Frankfurt (Reuters) - Der Bund muss Insidern zufolge beim Verkauf seiner Anteile an dem verstaatlichten Energiekonzern Uniper womöglich einen deutlichen Abschlag auf den Aktienkurs hinnehmen.

Dieser spiegele nicht den tatsächlichen Wert des Unternehmens wider, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Bei einem Aktienkurs von derzeit 44,76 Euro käme Uniper auf einen Börsenwert von rund 18,6 Milliarden Euro. Ursache hierfür sei der geringe Streubesitz von 0,88 Prozent. Die Aktie werde kaum gehandelt, denn den Rest halte der deutsche Staat. Auch Minderheitsaktionäre, die auf eine hohe Abfindung durch den Bund hofften, könnten eine Rolle spielen. Uniper und das zuständige Bundesfinanzministerium lehnten eine Stellungnahme ab.

Nach Einschätzung von Insidern könnte der Bund im Frühjahr 2025 Uniper-Anteile von 20 bis 30 Prozent auf den Markt bringen und damit die leeren Haushaltskassen füllen. Die Experten der Citi-Bank seien im Rahmen des Prozesses beauftragt worden. Für einen erfolgreichen Teilverkauf müsse der Wert Unipers auf zehn Milliarden Euro oder noch weniger reduziert werden, sagte ein Insider. Damit läge die Aktie bei 24 Euro - ein Abschlag von 46 Prozent. Im Jahresvergleich hat das Papier schon mehr als ein Viertel an Wert verloren.

Die Bundesregierung hatte Uniper 2022 verstaatlicht und damit vor einer Pleite bewahrt. Der größte deutsche Gaskonzern war durch den russischen Gaslieferstopp in Schieflage geraten, da er für seine Kunden kurzfristig teuren Ersatz kaufen musste. Der Wert der Bundesbeteiligung von 99,12 Prozent würde sich nach derzeitiger Lage auf 18,5 Milliarden Euro belaufen. Nach den Auflagen der EU-Kommission muss der Bund seine Beteiligung bis Ende 2028 auf mindestens 25 Prozent plus eine Aktie reduzieren.

Uniper-Chef Michael Lewis hatte im Februar eingeräumt, dass es für die Aktie wenig Liquidität gebe, was sich durch einen größeren Anteilsverkauf verbessern könne. Den Insidern zufolge stehen Details wie der Zeitpunkt oder die Größe des Verkaufs nicht fest. Zu den Möglichkeiten gehöre auch weiterhin, einen Ankeraktionär ins Boot zu holen.

(Bericht von Christoph Steitz, bearbeitet von Tom Käckenhoff, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

- von Christoph Steitz