Seoul (Reuters) - Nordkorea hat am Montag mehrere ballistische Raketen von seiner Ostküste Richtung Meer abgefeuert.

Nach Angaben des südkoreanischen Militärs handelte es sich um zwei Raketen, die japanische Küstenwache sprach zunächst sogar von drei Geschossen, die laut dem staatlichen Rundfunksender NHK alle innerhalb weniger Minuten außerhalb der japanischen Wirtschaftszone niedergingen. Nordkoreanische Medien bestätigten kurze Zeit später, dass zwei Geschosse von einer Mehrfachraketenabschussvorrichtung abgefeuert wurden, die auf 395 und 337 Kilometer entfernte Ziele gerichtet waren. "Der 600-mm-Mehrfachraketenwerfer, der beim Abschuss eingesetzt wurde, ist eine taktische Nuklearwaffe", berichtete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA. Er sei in der Lage, einen feindlichen Flugplatz "lahm zu legen". Südkorea und Japan verurteilten die Raketenstarts.

Das südkoreanische Außenministerium kündigte als Reaktion auf die jüngsten Tests Sanktionen gegen vier Personen und fünf Unternehmen an, die mit den Waffenprogrammen der Regierung in Pjöngjang in Verbindung stehen, darunter ein südafrikanischer Staatsbürger und zwei Reedereien aus Singapur. Das US-Kommando für den Indopazifik erklärte, der jüngste Start stelle keine unmittelbare Bedrohung dar, unterstreiche aber die "destabilisierende Wirkung" der illegalen Waffenprogramme des isolierten Landes.

Nordkorea hatte am Samstag bereits eine ballistische Rakete (ICBM) abgefeuert, nachdem die Regierung in Pjöngjang mit einer drastischen Reaktion auf die jährlichen gemeinsamen amerikanisch-südkoreanischen Militärübungen gedroht hatte. Die Schwester des nordkoreanischen Staatschefs, Kim Yo Jong, warnte vor einer verstärkten Präsenz der USA auf der koreanischen Halbinsel, nachdem die Vereinigten Staaten am Sonntag als Reaktion auf den ICBM-Start bilaterale Luftübungen mit Südkorea und Japan abgehalten hatten. "Wir prüfen sorgfältig den Einfluss, den dies auf die Sicherheit unseres Staates haben würde", hieß es in einer offiziellen Erklärung von Kim Yo Jong. "Die Häufigkeit der Nutzung des Pazifiks als Schießplatz hängt vom Verhalten der US-Streitkräfte ab." Nordkorea verfüge über eine "zufriedenstellende" Raketentechnologie und -fähigkeit und werde sich "sich nun darauf konzentrieren, die Quantität seiner Streitkräfte zu erhöhen".

Die Vereinten Nationen (UN) forderten Nordkorea auf, "unverzüglich von weiteren Provokationen abzusehen" und den Dialog über die Denuklearisierung wieder aufzunehmen. Nach Ansicht von Analysten werden sich die Spannungen in den kommenden Wochen weiter verschärfen, da Südkorea und die USA in dieser Woche simulierte Nuklearübungen zur Verbesserung der Operationen amerikanischer Nuklearwaffen und im März das jährliche Frühjahrs-Feldtraining namens "Freedom Shield" abhalten werden.

Nordkorea hat vergangenes Jahr ein bislang beispielloses Raketentestprogramm abgearbeitet. Dazu gehörten auch Interkontinentalraketen, mit denen das amerikanische Festland erreicht werden kann. Zudem bereitet sich das kommunistische Land auf den ersten Test von Atomwaffen seit 2017 vor. Auf die nordkoreanischen Raketentests haben Südkorea und die USA mit Militärmanövern reagiert. Nordkorea wertet solche Übungen als Vorbereitung für eine Invasion.

(Bericht von Soo-hyang Choi, Hyonhee Shin, Chang-ran Kim, geschrieben von Katharina Loesche. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)