Einerseits bleibe die Nachfrage hoch und die Versorgung mit Halbleitern sei besser, so dass anders als im vergangenen Jahr keine Produktionsstopps zu erwarten seien, erklärte Finanzchef Jochen Goetz am Dienstag. Andererseits hapere es aber an anderen Bauteilen, und Cyberattacken auf Zulieferer schürten Sorgen über die Stabilität der Lieferkette. Die Zahl der Hacker-Angriffe nehme zu, Daimler selbst sei aber nicht betroffen. "Wir erwarten 2023 ein weiteres Jahr mit einer Nachfrage deutlich über dem Angebot", sagte Goetz, warnte aber zugleich: "Wir sind nicht sicher, dass die Lieferkette stabil genug ist für ein höheres Volumen."

Analysten hatten nach Ende April veröffentlichten Eckdaten mit unerwartet hohem Betriebsgewinn und einer Rendite von 8,8 Prozent mit einem noch höheren Gewinnziel gerechnet. Bislang geht der Dax-Konzern von deutlich mehr Umsatz (2022: 51 Milliarden Euro) und bereinigtem Betriebsgewinn (2022: vier Milliarden Euro) aus und einer Rendite in der Spanne von 7,5 bis 9,0 Prozent. Bei stabiler Lieferkette gebe es Aufwärtspotenzial, sagte Goetz. Die Analysten von Stifel Research gehen jetzt davon aus, dass der Ausblick nach dem zweiten Quartal angehoben wird.

PREISERHÖHUNGEN GREIFEN

Von Januar bis März steigerte der Dax-Konzern den Absatz um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal auf gut 125.000 Einheiten. Der Umsatz schnellte um 25 Prozent auf 13,2 Milliarden Euro, das Konzernergebnis verdreifachte sich fast auf 795 Millionen Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Zu dem Gewinnsprung trugen auch höhere Preise und mehr Service-Geschäft bei. Die Preisanhebungen des vergangenen Jahres kämen jetzt zum Tragen, sagte Goetz. Sie sollten jetzt stabil bleiben, obwohl sich Rohstoffe wie zum Beispiel Stahl weiter verteuerten. Anzeichen für Auftragsstornierungen aufgrund der schwachen Konjunktur sehe Daimler nach wie vor nicht.

Der Rückgang des Auftragseingangs um elf Prozent auf rund 123.000 Einheiten im ersten Quartal bereitet dem Weltmarktführer für Schwerlaster kein Kopfzerbrechen. Das Minus liege daran, dass die Auftragsbücher für 2024 noch nicht geöffnet seien, erklärte Goetz. Auf dem größten Markt, den Vereinigten Staaten, erwartet Daimler nach Gesprächen mit großen Flottenkunden steigende Nachfrage 2024. Die Auftragsbücher seien in Europa und den USA so gut gefüllt, dass Daimler in beiden großen Regionen praktisch ausverkauft sei im laufenden Jahr.

(Bericht von Ilona Wissenbach. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)