* Globale Märkte durch steigende Zinsen und Ölpreise verunsichert

* Weltweite Aktien haben seit Ende Juli fast $6 Billionen verloren

* Der starke Dollar setzt den Yen und andere Währungen unter Druck

* Anleger haben aufgrund der hohen Zinsen Geld in Bargeld angelegt

* Q4 wird voller Action sein

LONDON, 2. Okt (Reuters) - Die Gleichung für die Finanzmärkte war in den letzten Monaten ebenso einfach wie schmerzhaft: Ein Anstieg des Ölpreises um fast 30% + ein steiler Anstieg der Kreditkosten = ein Knall für globale Aktien und Anleihen.

Zu den Nebenschauplätzen gehörten die Drosselung der Rohöllieferungen durch Saudi-Arabien und Russland sowie zwei afrikanische Staatsstreiche, aber das Hauptthema war die Tatsache, dass die Federal Reserve & Co. die Zinssätze weiter in die Höhe trieben.

Diese Haltung hat dazu geführt, dass US-Treasuries und deutsche Bundesanleihen, die traditionell der wichtigste Ballast in den Portfolios sind, zwischen 5 und 6 % verloren haben, die meisten davon im September.

Auch die Aktienbullen haben einen Dämpfer erhalten. Die weltweiten Aktien liegen zwar immer noch bei respektablen 8,5 % für das Jahr, haben aber seit Anfang August 7 % - oder 6 Billionen Dollar - verloren, da selbst die Tech-Giganten den Rückwärtsgang eingelegt haben.

Auch Gold hat seinen Glanz verloren, so dass sich nur Öl und Gas, der Dollar und Bargeld als zuverlässig rentabel erwiesen haben.

"Es ist keine gute Zeit für einen Ölschock", sagte Salman Ahmed, Global Head of Macro and Strategic Asset Allocation bei Fidelity, und erklärte, dass seine Fonds vorsichtiger geworden seien.

"Wenn der Ölpreis auf über 100 Dollar pro Barrel steigt und dort bleibt, wird die Inflationserzählung wieder in Gang gesetzt.

Diese großen Verluste im 3. Quartal an den Anleihemärkten kamen zustande, als die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihen - die Benchmark für die weltweiten Kreditkosten - um etwa 75 Basispunkte auf knapp über 4,6% anstieg.

Nach Angaben der Deutschen Bank ist dies der größte vierteljährliche Anstieg seit einem Jahr, der die Rendite zum ersten Mal seit 2007 wieder auf ihren langfristigen Durchschnitt ansteigen lässt. Was ist langfristig? Von 1790 bis heute...

Die Rendite deutscher Bundesanleihen liegt jetzt bei fast 3%, dem höchsten Stand seit 12 Jahren. Die japanische Rendite hat sich inzwischen fast verdoppelt und ist auf den höchsten Stand seit 2013 gestiegen, wenn auch nur auf 0,75%.

"Der Anleihemarkt war (im 3. Quartal) unter Kontrolle", sagte Robert Alster, CIO von Close Brothers Asset Management. "Es ging nur darum, ob der Inflationsdrache tot oder nur verwundet ist."

HEISSES ÖL

Der Anstieg des Brentölpreises um fast 27,25% war das achtbeste Quartal des Jahrtausends, obwohl er mit rund 95 $ pro Barrel immer noch 30% unter dem Niveau liegt, das er nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine erreicht hatte.

Seitdem haben die Zentralbanken weltweit fast 500 Zinserhöhungen vorgenommen, davon über 100 in diesem Jahr. Auch den USA wurde im dritten Quartal ein weiteres Triple-A-Rating entzogen.

Griechenland hingegen hat zum ersten Mal seit seiner Schuldenkrise wieder den Investment-Grade-Status erreicht. Der Hauptaktienmarkt in Athen ist in diesem Jahr um 26,5% gestiegen, auch wenn er seit Juli um 11% gefallen ist.

Einige der finanziell am stärksten angeschlagenen Länder der Welt haben sogar noch besser abgeschnitten.

Die Anleihen von El Salvador, das sich gerade aus der Zahlungsunfähigkeit herausgekämpft hat, erzielten im 3. Quartal satte 24% und in diesem Jahr 97%. Die Schulden der vom Krieg verwüsteten Ukraine sind um 22% gestiegen und haben bis 2023 eine Rendite von 50% erreicht. Das krisengeschüttelte Pakistan ist nicht weit dahinter.

GERADE AUS

Der Anstieg des Dollars um 3% ist der achte Quartalsgewinn in den letzten elf Jahren, während der japanische Yen jetzt nahe 150 zum Dollar steht und im Jahresverlauf um 12% gefallen ist.

Die europäische Konjunkturabschwächung hat dazu geführt, dass der Euro seit Mitte Juli um fast 6% gefallen ist. Das britische Pfund ist seither ebenfalls um über 7% gefallen und der stets schwankende Bitcoin hat 11% verloren.

Die Spannungen in China haben dazu geführt, dass der Yuan im 3. Quartal geringfügig und im Jahresverlauf um 5% gefallen ist. Und trotz der monstermäßigen Zinserhöhungen in der Türkei nach der Wiederwahl von Präsident Tayyip Erdogan und seiner politischen Kehrtwende fiel die Lira im Quartal um weitere 5%, so dass sie im Jahr 2023 um 30% gefallen ist.

Das reicht zwar immer noch nicht an die stark abgewerteten Einheiten Nigerias und Argentiniens heran, aber die Währungen Kolumbiens, Mexikos und Brasiliens sind um 19%, 11% bzw. 6% gestiegen.

Auch für den Rest des Jahres steht viel auf dem Spiel. Weitere Zentralbanksitzungen werden den Ausblick auf höhere und längere Zinssätze beeinflussen oder verändern. Die US-Regierung könnte ihren Betrieb einstellen. In Polen und Ecuador finden Wahlen statt und die Gewinnsaison wird bald wieder beginnen.

Während der KI-Boom für die "glorreichen Sieben" - Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon, Nvidia, Tesla und Meta - immer noch von Bedeutung ist, sind die Aktien von mehr als der Hälfte dieser Unternehmen seit Ende Juni gefallen, obwohl Nvidia und Meta in diesem Jahr immer noch um 190% bzw. 150% gestiegen sind.

Michael Metcalfe, Leiter der Makrostrategie bei State Street Global Markets, sagte, dass die Institutional Investor Indicators zeigen, dass es auch eine große Umschichtung in Bargeld gab, obwohl die Überraschung im 4. Quartal Japan sein könnte.

Wenn sich die japanische Zentralbank endlich der Zinsstraffung anschließt, könnten die japanischen Gelder, die in der ganzen Welt unterwegs sind, nach Hause abwandern und anderswo ein großes Loch hinterlassen.

"Die beruhigende Nachricht für Q4 ist jedoch, dass wir uns dem Höchststand der (globalen) Zinssätze nähern dürften", so Metcalfe.