DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der drohende Wirtschaftseinbruch in Deutschland wird nach Einschätzung von Konjunkturforschern der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung deutlich weniger dramatisch ausfallen als noch im Sommer befürchtet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde in diesem Jahr voraussichtlich um 0,3 Prozent schrumpfen, prognostizierte das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Stiftung am Donnerstag. Noch im vergangenen Sommer hatten die Forscher für 2023 mit einem Rückgang des BIP um ein Prozent gerechnet.

"Das Zusammenspiel von staatlichen, tariflichen und betrieblichen Maßnahmen hat einen härteren Wirtschaftseinbruch abgewendet. Das ist ein weiterer Erfolg des sozialpartnerschaftlichen Modells in Deutschland", sagte der wissenschaftliche Direktor des IMK, Sebastian Dullien. Mit den Energiepreisbremsen und der Verlängerung der Regeln zu erleichterter Kurzarbeit habe die Bundesregierung wichtige Pflöcke eingeschlagen.

Mit Sorge sehen die IMK-Konjunkturexperten allerdings die schnellen Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB). "Eine Geldpolitik, die die Zügel zu straff anzieht, könnte die Erfolge des bisherigen Krisenmanagements in Frage stellen, ohne ihr Ziel zu erreichen", warnte Dullien. Denn gegen den Hauptgrund der hohen Inflation - stark erhöhte Energiepreise - sei die Notenbank mit Zinserhöhungen machtlos. Angesichts der bisher moderaten Lohnsteigerungen seien die Zinserhöhungen der EZB an der Schwelle zur Rezession überzogen und erhöhten das Risiko einer tiefen Rezession, hieß es im IMK-Konjunkturreport./rea/DP/jha