Kommentare, Einschätzungen und Entwicklungen zu Energiethemen, -versorgung und -sicherheit in Deutschland:


EnBW-Chef Schell spricht sich gegen den Bau neuer Atomkraftwerke aus 

Der Chef des baden-württembergischen Energiekonzerns EnBW hält die Forderungen von CDU und CSU nach dem Bau neuer Atomkraftwerke für eine rein politische Debatte. "Das ist doch nicht die Lösung der heutigen Energieversorgung", sagte Andreas Schell dem Handelsblatt. Der Bau einer solchen Anlage dauere mindestens 20 Jahre und "wie damit jemals kostendeckend Strom erzeugt werden soll, ist mir schleierhaft". Auch einer möglichen Wiederinbetriebnahme erteilte der Manager eine Absage. EnBW sei mit all seinen Kraftwerken im Rückbau, "das ist irreversibel", sagte Schell. Die beiden Energiekonzerne RWE und Eon hatten auf eine Anfrage des Handelsblatts ebenfalls mitgeteilt, dass der Rückbau der drei letzten deutschen Atomkraftwerke in vollem Gange sei. Statt über Atomkraft zu diskutieren, solle die Politik sich lieber darauf konzentrieren, die Energiewende zu beschleunigen. Zwar habe sich im vergangenen Jahr vieles getan, aber "im Schnitt dauert es immer noch 60 bis 70 Monate vom Start bis zur Inbetriebnahme eines Windrads an Land".


Wirtschaftsrat fordert Fokus auf Stromversorgungssicherheit 

Der Wirtschaftsrat der CDU hat von der Bundesregierung eine stärkere Fokussierung auf die Sicherheit der Versorgung mit bezahlbarem Strom gefordert. "Der wachsende Anteil von erneuerbaren Energien ist grundsätzlich positiv zu werten, die Erneuerbaren allein helfen aber nicht bei der Versorgungssicherheit", betonte Wolfgang Steiger, Generalsekretär des Wirtschaftsrates. "Zur Sicherung der Stromversorgung auch in wind- und sonnenarmen Zeiten ist der Neubau von Gas- und Wasserstoffkraftwerken in großem Umfang erforderlich. Die Bundesregierung ist mit der vor einem Jahr angekündigten Kraftwerkstrategie aber stark in Verzug und gefährdet damit das gesamte Projekt Energiewende", kritisierte Steiger. Kohlestrom könne in den 30er Jahren wegen des fortschreitenden Emissionshandels für Industrie und Privatverbraucher unbezahlbar werden.


BDEW: CO2-Emissionen der Energiewirtschaft fallen 2023 um 18 Prozent 

Die Energiewirtschaft hat im vergangenen Jahr rund 18 Prozent weniger Kohlendixid (CO2) und andere Treibhausgase emittiert als im Jahr zuvor. Betrugen die Treibhausgas-Emissionen im Jahr 2022 noch 256 Millionen Tonnen, waren es 2023 nur noch 209 Millionen Tonnen, wie erste Berechnungen des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zeigten. Gegenüber dem Referenzjahr 1990 hat die Energiewirtschaft im vergangenen Jahr 56 Prozent weniger Treibhausgase emittiert. Insgesamt übertreffe die Branche ihre Sektorziele deutlich. Dies sei insbesondere auf den deutlichen Rückgang der Kohleverstromung zurückzuführen. Zu den weiteren Faktoren gehören neben dem überwiegend konjunkturbedingten Rückgang des inländischen Stromverbrauchs auch der Ausbau der erneuerbaren Energien und ein erhöhter Stromimport. Erstmals lag im Jahr 2023 der Anteil regenerativen Stroms am Gesamtverbrauch bei über 50 Prozent. Bis zur angestrebten Klimaneutralität müsse aber unter anderem der rechtzeitige Zubau wasserstofffähiger Gaskraftwerke, ein adäquater Netzausbau, eine signifikante Beschleunigung der Planungs- und Genehmigungsverfahren und deutlich verbesserte Investitionsbedingungen geschaffen werden.


Söder fordert neue Energiepreisbremsen 

Angesichts der schwächelnden deutschen Wirtschaft hat sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) für die Wiedereinführung der Energiepreisbremsen ausgesprochen. "Kurzfristig sollten die Energiepreisbremsen weiter gelten", sagte Söder dem Handelsblatt. Man müsse die Breite des Mittelstands in den Blick nehmen mit niedrigeren Steuern, niedrigeren Energiepreisen und einem schlankeren Staat. "Wir brauchen die Energiepreisbremse jetzt, eine andere Energiepolitik und gleichzeitig einen Ausgleich für einen CO2-Preis." Nur so könnten Unternehmen international wettbewerbsfähig bleiben und investieren. Deutschland müsse eigene Fracking-Gasreserven nutzen und auf die neueste Generation von Atomkraftwerken setzen. Söder sprach sich zudem dafür aus, das geplante Verbot von Autos mit Verbrennermotor zu verschieben. "Außerdem sollten wir auch nicht 2035, sondern erst 2045 aus dem Verkauf von Autos mit Verbrennermotoren aussteigen", sagte Söder. Der bayerische Ministerpräsident kritisierte die Streichung der E-Auto-Förderung durch die Bundesregierung.


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January 22, 2024 11:37 ET (16:37 GMT)