NEW YORK (Dow Jones)--US-Präsident Joe Biden hat Anleger an der Wall Street am Donnerstag zusätzlich in Kauflaune versetzt. Im Ringen um das Infrastrukturpaket hatte Biden eine Einigung im Senat verkündet. US-Medienberichten zufolge hat der Kompromiss einen Gesamtumfang von rund 950 Milliarden Dollar. Biden hatte ursprünglich ein mehr als zwei Billionen Dollar schweres Infrastrukturpaket vorgelegt. Das war bei den Republikanern aber auf massiven Widerstand gestoßen. Die Einigung lieferte den US-Börsen frischen Schwung im Verlauf. Der Dow-Jones-Index stieg um 1 Prozent auf 34.197 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite gewannen 0,6 bzw. 0,7 Prozent - beide Indizes markierten Allzeithochs. An der Nyse gab es 2.295 (Mittwoch: 1.877) Kursgewinner und 1.054 (1.442) -verlierer. Unverändert schlossen 110 (140) Titel.

Nach den falkenhaften Aussagen zur Geldpolitik vom Präsidenten der US-Notenbankfiliale von Atlanta, Raphael Bostic, am Vortag schien auch die Angst wegen einem Schwenk der Geldpolitik hin zu mehr Straffung wieder abgedimmt. Marktteilnehmer zeigten sich zunehmend überzeugt, dass die Zinsen für eine ganze Weile noch nicht angehoben werden dürften. Dafür sorgte auch John Williams, Leiter der US-Notenbankfiliale in New York. Denn er bekräftigte seine Sicht, dass Zinserhöhungen noch nicht so bald auf der Agenda stünden. Zudem erwartet eine Mehrheit unter Rentenfondsverwaltern ein Zurückfahren der Wertpapierkäufe nicht vor dem ersten Quartal 2022, wie eine Umfrage offenbart.

Die Aussicht, dass die Zeit des billigen Geldes noch nicht unmittelbar vorbei sein dürfte, hatte in der laufenden Woche vor allem Technologietitel an der Nasdaq nach oben gejagt. Der Nasdaq-Composite hatte an zwei Tagen in Folge Rekordhochs auf Schlussbasis erreicht. Aber selbst eine Straffung der Geldpolitik wurde von vielen Marktteilnehmern nicht unbedingt als beängstigend gesehen. "Im Umfeld eines starken Wachstums können die Märkte eine etwas weniger stützende Geldpolitik verdauen", sagte etwa Fondsverwalter Sebastian Mackay von Invesco.


   Daten sprechen nicht für Zinserhöhungen 

Neue Daten gaben dieser Sorge aber wenig Nahrung. Wöchentliche Daten zum gegenwärtig stark beachteten Arbeitsmarkt fielen etwas schwächer aus als erwartet. Zugleich legte der Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter etwas weniger stark zu als Experten auf dem Schirm gehabt hatten - er stieg aber noch immer solide. Die Daten sprachen nicht für Handlungsdruck in Richtung Anziehen der geldpolitischen Schraube.

Am Devisenmarkt stagnierte der Dollar, die Williams-Aussagen bremsten den Greenback. Mit leicht anziehenden Marktzinsen, vor allem aber dank der Aufschläge bei Aktien sank der Goldpreis moderat bis allerdings knapp unter die wichtige Unterstützung von 1.775 Dollar. Der Ölpreis bewegte sich kaum, blieb aber auf hohem Niveau. Erdöl war so teuer wie seit Oktober 2018 nicht mehr. Gerade das Infrastrukturprogramm der Regierung befeuerte die Nachfragefantasie.

Die Zehnjahresrendite bei Staatsanleihen tendierte knapp im Plus, nachdem die Bostic-Aussagen hier am Vortag für Rückenwind gesorgt hatten. Mit der Aussicht auf eine Zinserhöhung schon 2022 notierten die Renditen zweijähriger US-Staatsanleihen auf dem höchsten Niveau seit 14 Monaten, wenn gleich sie sich auf Tagessicht auch kaum bewegten. Das kurze Ende des Marktes reagiert sensibler auf Zinsspekulationen.


   Bauwerte von Biden gestützt 

Getrieben von Bidens Plänen führten die Titel des Baumaschinenherstellers Caterpillar (plus 2,6%) das Dow-Tableau mit an. Nur Boeing (2,9%) schlossen fester. Die Aktien des Baustofflieferanten Martin Marietta Materials und die des Bauaggregateproduzenten Vulcan Materials kletterten um 2,6 bzw. 3,3 Prozent. Der Klebstoffhersteller H.B. Fuller hatte in seinem zweiten Quartal besser abgeschnitten als prognostiziert. Das Unternehmen erwartet aber einen höheren Anstieg der Rohstoffkosten als bislang angenommen. Die Aktie sackte um 2,8 Prozent ab.

Die Papiere von Eli Lilly machten einen Sprung um 7,3 Prozent. Das Pharmaunternehmen hatte gemeldet, dass die US-Gesundheitsbehörde FDA sein Alzheimermittel als bahnbrechende Therapie einstufe. Das Papier von Mitbewerber Biogen brach hingegen um 6,1 Prozent ein. Biogen hatte Anfang des Monats die FDA-Zulassung für ihr Alzheimermittel erhalten. Dafür hatten verschiedene Ärzte und Wissenschaftler die Behörde kritisiert. Nun droht schon Konkurrenz.


   Fulminates Börsendebüt 

Besser lief es für Steelcase (+4,7%), nachdem der Büroausstatter einen 15-prozentigen Umsatzanstieg berichtet hatte. Auch das Ergebnis fiel besser aus als Analysten erwartet hatten. KB Home verfehlte trotz eines Umsatzanstiegs von 58 Prozent im abgelaufenen Quartal die noch höhere Konsensschätzung. Dass der Gewinn besser als erwartet ausfiel, half nicht, der Kurs kam um 6,7 Prozent zurück.

Das Technologieunternehmen Confluent legte ein fulminantes Börsendebüt hin. Der Betreiber der gleichnamigen Streaming-Plattform schloss 25,1 Prozent über Ausgabepreis. Das Unternehmen wurde zum Ausgabepreis von 36 Dollar mit 9,1 Milliarden Dollar bewertet. Weniger gut lief es für den Börsenneuling Bright Health. Die Titel des Krankenversicherungstechnologieanbieters schlossen 7,6 Prozent unter Ausgabepreis.


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DJIA                34.197,08     +0,95%      322,84         +11,7% 
S&P-500              4.266,50     +0,58%       24,66         +13,6% 
Nasdaq-Comp.        14.369,71     +0,69%       97,98         +11,5% 
Nasdaq-100          14.365,96     +0,64%       91,72         +11,5% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite   Bp zu VT  Rendite VT      +/-Bp YTD 
2 Jahre                  0,27        0,4        0,26           14,8 
5 Jahre                  0,91        2,7        0,88           54,6 
7 Jahre                  1,24        0,6        1,24           59,4 
10 Jahre                 1,49        0,4        1,48           57,1 
30 Jahre                 2,10       -1,1        2,11           44,9 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %    Do, 8:17  Mi, 17.12 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,1934     +0,06%      1,1927         1,1944   -2,3% 
EUR/JPY                132,28     -0,05%      132,18         132,41   +4,9% 
EUR/CHF                1,0956     +0,05%      1,0961         1,0956   +1,4% 
EUR/GBP                0,8564     +0,26%      0,8542         0,8555   -4,1% 
USD/JPY                110,84     -0,12%      110,98         110,86   +7,3% 
GBP/USD                1,3937     -0,18%      1,3962         1,3962   +2,0% 
USD/CNH (Offshore)     6,4699     -0,14%      6,4831         6,4772   -0,5% 
Bitcoin 
BTC/USD             34.901,01     +4,52%   32.511,51      33.727,51  +20,1% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settl.       +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               73,26      73,08      +0,25%           0,18  +51,5% 
Brent/ICE               75,52      75,19      +0,44%           0,33  +47,3% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag       +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.774,27   1.779,00      -0,27%          -4,73   -6,5% 
Silber (Spot)           25,95      25,88      +0,29%          +0,08   -1,7% 
Platin (Spot)        1.096,50   1.088,58      +0,73%          +7,93   +2,4% 
Kupfer-Future            4,31       4,33      -0,37%          -0,02  +22,4% 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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June 24, 2021 16:15 ET (20:15 GMT)