr 07 | 64,8 | Apr 11 | 66,3 | Apr 15 | 28,8 |
Mai 03 | 23,6 | Mai 07 | 64,8 | Mai 11 | 62,9 | Mai 15 | 29,9 |
Jun 03 | 21,2 | Jun 07 | 67,0 | Jun 11 | 58,2 | Jun 15 | 30,3 |
Jul 03 | 21,5 | Jul 07 | 65,6 | Jul 11 | 54,6 | Jul 15 | 30,0 |
Aug 03 | 22,8 | Aug 07 | 67,3 | Aug 11 | 51,2 | Aug 15 | 28,0 |
Sep 03 | 24,8 | Sep 07 | 65,7 | Sep 11 | 45,8 | Sep 15 | 26,4 |
Okt 03 | 26,8 | Okt 07 | 65,6 | Okt 11 | 42,5 | Okt 15 | 25,8 |
Nov 03 | 31,3 | Nov 07 | 66,0 | Nov 11 | 40,1 | Nov 15 | 26,5 |
Dez 03 | 32,0 | Dez 07 | 65,9 | Dez 11 | 38,1 | Dez 15 | 27,1 |
Quelle: DekaBank |
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