HONGKONG (dpa-AFX) - Die Krise des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande hat am Montag zu schweren Verlusten an der Hongkonger Börse geführt. Nach der anhaltenden Talfahrt in den vergangenen Tagen und Wochen brach die Evergrande-Aktie um weitere zehn Prozent ein und baute damit das Jahresminus auf 85 Prozent aus Auch andere chinesische Immobilien- und Finanztitel lagen tief im Minus, da es Ängste gab, dass sich die Krise auch auf andere Unternehmen ausweiten könnte.

Während der Hongkonger Leitindex Hang Seng um mehr als drei Prozent verlor, büßte ein Unterindex, der Immobilienwerte zusammenfasst, fast sieben Prozent ein. Der Hang Seng fiel damit auf den tiefsten Stand seit Oktober 2020. Seit dem Jahreshoch im Februar brach der Index um etwas mehr als ein Fünftel ein. Die Märkte auf dem chinesischen Festland blieben wegen Feiertagen am Montag und Dienstag geschlossen.

Evergrande hat Schulden von umgerechnet mehr als 300 Milliarden US-Dollar (256 Mrd Euro) angehäuft. Der angeschlagene Konzern muss frisches Geld auftreiben, um Banken, Zulieferer und Anleihegläubiger fristgerecht zu bezahlen. Anleger befürchten einen Zahlungsausfall. Die Probleme haben sich laut Beobachtern für Evergrande in den letzten Monaten verschärft, weil Peking strengere Regeln für den hoch verschuldeten Immobiliensektor des Landes durchsetzt.

In dieser Woche muss der Shenzhener Konzern mehrere Zinszahlungen leisten, wie der Finanzdienst Bloomberg berichtete. Demnach war die erste Rückzahlung bereits am Montag fällig, jedoch mit einer Aufschiebefrist bis Dienstag. Eine weitere Tranche sei am Donnerstag fällig. Jedoch war unklar, wie sich die chinesischen Feiertage auf den Rückzahlungsprozess auswirkten. Gebannt warten Investoren auf Zeichen der Regierung, ob und in welcher Form sie dem Konzern zur Hilfe eilt.

Über das Wochenende bot Evergrande Anlegern an, sie mit Immobilien zu entschädigen. Das Angebot richtet sich demnach an Käufer von Vermögensverwaltungsprodukten des Unternehmens. Auch räumte Evergrande ein Fehlverhalten mehrerer hochrangiger Manager ein. Sechs Führungskräfte haben demnach mehrere Anlageprodukte des Unternehmens illegalerweise im Voraus eingelöst. Die Angelegenheit werde sehr ernst genommen, teilte das Unternehmen am Samstag mit.

Zuletzt hatten Ratingagenturen die Bonitätsnote von Evergrande mehrfach herabgestuft. Seit Jahresbeginn ist der Aktienwert des Konzerns um über 80 Prozent gefallen. Evergrande beauftrage laut einer Mitteilung von vergangener Woche Finanzberater damit, "alle denkbaren Lösungen" zu prüfen, um die Liquiditätskrise zu überwinden, warnte aber gleichzeitig davor, dass es keine Garantie dafür gebe, dass das Unternehmen seinen finanziellen Verpflichtungen nachkommen kann./jpt/DP/zb