--Stellenzahl steigt im Dezember nur um 199.000 (Prognose: 422.000)

--Arbeitslosenquote sinkt auf 3,9 (Prognose: 4,1) Prozent

--Stundenlöhne legen um 0,6 (Prognose: 0,4) Prozent zu

(NEU: Zusammenfassung mit Details und Kommentaren von Bankvolkswirten)

Von Hans Bentzien

WASHINGTON (Dow Jones)--Die Lage am US-Arbeitsmarkt hat sich im Dezember erneut verbessert, wobei die verschiedenen Indikatoren die Erwartungen von Analysten sowohl enttäuschten als auch übertrafen. Die Zahl der Beschäftigten stieg gedämpfter als erwartet, die Arbeitslosenquote sank deutlicher als erwartet und das Wachstum der Stundenlöhne schließlich fiel deutlicher als prognostiziert aus. Nach Angaben des Arbeitsministeriums entstanden außerhalb der Landwirtschaft 199.000 zusätzliche Stellen. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten einen Zuwachs von 422.000 prognostiziert. Im Privatsektor entstanden per saldo 211.000 Stellen, während im öffentlichen Sektor 12.000 verloren gingen.

In den beiden Vormonaten hatte sich die Beschäftigung besser als vorläufig berichtet entwickelt. Im November stieg die Zahl der Beschäftigten um 249.000 (vorläufig: 210.000) und im Oktober um 648.000 (546.000). Zusammengenommen waren das 141.000 mehr als ursprünglich gemeldet.

Insgesamt lag die Zahl der Beschäftigten um 3,6 Millionen unter dem Vor-Corona-Niveau von Februar 2020.


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Thomas Gitzel, der Chefvolkswirt der liechtensteinischen VP-Bank, meint deshalb, dass der Fed das unerwartet geringe Job-Wachstum im Dezember nicht gefallen wird. "Das Tempo des Stellenaufbaus sollte ein schnelleres sein", schrieb er in einem Kommentar. Je langsamer Arbeitnehmer an den Arbeitsmarkt zurückkehrten, desto länger bleibe die hohe Anzahl offener Stellen bestehen und desto mehr stiegen die Inflationsrisiken.

Die im Rahmen einer telefonischen Umfrage ermittelte Arbeitslosenquote sank auf 3,9 (Vormonat: 4,2) Prozent. Volkswirte hatten lediglich einen Rückgang auf 4,1 Prozent prognostiziert. Die Fed betrachtet eine Arbeitslosenquote von 4,0 Prozent als vereinbar mit Preisstabilität. Die konstante Erwerbsquote von 61,9 Prozent zeigt, dass die Arbeitslosenquote nicht deshalb gesunken ist, weil die Zahl der Erwerbspersonen zurückgegangen ist.


   Commerzbank: Risiko einer Zinsanhebung im März nimmt zu 

Gitzel verweist aber darauf, dass sich die Erwerbsquote bei Menschen älter als 55 Jahre seit der Pandemie nicht nennenswert erholt habe. "Das große Risiko ist, dass sich ältere Arbeitnehmer vorzeitig in den Ruhestand verabschiedet haben", schrieb er. Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz beurteilt die Lage ähnlich. "Der US-Arbeitsmarkt wird enger und enger", schrieb er. Das Risiko einer Zinsanhebung im März nehme zu.

Die Zahl der Langzeitarbeitslosen sank im Dezember um 185.000 auf 2,0 Millionen, lag aber noch um 887.000 höher als im Februar 2020. Die Langzeitarbeitslosen machten im Dezember 31,7 Prozent der Gesamtarbeitslosen aus. Die Zahl der aus wirtschaftlichen Gründen teilzeitbeschäftigten Personen lag bei 3,9 Millionen. Das waren 337.000 weniger als im November und 461.000 weniger als im Februar 2020.

Die durchschnittlichen Stundenlöhne erhöhten sich um 0,6 Prozent bzw. 19 Cent auf 31,30 US-Dollar. Erwartet worden war ein Zuwachs von nur 0,4 Prozent. Auf Jahressicht stiegen die Löhne um 4,7 Prozent. Die Zahl der geleisteten Wochenstunden blieb unverändert bei 34,7.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

DJG/DJN/hab/smh

(END) Dow Jones Newswires

January 07, 2022 09:22 ET (14:22 GMT)