WIESBADEN (awp international) - In der deutschen Industrie zeichnet sich nach jüngsten Rückschlägen eine Stabilisierung der Lage ab. Im November haben die Betriebe ihre Gesamtproduktion unerwartet stark gesteigert. Die Herstellung sei im Vergleich zum Vormonat um 1,1 Prozent gestiegen, teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mit. Analysten hatten zwar einen Zuwachs erwartet, waren aber im Schnitt nur von einem Anstieg um 0,8 Prozent ausgegangen.

Ausserdem war der Rückschlag im Vormonat Oktober nicht so stark wie bisher bekannt ausgefallen. Das Bundesamt revidierte die Daten nach oben, so dass die Produktion im Monatsvergleich nur um 1,0 Prozent gesunken war. Zuvor war für Oktober ein Dämpfer um 1,7 Prozent gemeldet worden. Trotz der Produktionsdaten sehen Analysten weiter kein Ende der Schwäche in der deutschen Industrie.

Nach Einschätzung des Experten Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg bleibt die Lage nach wie vor "unbefriedigend". Auch wenn die zwischenzeitlichen Rezessionsängste "wohl übertrieben waren, dürfte 2020 ein schwieriges Jahr für die deutsche Konjunktur werden", sagte Niklasch.

Im Jahresvergleich fiel die Produktion im November laut Bundesamt um 2,6 Prozent. Allerdings waren die Erwartung von Analysten noch trüber, die einen Rückgang um 3,7 Prozent erwartet hatten.

Innerhalb des Industriesektors gab es weitere Lichtblicke: So stieg die Produktion von Investitionsgütern im November um 2,4 Prozent im Monatsvergleich und die von Konsumgütern um 0,5 Prozent. Einen Dämpfer gab es hingegen bei Vorleistungsgütern, deren Produktion um 0,5 Prozent schrumpfte. Bei der Energieerzeugung wurde für November ebenfalls ein Rückgang gemeldet. In der Bauindustrie gab es hingegen einen Zuwachs um 2,6 Prozent.

Die deutsche Industrie wird seit längerem durch die schwache Weltwirtschaft und die vielen politischen Risiken belastet. Zuletzt hatten Frühindikatoren ein Ende der Schwächephase signalisiert, allerdings war am Vortag wiederum ein überraschender Dämpfer beim Auftragseingang in der deutschen Industrie gemeldet worden.

Konjunkturforscher Nils Jannsen vom Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel sieht denn auch weiterhin keine Trendwende in der deutschen Industrie. Trotz der höheren Produktion im November zeichne sich keine durchgreifende Erholung ab. "Insgesamt dürften zwar die stärksten Einbrüche hinter uns liegen, die Industrierezession ist aber noch nicht überwunden", erklärte der IfW-Experte./jkr/bgf/jha/