Von Andreas Plecko

FRANKFURT (Dow Jones)--Die erste Woche des Jahres startet gleich mit einer Reihe von hochkarätigen Konjunkturdaten, darunter die deutschen und europäischen Inflationsdaten für Dezember. Die Inflation in Deutschland dürfte im Dezember einen Satz nach unten machen, der aber nur von kurzer Dauer sein wird. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten, dass der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) gegenüber dem Vormonat um 0,5 Prozent gesunken ist, wodurch die Jahresinflationsrate auf 10,3 (11,3) Prozent zurückgehen soll.

Grund ist, dass der Staat im letzten Monat des Jahres die Abschlagszahlungen für Erdgas übernimmt. Allerdings gehen die Meinungen darüber auseinander, wie stark genau diese Entlastung wirkt. Die Commerzbank weist darauf hin, dass zunächst nur solche Haushalte in den Genuss der Entlastung kommen, die direkt an den Gasversorger zahlen, nicht jene, die Abschlagszahlungen an ihren Vermieter leisten. Im Januar dürfte die Teuerung wieder anziehen.

Im Euroraum hatte der Inflationsdruck bereits im November etwas nachgelassen, und im Dezember dürfte sich diese Entwicklung fortsetzen - allerdings ebenfalls nur vorübergehend. Grund ist auch hier, dass der deutsche Staat einmalig die Gasrechnungen privater Haushalte übernimmt.

Allerdings ist nicht ganz klar, wie stark sich diese Entlastung niederschlagen wird. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte rechnen mit einem Rückgang der Inflationsrate auf 9,7 (November: 10,1) Prozent. Allerdings stellt sich die Europäische Zentralbank (EZB) nach den Worten ihrer Präsidentin Christine Lagarde darauf ein, dass die Inflation im Januar und Februar wieder anziehen wird.


   Daten von der deutschen Industrie 

Der Auftragseingang der deutschen Industrie dürfte unterdessen im November gesunken sein. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten, dass die Bestellungen gegenüber dem Vormonat um 0,6 Prozent rückläufig waren, nachdem sie im Oktober um 0,8 Prozent angezogen hatten.

Die Daten aus der deutschen Industrie haben zuletzt eher positiv überrascht, doch machen sich nun mehr und mehr die Abschwächung des Weltwirtschaftswachstums und die kräftigen Leitzinserhöhungen bemerkbar. Zusammen mit den Auftragsdaten veröffentlicht das Statistische Bundesamt die Zahlen zum Umsatz im verarbeitenden Gewerbe. Sie werden einen Hinweis auf die Entwicklung der Industrieproduktion geben.


   Fed-Protokoll und US-Arbeitsmarkt 

In den USA dreht sich alles darum, wann die US-Notenbank mit ihrer Zinserhöhungskampagne aufhört. Bei der Sitzung am 14. Dezember hatte sie den Leitzins um 50 Basispunkte erhöht und signalisiert, dass sie die Zinsen bei ihren nächsten Sitzungen weiter anheben will, um die hohe Inflation zu bekämpfen. Der Leitzins stieg damit auf eine Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent.

Aus den neuen Projektionen zum Zinspfad ließ sich ablesen, dass die meisten Währungshüter damit rechnen, dass der Leitzins im Jahr 2023 auf 5,00 bis 5,50 Prozent steigen wird. Die Notenbanker stimmten Finanzmärkte und Öffentlichkeit damit einmal mehr auf einen langen und zähen Kampf gegen die hohe Inflation ein. Die Fed legt das Protokoll dieser Sitzung vor und Anleger erhoffen sich daraus Aufschlüsse über die interne Debatte der US-Währungshüter.

In diesem Zusammenhang wird auch der US-Arbeitsmarkt einige Aufmerksamkeit auf sich ziehen - und dabei insbesondere die Frage, ob die Zinserhöhungen der Fed bereits Auswirkungen auf den heißgelaufenen Stellenmarkt zeigen. Um die 180.000 zusätzliche Jobs schätzen Volkswirte, nachdem es im November ein Plus von 263.000 gegeben hatte.

Im Blick steht weiterhin besonders die Entwicklung der Stundenlöhne verbunden mit der Sorge um eine Lohn-Preis-Spirale. Bei diesem Punkt scheint sich eine leichte Beruhigung abzuzeichnen, prognostiziert wird ein Rückgang um 0,1 Punkt auf eine Jahresrate von 5,0 Prozent. Wie auch immer die Daten ausfallen, wird die Fed neue harte Fakten auf dem Tisch haben, die die Intensität ihrer Zinsstraffung beeinflussen wird.

Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

DJG/apo/kla

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January 02, 2023 01:00 ET (06:00 GMT)