Die Zinssätze der wichtigsten Zentralbanken blieben im April unverändert, da die Aussicht auf höhere und längere Zinssätze der US-Notenbank einen gewissen Druck auf die politischen Entscheidungsträger ausübte, insbesondere in den Schwellenländern, wo Indonesien eine überraschende Zinserhöhung vornahm.

Alle vier Zentralbanken, die für die 10 am meisten gehandelten Währungen zuständig sind und im April Sitzungen abhielten - die Bank of Japan, die Bank of Canada, die Europäische Zentralbank und die Reserve Bank of New Zealand - ließen die Leitzinsen unverändert. Die Entscheidungsträger in der Schweiz, Schweden, Australien, Norwegen und Großbritannien haben keine Zinssitzungen abgehalten.

Die Fed, deren Zinssitzung im April und Mai stattfand, beließ die Zinssätze ebenfalls unverändert, als ihre Entscheidung am Mittwoch veröffentlicht wurde.

Die US-Daten, die auf ein starkes Wachstum, aber auch auf einen besorgniserregenden Inflationsdruck hindeuten, zementierten im April die Divergenz zwischen der wichtigsten Zentralbank der Welt und ihren G10-Mitgliedern.

"Der Abwärtstrend der Inflation ist lebendig, aber instabil, was die Zentralbanken dazu veranlasst, länger zu warten und die Leitzinsen langsamer zu senken", sagte Daniel Bergvall, Leiter der Prognoseabteilung bei SEB.

"Dies schafft nun unterschiedliche Spielfelder für die großen Zentralbanken."

An den Geldmärkten sehen die Händler eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die EZB im Juni mit Zinssenkungen beginnen wird, aber die erste Zinssenkung der Fed um einen vollen Viertelprozentpunkt ist laut LSEG-Daten erst für November eingepreist.

Die Aussicht auf höhere und länger anhaltende US-Zinsen hat auch die politischen Entscheidungen in den Schwellenländern beeinflusst, die den Industrieländern sowohl bei der jüngsten Straffung als auch bei der Lockerung voraus waren.

In der Reuters-Stichprobe von 18 Zentralbanken in Schwellenländern stach im April eine überraschende Zinserhöhung in Indonesien hervor - die erste seit Oktober - und ein Versuch, die Rupiah-Währung zu stützen, die gegenüber dem Dollar auf ein Vierjahrestief gefallen war.

In Ungarn, Chile und Kolumbien wurden die Zinsen um insgesamt 175 Basispunkte angehoben. Neun weitere Zentralbanken in Entwicklungsländern, die Zinssitzungen abhielten, ließen ihre Leitzinsen unverändert.

"Für mich ist der wichtigste Treiber für die EM-Performance in diesem Jahr ein globaler, nämlich die Fed", sagte Sergei Strigo, Co-Leiter für Schwellenländeranleihen bei Amundi Asset Management.

"Das Repricing von Zinssenkungen war sehr signifikant, da der Markt jetzt nur noch eine Zinssenkung bis zum Ende des Jahres und sehr spät in diesem Jahr einpreist."

Seit Jahresbeginn wurden die Zinssätze in den Schwellenländern um 775 Basispunkte angehoben - fast alle davon in der Türkei. Demgegenüber stehen 850 Basispunkte an Zinssenkungen.