Frankfurt (Reuters) - In Erwartung einer kräftigen Konjunkturerholung in den USA steigen Anleger wieder in die europäischen Aktienmärkte ein.

Der Dax kletterte am Freitag um 0,9 Prozent auf 14.747 Punkte, der EuroStoxx50 um 0,7 Prozent auf 3859 Zähler. An den US-Börsen ging es ebenfalls aufwärts. "Es war diese Woche bemerkenswert, dass trotz aller Bedenken hinsichtlich einer Verlangsamung der Wirtschaftserholung in Europa und einer Verzögerung der wirtschaftlichen Wiedereröffnung die Kursverluste bei europäischen Aktien relativ gering waren", sagte Michael Hewson, Marktanalyst vom Handelshaus CMC Markets. Das deute darauf hin, dass die Investoren trotz aller Sorgen rund um die grassierende Corona-Pandemie noch Appetit auf Aktien hätten.

Positiv überraschen konnte am Freitag der Ifo-Index, der die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen widerspiegelt. Das Barometer stieg auf 96,6 Punkte, den höchsten Stand seit Juni 2019. Derartige Umfragen zeichneten derzeit allerdings ein zu optimistisches Bild, warnte Robert Greil, Chef-Anlagestratege des Bankhauses Merck Finck. "Die Befragungszeiträume lagen meist in der ersten März-Hälfte, als die Hoffnung auf Öffnungsschritte noch groß war."

SUEZ-BLOCKADE TREIBT ÖLPREIS - KUPFER GEFRAGT

Unterdessen trieb eine drohende längerfristige Blockade des Suez-Kanals durch das havarierte Containerschiff den Ölpreis. "Die Furcht vor einem Angebotsengpass drängt die Sorgen vor einer geringeren Nachfrage wegen der neuen Lockdowns in Europa und Asien in den Hintergrund", sagte Analyst Satoru Yoshida vom Brokerhaus Rakuten.

Ein baldiges Ende der Blockade des Suez-Kanals durch den seit Tagen festsitzenden Frachter "Ever Given" zeichnet sich nicht ab. Die Arbeiten könnten im schlimmsten Fall noch Wochen dauern und durch schlechtes Wetter verzögert werden, sagten Experten. Die Ölsorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um bis zu 3,1 Prozent auf 63,89 Dollar je Barrel (159 Liter). Im Windschatten gewann der Index für die europäische Öl- und Gasindustrie bis zu knapp zwei Prozent.

REEDEREIEN ERHOLEN SICH - ALLIANZ NACH ZUKAUF FESTER

Die Aktien von zuletzt wegen der Suez-Blockade auf Talfahrt gegangenen Reedereien gingen indes auf Erholungskurs. Aktien von A.P. Moller Maersk und Hapag Lloyd legten bis zu 4,1 Prozent zu. In den vorangegangenen Tagen hatten sie bis zu 14 Prozent eingebüßt. Das Unglück könne für Maersk sogar von Vorteil sein, schrieb Analyst Michael Field vom Research-Haus Morningstar. "Im vergangenen Jahr sind die Frachtraten durch die Störungen im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie und der daraus folgenden Angebotsverknappung explodiert. Diese neue Unterbrechung könnte diesen Trend verstärken." Allerdings bleibe abzuwarten, wie stark sich dies in der Bilanz niederschlagen werde.

Allianz-Aktien gewannen rund ein Prozent. Der Versicherer übernimmt die polnische Tochter des britischen Konkurrenten Aviva für 2,5 Milliarden Euro. Der Münchener Konzern habe sich damit den attraktivsten der von Aviva angebotenen Geschäftsbereiche gesichert, sagte Analyst Philipp Kett von der Investmentbank Jefferies.