Luzern (awp) - Paukenschlag beim IT-Dienstleister SoftwareOne. Der bisherige Verwaltungsrat wurde an der Generalversammlung vom (heutigen) Donnerstag fast gänzlich ausgetauscht. Ein Verkauf rückt damit wieder ein Stück näher.

Wie von den Gründungsaktionären um Daniel von Stockar, René Gilli und Beat Curti beantragt, haben die Aktionäre den Verwaltungsrat von SoftwareOne neu zusammengesetzt. Einzig von Stockar verbleibt im Aufsichtsgremium.

Das Ergebnis stand nach einer Indikation des unabhängigen Stimmrechtsvertreters im Prinzip bereits vor Beginn der Veranstaltung fest. Daher wurde auch die Agenda kurzfristig geändert und zuerst über die Kandidaten der Gründungsaktionäre abgestimmt.

VR neu zusammengesetzt

Konkret erhielten die von der Aktionärsgruppe vorgeschlagenen Jörg Riboni, Andrea Sieber, René Gilli und Till Spillmann Zustimmungswerte zwischen 64,7 und 87,5 Prozent. Die vom alten Verwaltungsrat vorgeschlagenen VR-Mitglieder stellten sich nach dem Votum der Aktionäre gar nicht mehr zur Wahl.

Im Anschluss wurde Daniel von Stockar zum neuen Verwaltungsratspräsidenten gewählt mit 64,7 Prozent der Stimmen.

Mit der Abwahl des bisherigen Verwaltungsrats haben die Gründungsaktionäre ihr Ziel erreicht. Sie hatten bekanntlich die ausserordentliche Generalversammlung angestrengt, um den bisherigen Verwaltungsrat auszutauschen.

von Stockar rechnet mit altem VR ab

Von Stockar nutze an der GV auch noch die Gelegenheit das Wort zu ergreifen und sein Missfallen gegenüber dem alten VR zum Ausdruck zu bringen. "Es passte ihnen nicht, wenn wir eine andere Meinung haben", sagte er. Zudem sei er als Verwaltungsrat teilweise von Diskussionen ausgeschlossen worden.

Auch dass der Verwaltungsrat die Gründungsaktionäre nur "29%-Block" nannte, bezeichnete er als Respektlosigkeit ihnen gegenüber. Ferner kritisierte er, dass er alte VR Unwahrheiten verbreitet und die Übernahme von Bain "wo es nur ging" verzögert habe. Mit seiner offenen Rede kam von Stockar bei den anwesenden Aktionären gut an und er erntete auch grossen Applaus.

Decharge verweigert

Auch die Aktionäre sprachen dem bisherigen Verwaltungsrat direkt das Misstrauen aus. Nur 45,8 Prozent wollten dem Aufsichtsgremium die Decharge gewähren.

Von den anwesenden Aktionären wurde der Wechsel im VR grösstenteils begrüsst und die Veranstaltung ging mit nur wenigen Wortmeldungen überrsaschend schnell über die Bühne. Einzig zum Schluss gab es einige wenige wütende Zwischenrufe einzelner Aktionäre.

In Anbetracht der langen Vorgeschichte und der Brisanz der Entscheidung war die Beteiligung der Aktionäre an der Generalversammlung vergleichsweise hoch. Das Auditorium im KKL Luzern war fast bis auf den letzten Platz besetzt. Insgesamt waren 213 Anteilseigner zugegen, die 77,73 Prozent der Aktien vertraten.

Verkauf an Bain Capital wird wahrscheinlicher

Eine Übernahme von SoftwareOne durch die Private-Equity-Gesellschaft Bain Capital rückt mit dem neuen Verwaltungsrat wieder näher. Der alte Verwaltungsrat hatte mehrere Übernahmeofferten zurückgewiesen.

Von den neu gewählten Verwaltungsräten erhoffen sich die Gründungsaktionäre nun ein wohlwollenderes Urteil. Sie betonten jedoch, dass zwischen ihnen "weder Vereinbarungen, Engagements oder sonstige Instruktionen noch irgendwelche geschäftlichen oder persönlichen Beziehungen" bestehen. Gegenüber den Aktionären wiederholten sie dies auf der GV noch einmal.

Bain hat Medienberichten zufolge weitere Übernahmegespräche mit einem neuen Verwaltungsrat in Aussicht gestellt. Zuletzt hatte Bain 18,80 Franken je SoftwareOne-Aktie geboten. Das Unternehmen soll nach einer erfolgreichen Übernahme von der Börse verschwinden.

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