FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Bundesbank glaubt im Gegensatz zu Deutsche-Bank-Chef John Cryan nicht an eine Abschaffung des Bargeldes in naher Zukunft. "Klar ist, dass bargeldlose Zahlungen weiter an Bedeutung gewinnen werden, denken Sie zum Beispiel an das Bezahlen mit dem Handy", sagte Bundesbankpräsident Jens Weidmann der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Freitag). "Aber Bargeld wird auch in Zukunft einige Vorteile haben. Es ist unabhängig von einer elektronischen Infrastruktur und deren Ausfallrisiken. Außerdem sind Bargeldzahlungen einfach und schnell."

Cryan hatte in der vergangenen Woche beim Weltwirtschaftsforum in Davos erklärt: "Cash ist fürchterlich teuer und ineffizient." Bargeld helfe nur noch Geldwäschern und anderen Kriminellen, ihre Geschäfte zu verschleiern. Deswegen werde es in den nächsten zehn Jahren verschwinden.

"Diese Prognose halte ich für nicht realistisch", widersprach Weidmann. Gerade die Deutschen hingen an Schein und Münze. Während etwa Schweden und Dänemark ihren Zahlungsverkehr radikal digitalisieren, zahlen die Menschen in Deutschland weiterhin vor allem bar: Bei 79 Prozent der Transaktionen, wie die Bundesbank anhand Daten von 2014 errechnet hat. Gut die Hälfte (53 Prozent) der Umsätze im Einzelhandel werden mit Bargeld abgewickelt. "Die Haltung der Bundesbank lautet klar: Wir wollen den Bürgern die Zahlungsart ermöglichen, die sie sich wünschen", bekräftigte Weidmann.

Auch den Vorstoß aus der SPD, den 500-Euro-Schein abzuschaffen und für Barzahlungen eine Obergrenze von 5000 Euro einzuführen, um Kriminalität und Geldwäsche einzudämmen, sieht Weidmann skeptisch. "Glauben Sie, dass kriminelle Handlungen deshalb unterbleiben, weil es den 500-Euro-Schein nicht mehr gibt? Inwieweit ein Verbot von größeren Bargeldtransaktionen illegale Aktivitäten unterbindet, ist ebenfalls eine offene Frage", sagte Deutschlands oberster Währungshüter./ben/ko/DP/jha