Von Andrea Thomas

BERLIN (Dow Jones)--Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat die Bedeutung des Baustarts der ersten direkten deutsch-britischen Stromverbindung für die anvisierte Klimaneutralität und Versorgungssicherheit beider Länder betont. Mit dem symbolischen Spatenstich in Wilhelmshaven beginnt auf deutscher Seite der Bau der als "NeuConnect" bekannten direkten Stromverbindung zwischen Großbritannien und Deutschland. Die Investitionskosten des Vorhabens werden von einem internationalen Konsortiums getragen. Mit einer vorgesehenen Kapazität von 1,4 Gigawatt sollen bis zu 1,5 Millionen Haushalte mit Strom versorgt werden können. Die Leitung soll 2028 in Betrieb genommen werden. Experten erwarten, dass die Stromversorgung durch diese Stromverbindung sicherer und einen positiven Effekt auf die Preise haben wird.

"Das klimaneutrale Stromsystem braucht Flexibilität. Deshalb bauen wir nicht nur die Stromnetze in Deutschland aus, sondern sorgen auch für Stromtrassen zu unseren Nachbarn", erklärte Habeck in einer Pressemitteilung. "Der Bau der diese Stromverbindung ist einer von vielen Bausteinen der Dekarbonisierung, verbunden mit weiterhin höchster - auch grenzüberschreitender - Versorgungssicherheit. Beides muss Hand in Hand gehen." Die enge deutsch-britische Zusammenarbeit auf diesem Gebiet sei ein gutes Vorzeichen für weitere Kooperationsprojekte.

Bei dem Spatenstich in Wilhelmshaven sind neben Habeck unter anderem auch der britische Staatsminister für Handelspolitik Gregory Hands und der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies vor Ort. NeuConnect soll auf einer Länge von etwa 720 Kilometer die beiden Übertragungsnetze Deutschlands und Großbritanniens miteinander verbinden. Dabei quert die Stromverbindung die Hoheitsgebiete Großbritanniens, der Niederlande und Deutschlands, wie es in der Pressemitteilung des Wirtschaftsministeriums heißt.


   Grüner Strom durch die Nordsee nach Deutschland 

Die Länge des deutschen Teils der Leitung beträgt 193 Kilometer. In der Nordsee ist demnach die Leitung als Unterseekabel und auf der deutschen Landseite als Erdkabel geplant.

Großbritannien, das wie Deutschland bis zur Mitte des Jahrhunderts klimaneutral werden will, verfügt laut Ministerium über erhebliche Potentiale bei der Erzeugung von Offshore-Windenergie und plant, bis 2030 auf 50 Gigawatt installierte Leistung auszubauen. "Über NeuConnect wird daher perspektivisch grüner Strom nach Deutschland fließen", so das Ministerium.


   Ingenieure erwarten Entlastung für Verbraucher 

Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) wertet das Vorhaben positiv, da es eine Entlastung der Verbraucher darstelle und zu einem besseren Preis-Leistungs-Verhältnis führen werde. "Der Spatenstich für die erste direkte Stromverbindung zwischen Großbritannien und Deutschland ist ein weiterer wichtiger Baustein zur Sicherung der Stromversorgung in Europa", sagte VDI-Energieexperte Harald Bradke. "Diese Interkonnektoren ermöglichen den Stromaustausch zwischen den Stromnetzen in Europa und erhöhen damit den Wettbewerb und die Versorgungssicherheit."

Außerdem werde sich das Preis-Leistungs-Verhältnis für Verbraucher verbessern. Der Ausbau sei auch notwendig, weil der schleppende Ausbau der Windenergie Deutschland zu einem Strom-Importland mache.

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May 21, 2024 04:21 ET (08:21 GMT)