BERLIN (Dow Jones)--Der Wirtschaftsweise Volker Wieland hat die Europäische Zentralbank (EZB) aufgrund steigender Energiepreise zum Handeln aufgefordert. "Die EZB musste im Dezember ihre Inflationsprognose bereits nach oben korrigieren", sagte Wieland der Bild-Zeitung. "Für 2022 geht sie jetzt von 3,2 Prozent aus, zuvor waren es lediglich 1,7 Prozent. Eine derart hohe Korrektur gab es noch nie."

Es sei deshalb voreilig gewesen, dass sich EZB-Präsidentin Christine Lagarde gegen eine erste Zinsanhebung im Laufe dieses Jahres ausgesprochen habe, sagte das Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR). Die US-Notenbank habe für das laufende Jahr bereits eine starke Leitzinserhöhung in Aussicht gestellt, um die Inflation zu bekämpfen. "Diese Tür hätte sich die EZB auch offenhalten sollen", sagte Wieland weiter.

Nach Berechnungen von Wieland hat die Inflationsentwicklung die Kaufkraft der Deutschen im vergangenen Jahr deutlich reduziert. "Laut Bundesbank hatten die Deutschen zuletzt Bargeld und Bankeinlagen von gut 2,6 Billionen Euro angehäuft. Bei einer Inflationsrate von zuletzt 5,3 Prozent hieße das, dass sie zwischen Dezember 2020 und Dezember 2021 also grobgerechnet 135 Milliarden an Kaufkraft eingebüßt haben", sagte Wieland.

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January 11, 2022 02:28 ET (07:28 GMT)