Magazin für Kommunen und kommunale Partner

Ausgabe 4/2023

KommPlus

Klimaneutrale Wärme in der Fachwerkstadt

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KommPlus, Panorama

PV-Anlagen einfach zertifizieren

Gewerbliche Solaranlagen, zum Beispiel auf den Dächern großer Industriehallen oder in Solarparks, leisten einen unverzichtbaren Beitrag zum Aus- bau der erneuerbaren Energien in Deutschland. Ab einer Leistung von 500 Kilowatt müssen sie vor dem Netzanschluss allerdings ein umfangreiches und monatelanges Zertifizierungsverfahren (VDE 4110)

Mission Energiewende: Das Team des Start-ups nue rund um die Gründer Jelena Mrvelj (Mitte oben) und Gratian Permien (Mitte unten) hat sich vorgenommen, die Zertifizierung von PV-Anlagen zu revolutionieren.

durchlaufen. Allein im vergangenen Jahr konnten 1.000 schlüsselfertige Anlagen aufgrund fehlender Zertifizierungen nicht ans Netz gehen. Die Haupt- gründe dafür waren bürokratische Überforderung, Mehraufwand und Kapazitätsengpässe bei den Installationsbetrieben, Zertifizierungsstellen und Netzbetreibern.

Dieses Problem will das Start-up nue lösen. Ihr Produkt "certflow" bringt Installationsbetriebe, Zertifizierungsstellen und Netzbetreiber auf einer Plattform zusammen und führt sie Schritt für Schritt durch den Zertifizierungsprozess. Daten und individuell geforderte Unterlagen werden vollauto- matisiert bereitgestellt. Dank Plausibilitätschecks sowie einheitlicher Strukturen wird der bürokrati- sche Aufwand deutlich reduziert - statt mehrerer Monate dauert die Zertifizierung nur noch wenige Wochen.

Die Idee, die Energiewende mit digitalen Tools zu beschleunigen, entstand im Venture Builder Enpulse, einer Tochter der EnBW.

Weitere Informationen unter www.certflow.de.

EnBW-Töchter gewinnen Deutschen Nachhaltigkeitspreis

Mit der EnBW mobility+ und der Netze BW haben gleich zwei EnBW-Töchter den Deutschen Nach- haltigkeitspreis 2024 erhalten. Die Auszeichnung prämiert nachhaltige Spitzenleistungen in Wirtschaft, Kommunen und Forschung und zählt zu den renom- miertesten ihrer Art in Europa.

In ihrer Begründung würdigte die Jury die EnBW mobility+ in der Kategorie "Verkehrsinfrastruktur" als Vorreiterin beim Bau und Betrieb von Schnell- ladeinfrastruktur für Elektroautos und Treiberin der Mobilitätswende. Die Netze BW überzeugte in der Kategorie "Energiespeicherung und -verteilung" mit technischen Lösungen bei der Integration erneuer- barer Energien ins Verteilnetz und dem Hochlauf der Elektromobilität. Sie hat dazu mehr als 150 Maß- nahmen in den Handlungsfeldern Umwelt, Energie- wende, Mensch, Klima und Gesellschaft eingeleitet.

Andreas Schell, Vorstandsvorsitzender der EnBW: "Wir machen weiter Tempo bei der Energiewende. Wir freuen uns sehr, dass unser Engagement, die EnBW entlang sämtlicher Geschäftsprozesse zu einem nachhaltigen Infrastrukturunternehmen umzubauen, wahrgenommen und mit dem Deut- schen Nachhaltigkeitspreis gewürdigt wird."

Die Freude ist in beiden Teams groß. Für EnBW mobility+ freuen sich: Jürgen Stein, Cathrin Lind, Felix Grosser, Christiane Büring (v. l. n. r.).

Den Preis für die Netze BW nahmen Lothar Rieth, Bodo Moray, Eric Ahlers und Karoly Santa (v. l. n. r.) entgegen.

KommPlus, Panorama

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Mack-Ausstellung in Karlsruhe

Heinz Mack: Lichtreflektoren in der Wahiba Wüste, 1997. Foto: Heinz Mack © VG Bild-Kunst, Bonn, 2023

Bis April zeigt das ZKM Werke aus Heinz Macks "Sahara-Projekt" am EnBW-Kon- zernsitz in Karlsruhe. Der ZERO-Künstler war seiner Zeit weit voraus, indem er mit der Idee einer monumentalen Lichtplantage die Vision des großflächigen Erfassens von Licht und Energie in einem künstlerischen Projekt umsetzte. Eine Vorgehens- weise, die formal mit der heutigen Fotovoltaik zu vergleichen ist. Mack realisierte das "Sahara-Projekt" während der 1960er- und 70er-Jahre des vorigen Jahrhunderts nicht nur in den Sandwüsten Tunesiens und Algeriens, sondern auch in der grönländi- schen Eiswüste. Weitere Infos zur Ausstellung unter www.enbw.com/kunst.

Zu sehen ist die Ausstellung bis 21. April 2024, Mittwoch bis Freitag 10:00 bis 18:00 Uhr sowie Samstag und Sonntag 11:00 bis 18:00 Uhr. Der Eintritt ist frei.

300Über.000

Balkonkraftwerke gibt es inzwischen in Deutschland. Das entspricht einer Verdreifachung im Vergleich zu 2022.

Quelle: Statista

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KommPlus, Schwerpunkt

So könnte der Trassenverlauf aussehen. Ans Nahwärmenetz angeschlos- sen wären zunächst die beiden Rathäuser, das Museum im Schloss, die Musikschule sowie die Stadtkirche. Ein geeigneter Ort für die Heizzentrale muss noch gefunden werden.

KommPlus, Schwerpunkt

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Ein Wärmenetz für

Waldenbuch

Die schwäbische Kommune will ihre Liegenschaften in der verwinkelten Altstadt künftig klimaneutral heizen. Doch die Sanierung ist schwierig - auch, weil die Gebäude unter Denkmalschutz stehen. Ein Nahwärmenetz könnte die Lösung sein.

Enge Straßen schlängeln sich um Fachwerkhäus- chen an Schloss und Marktplatz. Romantisch ist der auf einem Hügel gelegene Altstadtkern von Waldenbuch. Doch was Gäste des schwäbischen Ortes erfreut, ist ein Hindernis für die Wärme- wende. "Für moderne Energieanlagen wie Foto- voltaik oder Wärmepumpen fehlt hier einfach der Platz", sagt Bürgermeister Michael Lutz. Dies war einer der Gründe, warum der Rat dafür stimmte, die Möglichkeiten eines Nahwärmenetzes zu erkunden. Denn auf Erdgas und Heizöl will die Stadt künftig verzichten.

Waldenbuchs Bürgermeister Michael Lutz arbeitet die Unterlagen für die kommende Ratssitzung durch.

Waldenbuch ist kein Einzelfall. In Deutschland stellen sich zahlreiche Kommunen darauf ein, ihren Beitrag zur Wärmewende zu leisten. Immerhin geht hierzu- lande die Hälfte der jährlich verbrauchten Energie für das Heizen und Kühlen drauf. Der Gesetzgeber drängt Städte und Gemeinden deshalb, ihre Wärme- versorgung nachhaltig und klimaneutral zu planen.

Eine Nachbargemeinde von Waldenbuch betreibt bereits ein Wärmenetz. "Das diente uns als Vor- bild", sagt Lutz. Seine Stadt beauftragte 2022 die EnBW-Tochter AutenSys, um auszuloten, welchen Sinn ein Nahwärmenetz hat. Im ersten Schritt sollten öffentliche Liegenschaften im Altstadtkern klima- neutral mit Wärme versorgt werden. Dort liegen zwei Rathäuser, Stadtkirche, Schloss und Musikschule in unmittelbarer Nähe. Vier der fünf Gebäude stehen unter Denkmalschutz, was eine Sanierung oder den Bau von Energieanlagen erschwert. Hinzu kommt der Platzmangel. "Nicht mal ein Lastwagen kann dort wenden", sagt Joey Kiefer, Energieexperte von Auten- Sys, der die 8.400-Einwohner-Stadt beraten hat.

Holzpellets oder Erdwärme

Für das Nahwärmenetz bewertete Kiefer vier Alter- nativen im Vergleich zu einer dezentralen Wärme­ lösung: ein mit Gas betriebenes Blockheizkraftwerk (BHKW), das später auf grünen Wasserstoff umge- stellt werden kann, eine Holzpelletanlage sowie zwei Varianten auf Basis von Großwärmepumpen mit Außenluft oder Geothermie als Wärmequelle.

Nachdem das Team von AutenSys alle Argumente abgewogen hatte, zeigte sich, dass die Nutzung von Erdwärme mit Wärmepumpe die meisten Vorteile verspricht. "Dabei ging es natürlich auch um die Frage, wie sicher und wirtschaftlich sich das Netz betreiben lässt", sagt Kiefer. Bereits im Jahr 2024 könnten Probebohrungen stattfinden, um einen geeigneten Platz für die Heizzentrale zu finden. Die Stadt hat schon ein Grundstück dafür erworben.

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KommPlus, Schwerpunkt

Bürgermeister Lutz zeigt seinen Besuchern eine Karte der Stadt. Darauf sind mit Kreisen mögliche Orte gekennzeichnet, die für eine Wärmezentrale infrage kommen. Einer liegt am Bachbett der Aich, rund einen Kilometer vom Rathaus entfernt. "Ent- lang der Leitung könnten zudem weitere Gebäude ans Wärmenetz angeschlossen werden", sagt Lutz.

Für Nahwärme geeignet sei auch der Stadtteil "Kalkofen" mit Hallenbad, Schule und Sporthalle, genauso wie ein künftiges Neubaugebiet am Rande von Waldenbuch. In solchen Bereichen sind Wärme- netze besonders interessant, denn zukünftig muss in neu errichteten Gebäuden jede Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben wer- den. Über ein Wärmenetz lässt sich das einfacher erreichen.

Aus der Vogelperspektive

Neben der Detailbetrachtung von Nahwärmenetzen für bestimmte Areale empfiehlt sich zeitgleich eine kommunale Wärmeplanung. Sie bezieht aus der Vogelperspektive den gesamten Ort mit ein und prüft, wo welche Art von Heizung Sinn ergibt. Groß- städte müssen bis Ende Juni 2026 eine Wärmepla- nung vorlegen, Kommunen mit weniger als 100.000 Einwohner haben bis 2028 Zeit. Bis zu 90 Prozent der Kosten können sich Kommunen aus Fördertöp- fen erstatten lassen. Aufgrund der Haushaltssperre

Hilfe für die Wärmewende

Kommunen müssen die Herausforderungen der Wärmewende nicht allein bewältigen. Für neue Heizungen in kommunalen Liegen- schaften sind Zuschüsse aus dem Förder- programm Klimaschutz Plus möglich, aber auch aus der Bundesförderung für Energie- effizienz in der Wirtschaft. Das KfW-Programm "Energetische Stadtsanierung" fördert Quartierskonzepte und Sanierungs- management. Mit der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) werden Maßnah- men für mehr Energieeffizienz in Wohn- und Nichtwohngebäuden sowie der Austausch von Heizungen gefördert. Verschiedene Programme bezuschussen den Bau von Nahwärmenetzen. Achtung: Zum Redak- tionsschluss galt eine Haushaltssperre, die neue finanzielle Zusagen verhindert.

Die Bundesregierung wollte jedoch schnell wieder Planungssicherheit herstellen. Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) hat sie mit Stand vom 28.11. von der Sperre ausgenommen.

war eine Antragsbewilligung zum Redaktions- schluss aber nicht möglich.

Eine kommunale Wärmeplanung untersucht zu- nächst die Potenziale innerhalb der Gemarkung der Kommune und analysiert, welche Energiequellen infrage kommen. Dann werden verschiedene Varian- ten herausgearbeitet, verglichen und bewertet. Fördermittel, Klimaschutzaspekte oder Investitions- ausgaben sind mögliche Kriterien. Der nächste Schritt kann ein konkretes Wärmekonzept sein - zum Beispiel für ein Nahwärmenetz. Weitere Mög- lichkeiten sind komplette Quartierslösungen oder Contracting-Konzepte, also die Lieferung von Wär- me als Dienstleistung.

Wohin die Planung in Waldenbuch geht, ist noch offen. Für den Bürgermeister steht aber fest, dass die Kommune den Weg der nachhaltigen Wärmever- sorgung Schritt für Schritt weitergehen möchte. Lösungsansätze müssten bereits heute wirtschaft- lich vorgedacht und mit Förderhilfen von Bund und Land umgesetzt werden - damit die Energiewende vor Ort gelingen kann.

Energiefresser Wärme

Verbrauch in Deutschland im Jahr 2022

Endenergieverbrauch im Verkehr Bruttoverbrauch Strom

Endenergieverbrauch Wärme und Kälte (ohne Strom)

1.115

Mrd. kWh

585

Mrd. kWh

550

Mrd. kWh

Erneuerbaren Strom zu erzeugen, ist ein wichtiges Mittel zum Klimaschutz. Was manche nicht wissen: Noch wichtiger ist es, die Wärme- und Kälteversorgung aus fossilen Energie- quellen umzustellen.

KommPlus, Wissen

Ihr Netzbetreiber informiert

Ein Unternehmen der EnBW

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Lange Leitung für fürstliche Gemächer

Die Burg Hohenzollern erhält eine neue Stromversorgung. Die Baumaßnahme ist für die Netze BW ein aufwendiges, aber sehr besonderes Vorhaben.

Seit 1.000 Jahren thront die Burg Hohenzollern über der Alb. Noch heute ist sie Stammsitz des gleichnami- gen Fürstengeschlechts und des preußischen Königs- hauses. Im Laufe ihrer Geschichte wurde die Burg mehrmals zerstört, aufgebaut und mit viel Fachwissen gepflegt. Im Herbst 2023 startete eine weitere Moder- nisierung - unter Leitung der Netze BW.

Wiederholte Störungen erforderten eine neue Anbin- dung ans Elektrizitätsnetz. Immer wieder war repa- riert oder saniert worden. An der Freileitung genauso wie im Burghof. Die Fachleute der Netze BW ent- schlossen sich daher, die Stromversorgung des histo- rischen Bauwerks von Grund auf zu erneuern. "Knapp eine Million Euro investieren wir in diese Modernisie- rung", sagt Projektleiter Petrick Hammann.

Weg mit der Freileitung

Was sehen die Pläne vor? Bislang führte eine Frei- leitung am bewachsenen Südhang zu einer Umspann- station in der Mauer. Diese Verbindung soll es nun nicht mehr geben. "Stattdessen erhält die Burg eine Erdverkabelung, die vom Nordwesten herkommt", sagt Hammann. Das unterirdische Kabel wird an einer neuen Schaltstation ans bestehende Netz angeschlos- sen. Es verläuft bis zu einer Umspannstation nahe dem Mitarbeiterparkplatz der Burg. Im ersten Teil der Strecke wird das Kabel offen entlang einer Zufahrt- straße verlegt. Das machte Erdarbeiten nötig.

Ab unter die Erde: Die Kabelrollen am Fuß der Burg werden bald im Boden verlegt. Dabei wendet die Netze BW auf einer dicht bewachsenen Teilstrecke das schonende Spülbohr- verfahren an. Die bisherige Freileitung musste ersetzt werden, da immer wieder Störun- gen auftraten.

alten Stromleitungen erneuert werden. "Mit dem neuen Konzept der Netze BW sind die Einrichtun- gen auf der Burg nun auch in Zukunft sicher ver- sorgt", sagt Roman Waizenegger, Bürgermeister der Gemeinde Bisingen, zu der die Burg Hohenzollern gehört.

Ferngesteuerter Bohrkopf

Im weiteren Verlauf von mehr als einem Kilometer wendet die Netze BW jedoch ein Spülbohrverfahren an. Das ist zwar teurer, hat aber den Vorteil, dass der Boden in dem dicht bewachsenen Stück nicht auf- gerissen werden muss. Stattdessen gräbt sich ein mit Sensoren versehener Bohrkopf ferngesteuert durch den Boden. Ein Aufweitkopf vergrößert den Durchmes- ser des Kanals, Wasserdruck spült die überschüssige Erde heraus. Anschließend werden Leerrohre einge- zogen, in denen später das Kabel verläuft. "Wir haben uns bei jedem Arbeitsschritt eng mit der Naturschutz- behörde abgestimmt", sagt Hammann.

Die von Weitem sichtbare Burg zieht viele Touristen an und macht die Region attraktiv. Die Kommunen der Umgebung finden es deshalb gut, dass die 50 Jahre

Drohnenhilfe bei der Planung

Die neuen Stromleitungen haben Netze-BW-Projekt­ leiter Hammann und sein Team exakt entworfen, auch aus der Luft. So kamen bei der Trassenplanung Drohnen zum Einsatz. Neben dem Naturschutz steht bei einem solchen Projekt der Denkmalschutz im Vordergrund. Bei Erdarbeiten können immer erhal- tenswerte Funde aus vergangener Zeit auftauchen, die von Archäologen untersucht werden müssen.

Dafür eine Lösung zu finden, sei aber nicht schwer gewesen, sagt Hammann. Denn unabhängig von dem Kabelprojekt restauriert eine Baufirma zur selben Zeit die Burgmauer. Aus diesem Grund ist archäolo- gisches Fachpersonal sowieso vor Ort. Ein Glücksfall. Die Arbeiten werden voraussichtlich im Frühjahr 2024 beendet sein.

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KommPlus, Auf einen Blick

H2-ready: Wasserstoff für Baden-Württemberg

Wasserstoff kommt - und damit er dorthin gelangt, wo er künftig Kohle, Erdöl und Erdgas ersetzen wird, plant die Bundesregierung ein deutschlandweites Wasserstoffkernnetz. Bis 2032 soll es mit einer Länge von 9.700 Kilometern Häfen, Speicher, Kraftwerke und Industrie miteinander verbinden. In dieser Grafik zeigen wir die aktuelle Entwicklung in Baden-Württemberg.

Fahrplan fürs Land

Die Landesregierung hat die Potenziale von grünem Wasserstoff für den Industrie- und Technologiestandort Baden-Württemberg früh erkannt und bereits 2020 die Wasserstoff- Roadmap beschlossen. Sie gibt den Weg vor, um das Land zu einem führenden Standort für Wasserstoff- und Brennstofftechnologien zu machen.

Quellen: FNB Gas, terranets bw

Grüner Wasserstoff bis zum Bodensee

Neubauleitung

Umstellungsleitung

Zwei EnBW-Töchter sind beim Ausbau des Wasserstoff-

geplant bis 2030

kernnetzes ganz vorne mit dabei: terranets bw trans-

geplant bis 2040

portiert mit einem rund 2.750 Kilometer langen Hoch-

mit Wasserstoff erschlossenes Gebiet

druckleitungsnetz Erdgas von Niedersachsen bis an den

Bodensee. Derzeit macht das Unternehmen seine Pipelines

H2-ready und plant neue wasserstofftaugliche Pipelines,

zum Beispiel die Süddeutsche Erdgasleitung (SEL) und die

Spessart-Odenwald-Leitung (SPO). Über ONTRAS und die

Infrastruktur weiterer Projektpartner wird Baden-Würt-

temberg ans europäische Wasserstoffnetz, das sogenannte

European Hydrogen Backbone, angebunden.

KommPlus, Auf einen Blick

9

Prognose 2021

91

Bedarf höher als bislang erwartet

Prognose 2023

2040 wird allein in Baden-Württemberg mit 91 Tera-

wattstunden (TWh) etwa doppelt so viel Wasserstoff

TWh

benötigt, wie noch vor zwei Jahren angenommen.

Das ergab eine erste Auswertung der Bedarfsab-

53

frage von terranets bw unter der Schirmherrschaft

52

des Landes Baden-Württemberg, an der sich rund

500 Unternehmen beteiligt haben. Ein signifikanter

Anstieg des Bedarfs ist besonders im Industriesektor

32

zu sehen - nicht nur in energieintensiven Branchen

wie Kokerei und Mineralölverarbeitung, sondern auch

im Maschinenbau oder in der Nahrungs- und Futter-

mittelindustrie.

Quelle: Zentrum für Sonnenenergie- und

Wasserstoffforschung Baden-Württemberg

Wasserstoff im Erdgasnetz

Die umfassende Studie SyWeSt H2 des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches e. V. hat ergeben, dass die bestehenden Erdgasnetze grundsätzlich bereit sind für den Transport von Wasserstoff. Im Vergleich zu einem Neubau liegen die Kosten für die Umstellung bei zehn bis 35 Prozent. Prüfungen mit Inspektionsgeräten, sogenannten intelligenten Molchen, bringen Erkenntnisse über den Zustand der Rohre. In der Regel müssen nur punktuell Rohre repariert oder erneuert werden.

Angetrieben durch den Gas- fluss fahren intelligente Molche durch die Leitungen und geben Hinweise über den Zustand der Rohrlei- tungen.

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KommPlus, Treffpunkt

Panzerspur als Biotop

Amphibien sind die Leidenschaft von Martin Rahlenbeck. Im NABU Deutschland betreut er ein Projekt zum Schutz der Gelbbauchunke, das die EnBW gefördert hat. Bei einem Waldspazier- gang nahe Leinfelden-Echterdingen zeigt der promovierte Physiker, wie er dabei vorgeht.

Schon kurz nach der Begrüßung ist zu spüren, dass es Martin Rahlenbeck eine Tierart sehr angetan hat.

Wie kam es zu Ihrer Vorliebe für Amphibien? Als ich zwölf war, habe ich mit Freunden 70 überfahrene Amphibien gefunden. Einige haben noch gezappelt. Das hat mich sehr bewegt und ich wollte mehr über diese Tiere wissen. Ich habe danach viel über Frösche, Kröten und Unken gelesen. Heute setze ich mich im NABU ehrenamtlich für ihren Schutz ein.

Angetan hat es Ihnen vor allem die Gelbbauch- unke. Warum? Die Tiere sehen sehr besonders aus. Sie haben leuchtend gelbe Flecken auf dem Bauch, ihre Pupillen sind wie Herzen geformt und ihre Rufe klingen melodiös. Die Gelbbauchunke steht auf der Roten Liste der bedrohten Arten und hat ihr Kernverbreitungsgebiet im Südwesten. Wenn sie hier ausstirbt, schafft sie es woanders auch nicht.

Was sind die Gründe dafür? Die Gelbbauchunke bevorzugt frisch aufgerissenen Rohboden, der mit Was- ser gefüllt ist - das gab es früher im Überflutungsgebiet von Flüssen. Seit die Gewässer begradigt sind, zieht sich die Unke in den Wald zurück. Aber auch hier benötigt sie geeignete Bedingungen - zum Beispiel Fahrspuren von Forstfahrzeugen.

Für die Gelbbauchunke ist es gut, wenn man mit Autos durch den Wald fährt? Ja. Wir haben hier in der Nähe einen Übungsplatz des US-Militärs. Dort gibt es größere Bestände von Gelbbauchunken, dank der Gelän- dewagen, die im Wald unterwegs sind. Früher fuhren sogar Panzer durch das Gebiet. Das war noch besser, weil

Klingt merkwürdig … Menschliches Handeln muss nicht im Widerspruch zu den Bedürfnissen von Tieren stehen. Wichtig ist, dass jede Art irgendwo ihre Nische findet.

Eine Schneise schneidet den Wald. In der Erde läuft die Bodensee-Wasserleitung. Solche Freiflächen bieten Raum für Arten, sagt Rahlenbeck und kniet vor einer Senke.

Hier haben wir vergangenes Jahr zehn Gelbbauchun- ken gesehen. Aber sie sind nicht geblieben. Es handelt sich um eine Pionierart. Die Tiere können bis zu 30 Jahre alt werden und kommen viel herum. Wenn sie keine guten Bedingungen finden, dann lassen sie das Laichen einfach mal ausfallen. Der Klimawandel mit den sehr trockenen Sommern verschärft den Mangel an geeigneten Laichhabitaten noch weiter. Für den Fortbestand der Art ist das gefährlich.

Was tun Sie dagegen? Wir haben an den Stellen, wo in den vergangenen Jahren mehrere Gelbbauchunken gesichtet wurden, 40 Zentimeter tiefe Betonwannen eingegraben. Sie simulieren Rohbodenstandorte. Einmal im Jahr reinigen wir sie von eingefallenem Laub und altem Wasser. Die Becken sind so geformt, dass die Tiere nicht nur rein-, sondern auch rauskommen. Insgesamt gibt es 53 davon im Wald.

Wir stapfen durch Morast und erreichen eine Lichtung und sehen neun der waschbeckengroßen Wannen. Rahlenbecks Finger streichen durchs trübe Wasser.

Hübsch gemustert ist die Gelbbauchunke.

ihre Ketten den Boden weiter aufgerissen haben.

Vielfalt erhalten - jetzt bewerben!

Seit 14 Jahren fördert die EnBW bedrohte Amphibien im Südwesten Deutschlands. Dabei arbeitet sie eng mit der LUBW (Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg) zusammen. Die Behörde unterstützt bei der Ausschreibung und der Auswahl der Projekte. "Ab Januar sind die Förderanträge für 2024 auf den Webseiten der LUBW und der EnBW verfügbar", sagt Petra Groß, die bei der LUBW das Programm betreut. Am 15. Mai endet die Bewerbungsfrist. Die Fördersumme ist auf 7.000 Euro pro Antrag begrenzt.

Ist da eine Gelbbauchunke drin?

Jetzt im Herbst ist das unwahrscheinlich. Aber ab Mai legen sie hier ihren Laich ab.

Wie schätzen Sie den Erfolg Ihrer Mission ein?

Der Bestand explodiert nicht. Aber wir versuchen, das Aussterben zu verhindern. Der Landes- und Gemeinde- forst unterstützt uns. Städte und Gemeinden mit eige- nem Wald können ähnliche Projekte auf die Beine stellen. Dafür gibt es Fördertöpfe. Wir haben den größten Teil der Ausgaben aus dem Amphibien- und Reptilienschutzprogramm der EnBW gedeckt. Es wäre gut, wenn es mehr solche Vorhaben gäbe.

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EnBW - Energie Baden-Württemberg AG published this content on 19 December 2023 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 20 December 2023 16:13:36 UTC.