Von Andrea Thomas

BERLIN (Dow Jones)--Nach der Übernahme der Rosneft-Raffinerie in Schwedt könnte die Brandenburger Raffinerie auch ohne russisches Öl teilweise weiterarbeiten. Das erklärte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums. In den vergangenen Wochen und Monaten habe man in Schwedt bereits getestet, ob andere, nicht aus Russland stammende Ölsorten, dort verarbeitet werden könnten.

"Es hat sich gezeigt, dass das möglich ist. Insofern kann auch sofort und weiterhin Öl verarbeitet werden, das nicht aus Russland kommt", sagte Ministeriumssprecherin Annika Einhorn auf der Regierungspressekonferenz. Die Raffinerie könne weiterarbeiten - wenn auch nicht unter Volllast. Die Raffinerie PCK in Schwedt ist Hauptlieferant von Kraftstoffen und Heizöl für die Region Berlin und Brandenburg.

Alternatives Öl, das über den Hafen in Rostock kommen könnte, würde demnach ungefähr 50 Prozent Auslastung der PCK-Raffinerie in Schwedt ausmachen. Hinzukämen eine weitere mögliche Öllieferung aus Kasachstan und Lieferungen über die Ölpipeline aus Polen, so die Sprecherin.

Zuvor hatte die Bundesregierung die zur Sicherstellung der Ölversorgung die deutschen Töchter des staatlichen russischen Ölkonzerns Rosneft unter Treuhandverwaltung der Bundesnetzagentur gestellt. Vor diesem Schritt habe man nicht mit der russischen Seite gesprochen.

"Eine Abstimmung mit der russischen Seite ist hier nicht nötig. Wir handeln auf Grundlage unserer eigenen Gesetze", sagte Einhorn. "Wir handeln so, dass die Energieversorgungssicherheit in Deutschland gewährleistet ist."

Die Entscheidung zu den Tochtergesellschaften Rosneft Deutschland GmbH und RN Refining & Marketing GmbH kam angesichts des in den kommenden Monaten bevorstehenden Ölembargos gegen Russland aufgrund dessen Überfalls auf die Ukraine.

Nachbarland Polen hatte bislang mit Verweis auf den russischen Mutterkonzern Rosneft kein Öl nach Schwedt liefern wollen. Das Bundeswirtschaftsministerium sieht nach der Treuhänderschaft nun eine andere Lage.

"Das ist weiterhin natürlich eine Entscheidung Polens, ob und wann und in welchem Umfang Öl geliefert wird. Aber klar ist, dass es bislang der polnischen Seite nach eigener Auskunft nicht möglich war und sich jetzt sich damit natürlich die Lage ändert und wir weiterhin da in gutem Austausch sind", sagte Einhorn.

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September 16, 2022 06:36 ET (10:36 GMT)