"Wir würden uns nicht auf eine Fusion einlassen, wenn wir dächten, dass es irgendwelche Probleme gibt", sagte LSE-Verwaltungsratschef Donald Brydon am Mittwoch auf der Hauptversammlung in London. Analysten zufolge könnte der hohe Marktanteil der fusionierten Börse in der Abwicklung von Derivaten Fragen bei der EU-Kommission aufwerfen, die einer Übernahme zustimmen muss. Auf die Aktionärs-Frage, ob ein Austritt Großbritanniens ("Brexit") aus der Europäischen Union (EU) den Zusammenschluss stören würde, antwortete Brydon knapp mit "nein". Er rechne weiterhin damit, dass die Fusion Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres über die Bühne gehen werde.

LSE und Deutsche Börse hatten ihre Pläne für die rund 25 Milliarden Euro schwere Fusion im März öffentlich gemacht. Bis sie perfekt ist, müssen Wettbewerbshüter, Aufsichtsbehörden und Politik noch überzeugt werden. Die Abstimmung über den "Brexit" am 23. Juni sorgt für zusätzliche Unsicherheit. Vor allem für den Fall eines Austritts sehen Banker und andere Marktteilnehmer in Deutschland es skeptisch, dass London Sitz der gemeinsamen Börsen-Holding werden soll.

US-Konkurrenten wie ICE und CME prüfen derweil, ob sie ein Gegenangebot für die LSE vorlegen. LSE-Vorstandschef Xavier Rolet, der nach der Fusion in den Ruhestand gehen soll, hatte sich am Wochenende kritisch über die ICE geäußert. Auf der Hauptversammlung äußerte er sich nicht dazu. Die LSE hatte die Aussagen als "persönliche Ansicht" ihres Chefs bezeichnet.

Brydon warb vor den Aktionären erneut für die "überzeugende Logik" der Fusion mit der Deutschen Börse. Der neue Branchenriese wäre den Angaben zufolge weltweit die Nummer eins vor den US-Rivalen ICE, Nasdaq und CME. Zur LSE gehört auch die Borsa Italiana in Mailand.

ANALYSTEN ERWARTEN GEWINNRÜCKGANG BEI DEUTSCHER BÖRSE

Im ersten Quartal erwirtschaftete die Londoner Börse einen unerwartet starken Umsatzzuwachs. Die Erlöse stiegen um acht Prozent auf 359 Millionen Pfund (463 Millionen Euro). Das stärkste Plus verbuchte die Abwicklung von Wertpapiergeschäften bei LCH.Clearnet mit 14 Prozent. Die Geschäftszahlen der Deutschen Börse für das erste Quartal wurden für Mittwochabend erwartet. Von Reuters befragte Analysten gingen hier von einem Anstieg der Erlöse um gut sechs Prozent aus. Der Gewinn dürfte demzufolge allerdings um 7,2 Prozent auf 206 Millionen Euro zurückgegangen sein.

Auch die US-Technologiebörse Nasdaq hat ein gutes erstes Quartal hinter sich, wie sie am Mittwoch berichtete. Sie steigerte die Erlöse um fünf Prozent auf 534 Millionen Dollar. Bereinigt um Sondereffekte stieg der Gewinn um 14 Prozent. Unter dem Strich stand ein Ergebnis von 132 Millionen Dollar - ein Jahr zuvor waren es nur neun Millionen.

Die jüngsten Zukäufe spielten bei den Zuwächsen noch kaum eine Rolle. Für die 1,1 Milliarden Dollar schwere Übernahme des Optionsbörsen-Betreibers International Securities Exchange (ISE) von der Deutschen Börse hat die Nasdaq nun grünes Licht vom US-Justizministerium bekommen. Die Transaktion dürfte damit schon im zweiten Quartal unter Dach und Fach sein, früher als gedacht, erklärte die Nasdaq. Vorher muss aber noch die Börsenaufsicht SEC zustimmen.