Die Konsumausgaben der Verbraucher legten im Oktober mit 0,5 Prozent zum Vormonat weniger als halb so stark zu wie noch im September, wie das US-Handelsministerium am Mittwoch mitteilte. Ein Grund dafür ist der nach wie vor schwache Arbeitsmarkt: Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stieg zuletzt überraschend. Insgesamt stellten vorige Woche 778.000 Amerikaner einen solchen Antrag auf staatliche Stütze und damit 30.000 mehr als eine Woche zuvor.

"Es gibt eine zweigeteilte Entwicklung nach der Pandemie-Rezession, bei der die Spitze der Gesellschaft weiterhin wie gewohnt Ausgaben tätigt, während die untere Hälfte in langen Schlangen vor Lebensmitteltafeln sitzt und nur wenige Beschäftigungsmöglichkeiten hat", sagte der Chefökonom des Finanzhauses MUFG in New York, Chris Rupkey. Wegen der Corona-Pandemie gingen mehr als 22 Millionen Jobs verloren, von denen bislang nur etwa zwölf Millionen zurückgewonnen wurden.

Im Sommer hatte sich die weltgrößte Volkswirtschaft aus der Rezession befreit. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs von Juli bis September auf das Jahr hochgerechnet um 33,1 Prozent zulegte. Im Frühjahr war das BIP noch um 31,4 Prozent eingebrochen. Die rasante Aufholjagd dürfte jedoch nur von kurzer Dauer gewesen sein: Inmitten der anhaltenden Coronavirus-Welle beobachtet die US-Notenbank bereits eine Verlangsamung der wirtschaftlichen Erholung.

Der schwächelnde Arbeitsmarkt ist eine der größten Herausforderungen für den künftigen US-Präsidenten Joe Biden und dessen Finanzministerin in spe, die frühere Notenbankchefin Janet Yellen. Da die Zahl der positiven Corona-Tests zuletzt Rekordwerte erreichte, wurden den Unternehmen vielerorts neue Beschränkungen auferlegt. Das könnte dazu führen, dass sie sich von Mitarbeitern trennen oder keine neuen einstellen.

DEUTLICHES AUFTRAGSPLUS

Einen Lichtblick bietet unterdessen die US-Industrie. Sie hat im Oktober ein unerwartet deutliches Auftragsplus geschafft. Die Bestellungen für langlebige Gebrauchsgüter wie Flugzeuge oder Maschinen legten um 1,3 Prozent zum Vormonat zu. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Plus von 0,9 Prozent gerechnet, nach einem Wachstum von 2,1 Prozent im September.

Investoren spekulieren dennoch auf eine baldige geldpolitische Lockerung durch die Notenbank. Denn eine Impfkampagne für die breite Masse der Amerikaner dürfte wohl erst im April 2021 anlaufen. Bis dahin hat die Wirtschaft noch eine Durstrecke in der Covid-19-Pandemie zu überstehen. Zugleich haben alle Appelle der US-Notenbank an die Politik bislang nicht gefruchtet, in der Krise ein neues Hilfspaket zu schnüren.