Zürich (awp) - Die Aktien des Modekonzerns Charles Vögele sind mit etwas höheren Notierungen in die neue Woche gestartet. Hintergrund ist, dass der italienische Mitbewerber OVS - besser bekannt unter seinem früheren Namen "Oviesse" - eine Übernahmeofferte lanciert hat. Das grosse Geld lässt sich aber nicht machen, bieten die Italiener doch eine Prämie von gerade mal 2% zum Freitagschluss. Wohl in der Hoffnung auf eine Nachbesserung oder ein Gegenangebot steigen die Papiere gar leicht über den Angebotspreis.

Bis um 09.45 Uhr steigen Charles Vögele um 2,4% auf 6,40 CHF und damit leicht über die offerierten 6,38 CHF. Bis dato wurde bereits das Sechsfache eines durchschnittlichen Tagesvolumens umgesetzt.

Rückblickend allerdings fallen die Titel durch eine herbe Wertvernichtung auf. Zum Vergleich: Anfang Januar kostete die Aktie noch fast 9 CHF. Wer es noch dicker mag: Kurz nach der Publikumsöffnung im Jahre 1999 notierte die Aktie einst sogar bei 350 CHF.

Den Investoren bleibt im Urteil von Analysten aber trotzdem wohl nichts anderes übrig, als die Faust im Sack zu machen. So wird die Übernahmeprämie von 2,1% von ZKB-Analyst Marco Strittmatter zwar als "mager" bezeichnet. Dennoch sei das Kaufangebot - auch für die Aktionäre - wohl ein "letzter Ausweg" bei Charles Vögele.

Denn der Modekonzern kämpfe mit verschiedenen Widrigkeiten: Der Trend zu mehr Onlineeinkäufen, die grössere Preistransparenz im Internet und der Schweizer Einkaufstourismus im Ausland haben laut Strittmatter die Konditionen in den letzten Jahren verschärft und den Turnaround bei Charles Vögele erschwert.

Positivere Worte findet der für Vontobel tätige Analyst René Weber. Er begrüsst, dass eine Lösung für den Modekonzern gefunden werden konnte und bezeichnet das Angebot als fair. Das öffentliche Angebot sei "die beste Lösung, die Charles Vögele erhalten kann". Die Vögele-Aktie wird bei Vontobel schon seit längerer Zeit nur mit "Hold" eingestuft. Neu lautet das Kursziel 6,38 (5,00) CHF - im Einklang mit der Barofferte.

Im Handel ist derweil die (leise) Hoffnung auf eine Nachbesserung oder auf ein Gegenangebot mit Blick auf den über der Offerte liegenden Aktienkurs offenbar noch intakt. Marktbeobachter warnen jedoch: eine solche Wette sei höchst spekulativ.

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