Eine breite Erholung der Nachfrage stimmt den Kunststoffhersteller Covestro zuversichtlich.

"Wir sehen einen sehr stabilen Aufwärtstrend im Augenblick und rechnen nicht unmittelbar damit, dass sich das wieder umkehren wird", sagte Finanzchef Thomas Toepfer der Nachrichtenagentur Reuters am Montag. Nach Mengeneinbrüchen im April und Mai und einer besseren Entwicklung im Juni habe Covestro im Juli eine deutliche Erholung mit Volumina auf Vorjahresniveau gesehen. Dieser Trend setze sich im August fort, sagte Toepfer. Er gehe daher davon aus, dass Covestro im dritten Quartal mit einem operativen Ergebnis (Ebitda) von um die 350 Millionen Euro nach 125 Millionen im Vorquartal rechnen könne. "Das wäre in der Tat besser als wir vielleicht noch vor vier oder sechs Wochen erwartet hätten."

An der Börse bauten die Covestro-Aktien ihre Gewinne aus und notierten 2,5 Prozent im Plus. Damit waren sie zweitgrößter Gewinner im Leitindex Dax. Analysten rechnen laut Vara Research für das dritte Quartal derzeit mit einem operativen Ergebnis von 268 Millionen Euro, nachdem im Vorjahreszeitraum 425 Millionen zu Buche standen. Toepfer sprach nun von einer Erholung auf "breiter Basis" in allen Regionen, die von Asien angeführt werde. "China bewegt sich schon wieder ganz klar über Vorjahresniveau, das halten wir für ein gute Nachricht. Europa bewegt sich auf Vorjahresniveau." Die USA hinkten noch hinterher, hätten aber Aufholpotenzial.

Getrieben werde die Erholung vor allem durch gute Geschäft mit der Bauindustrie, in der die Schaumstoffe und Isolierungen von Covestro gefragt sind, sowie der Möbel- und Elektroindustrie. Polycarbonate des Leverkusener Unternehmens finden sich etwa in Laptop- und Handygehäusen sowie in Bildschirmen, womit Covestro vom Trend zum Homeoffice in der Corona-Pandemie profitierte. Aber auch die Medizintechnik sei ein weiterer großer Bereich, in dem der Konzern bei Polycarbonaten wachse. Erholt habe sich zudem das Geschäft mit der Autoindustrie, der nach Umsatz zweitgrößten Kundengruppe von Covestro. Nachdem die Mengen im zweiten Quartal noch um die Hälfte zurückgegangen seien, liege das Minus jetzt noch bei rund 15 Prozent, sagte Toepfer.

Der Finanzchef wollte sich noch nicht festlegen, welche Auswirkungen die Entwicklung auf die Jahresprognose hat. Für eine Änderung sei es noch zu früh. Seine Prognose hatte der Vorstand im April gesenkt und erwartet seitdem für 2020 ein Ergebnis zwischen 700 Millionen Euro und 1,2 (2019: rund 1,6) Milliarden Euro. "Wichtiger ist jetzt, dass wir deutlich klarer für das dritte Quartal sehen." Dabei gehe er nicht davon aus, dass es sich nur um einen kurzfristigen Aufholeffekt handele, sagte Toepfer. "Wir glauben tatsächlich, das ist ein gewisser Grundschwung, den wir hier beobachten." Dieser solle sich in den nächsten Wochen und Monaten fortsetzen.