FRANKFURT (awp international) - Nach seinem Dreiwochentief vom Vortag hat der Dax am Freitag einen Stabilisierungsversuch gestartet. Am Stichtag für den EU-Austritt Grossbritanniens rückte der deutsche Leitindex gegen Ende der ersten Handelsstunde um 0,30 Prozent auf 13 196,02 Punkte vor. Für den MDax mit den mittelgrossen deutschen Werten ging es um 0,59 Prozent auf 28 352,68 Zähler hoch. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 0,2 Prozent.

Anleger setzten zu Wochenschluss vorsichtig auf Erholung, wagten sich verunsichert von der Ausbreitung des Coronavirus aber weiter nur zögerlich aus der Deckung. Das Virus wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) inzwischen als "gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite" eingestuft. Zuvor war schon die Aktientendenz in New York und Tokio positiv, während der Handel in Festlandchina weiter pausierte.

Wichtige Wirtschaftsdaten aus China hätten die Anleger etwas beruhigt, erklärte Marktanalyst David Madden von CMC Markets UK. Dort gaben Einkaufsmanagerindizes trotz der Viruskrise ein solides Bild ab. Während die Stimmung in den chinesischen Industriebetrieben im Januar immmerhin auf der Wachstumsschwelle von 50 Punkten blieb, überraschte der Schwesterindex für den Dienstleistungssektor positiv.

Abseits des Coronavirus steht zu Wochenschluss der Brexit auf der Agenda. An der Börse dürfte der Vollzug aber keine grosse Rolle mehr spielen, er markiert eher den Auftakt zu zähen Verhandlungen im Rahmen einer Übergangszeit. "Die Geschichte wird uns noch eine Weile erhalten bleiben", schrieb der Finanzmarktstratege Thomas Meissner von der LBBW.

Auf Unternehmensseite blieben am Morgen alle Augen auf die Deutsche Bank gerichtet. Die Papiere bauten ihre Vortagesgewinne aus und stiegen um 3,4 Prozent. Erstmals seit November 2018 wurden sie wieder zu mehr als 8,50 Euro gehandelt. Eine optimistischere Einschätzung der bisher besonders skeptischen Analysten der Societe Generale hat den Aktien weiteren Auftrieb gegeben.

Auf dem zweiten Platz folgten im Dax die Aktien von Bayer mit einem Anstieg um 1,6 Prozent. Die US-Umweltbehörde EPA hält das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat im Gegensatz zu einigen Gerichtsurteilen weiterhin nicht für krebserregend. Bayer kann Unterstützung derzeit gut gebrauchen, der Konzern ist in den USA mit über 42 700 Klägern konfrontiert.

Im MDax blieben die K+S nach ihrem jüngsten Fall auf ein Tief seit 2004 auf Erholungskurs. Rückenwind gab hier die Spekulation, dass der Salz- und Düngemittelkonzern zu einem Übernahmeziel werden könnte. Gestreut wurde diese Fantasie von den Börsenbrief-Autoren aus dem Hause Bernecker.

Auf der anderen MDax-Seite tauchten die 1,1 Prozent schwächeren Hochtief -Aktien auf. Hier wurde am Markt als Belastung auf eine negative Einschätzung der US-Investmentbank Bank of America verwiesen. Diese gab am Freitag mit einem neuen "Underperform"-Votum ihre bislang neutrale Haltung auf.

Im SDax sorgte Traton mit einem Vorstoss in die USA für Gesprächsstoff, die Aktien gewannen 0,3 Prozent. Die Lkw-Tochter von VW will sich den dortigen Lkw-Hersteller Navistar komplett einverleiben. Der Schritt ebne den Weg am US-Markt, schrieb UBS-Analyst Xingzhou Lu in einem ersten Kommentar. Der Angebotspreis von 35 US-Dollar sei nicht zu anspruchsvoll./tih/mis