Pressemitteilung: 12.407-247/20

Wien,2020-12-30 - Die Staatsverschuldungbetrug Ende des 3. Quartals 2020 nach Berechnungen von Statistik Austria 300,2 Mrd. Euro oder 79,1% des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Damit lag sie um 15,6 Mrd. Euro niedriger als am Ende des 2. Quartals 2020; die Schuldenquote, also die öffentlichen Schulden im Verhältnis zum BIP, fiel in diesem Zeitraum um 3,4 Prozentpunkte. Im Vergleich zum Vorjahresquartal (Q3/2019) erhöhte sich der Schuldenstand in absoluten Zahlen um 18,7 Mrd. Euro und die Schuldenquote stieg um 8,0 Prozentpunkte. Von der Art der Verschuldung entfielen 253,8 Mrd. Euro auf Anleihen, 44,6 Mrd. Euro auf Kredite und 1,7 Mrd. Euro auf Einlagen.

'Im 3. Quartal 2020 betrug die Staatsverschuldung in Österreich 300,2 Mrd. Euro. Trotz einer gewissen Erholung im Vergleich zum Vorquartal belastet die Corona-Krise den öffentlichen Haushalt massiv. Im 3. Quartal lag die Staatsschuldenquote heuer bei 79,1% und damit um 8,0 Prozentpunkte über dem Vorjahresquartal', so Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.

Die Schuldaufnahme in den ersten beiden Quartalen 2020 bei der Kerneinheit Bund ging mit einem hohen Anstieg an Einlagen (bzw. Guthaben) auf der Aktivseite einher. Das bestätigte, dass die Auszahlungen aus den diversen Corona-Hilfspaketen zwar schon teilweise erfolgten, nebenbei aber auch vorsorglich neue Verbindlichkeiten eingegangen wurden, um zukünftige Corona-Hilfen zu finanzieren.

Diese Saldenmechanik ist nun auch für die Entwicklung des Schuldenstands im 3. Quartal 2020 ausschlaggebend, da in dieser Periode die Einlagen auf der Aktivseite bei der Kerneinheit Bund deutlich reduziert wurden, um weitere Corona-Hilfspakete zu finanzieren. Anderseits kam es im 3. Quartal 2020 zu verstärkten Tilgungen bei der Kerneinheit Bund, was zu einem deutlichen Rückgang der Gesamtverbindlichkeiten führte, trotz der anhaltenden finanziellen Belastungen durch die Pandemie.

Die Erholung des Schuldenstands im 3. Quartal 2020 stellt eine Momentaufnahme dar, die auch im Zusammenhang mit dem starken Anstieg in den beiden Vorquartalen zu beurteilen ist.

Neben dem Bundessektor gab es auch beim Sozialversicherungssektor einen starken Rückgang des öffentlichen Schuldenstands. In diesem Sektor kommt es jedoch durch kurzfristige Finanzierungen regelmäßig zu starken unterjährigen Schwankungen.

Auch der Gemeindesektor konnte insgesamt einen leichten Schuldenabbau verbuchen. Auf der Bundesländerebene gab es hingegen einen leichten Anstieg der Verbindlichkeiten.

Das öffentliche Defizitbetrug im 3. Quartal 2020 6,0% des vierteljährlichen Bruttoinlandsprodukts (BIP) bzw. 5,7 Mrd. Euro. Im Vergleich zum 3. Quartal 2019 bedeutet das eine Verschlechterung um 7,8 Mrd. bzw. 8,1% des vierteljährlichen BIP (3. Quartal 2019: öffentlicher Überschuss in Höhe von 2,1 Mrd. Euro bzw. 2,1% des vierteljährlichen BIP).

Detaillierte Ergebnisse bzw. weitere Informationen zur Staatsverschuldung und zum öffentlichen Defizit finden Sie auf unserer Webseite.

Methodische Informationen, Definitionen:Der öffentliche Schuldenstand wird in der EU-Verordnung Nr. 220/2014 definiert. Anknüpfungspunkt für die Klassifikationen in dieser EU-Verordnung ist dabei das Europäische System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG 2010, EU-Verordnung Nr. 549/2013). Die einzelnen Teilsektoren des Staates umfassen die Gebietskörperschaften ('Kerneinheiten') sowie die ihnen zugeordneten ausgegliederte Einheiten und Kammern. Kerneinheit Bund: Ohne außerbudgetäre Einheiten.
Da bei der Berechnung des öffentlichen Schuldenstands die Forderungen gegenüber anderen staatlichen Stellen abgezogen werden ('intergovernmentale Forderungen' bzw. 'konsolidierte Darstellung'), sind bei der Interpretation der Veränderung des Schuldenstands sowohl die Entwicklung der Verbindlichkeiten als auch der intergovernmentalen Forderungen zu berücksichtigen. Das gilt sowohl für den Staat insgesamt als auch für die Beiträge der einzelnen Teilsektoren zum öffentlichen Schuldenstand. Die Verbindlichkeiten des Sozialversicherungssektors, die stark zurückgingen, waren am Ende des 1. Quartals 2020 niedriger als die intergovernmentalen Forderungen, sodass dieser Teilsektor einen 'negativen' Beitrag zum öffentlichen Schuldenstand leistete. Die für die Konsolidierung relevanten Forderungen des Sozialversicherungssektors bestehen hauptsächlich aus Bundesanleihen der Republik Österreich.
Grundlage für das öffentliche Defizit im 3. Quartal 2020 sind die vorläufigen Rechnungsabschlusszahlen des Bundes, der Länder und der Gemeinden sowie die vorläufige Finanzstatistik des Dachverbandes der Sozialversicherungsträger. Sonstige Einheiten des Sektors Staat werden auf Basis vorhandener Informationen geschätzt.

Quartal/Jahr in Mio. € in % des BIP Differenz zum Vorquartal
in Mio. € in Prozentpunkten
Q3/2019 281.435 71,1 -360 -0,7
Q4/2019 280.344 70,5 -1.092 -0,6
Q1/2020 289.032 73,1 8.689 2,6
Q2/2020 315.758 82,5 26.725 9,4
Q3/2020 300.181 79,1 -15.577 -3,4
Teilsektoren des Staates Öffentlicher Schuldenstand in Mio. € Veränderung zum Vorquartal
Q3/2020 Q2/2020 in Mio. € in Prozent
Staat insgesamt 300.181 315.758 -15.577 -4,9
Bundessektor 262.584 277.496 -14.912 -5,4
Landessektor 21.090 20.787 303 1,5
Gemeindesektor 16.407 16.611 -204 -1,2
Sozialversicherungssektor 100 864 -764 -88,4
Quartal/Jahr in Mio. € in % des BIP Differenz zum Vorjahresquartal
in Mio. € in Prozentpunkten
Q1/2019 -1.182 -1,2 -1.171,1 -1,2
Q2/2019 +1.649 +1.7 1.060,8 1,1
Q3/2019 +2.077 +2.1 140,1 0,1
Q4/2019 +131 +0.1 1.969,3 1,9
Q1/2020 -2.125 -2,3 -944 -1,0
Q2/2020 -12.976 -15,1 -14.625 -16,7
Q3/2020 -5.728 -6,0 -7.805 -8,1

Rückfragen zum Thema beantwortet in der Direktion Volkswirtschaft, Statistik Austria:
Mag. Lukas DÖRFLER, Tel.: +43 1 71128-7816 bzw. lukas.doerfler@statistik.gv.at

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Statistik Austria veröffentlichte diesen Inhalt am 30 Dezember 2020 und ist allein verantwortlich für die darin enthaltenen Informationen.
Unverändert und nicht überarbeitet weiter verbreitet am 30 Dezember 2020 08:04:02 UTC.

Originaldokumenthttp://www.statistik.at/web_de/presse/125094.html

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