FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Wahl von Joe Biden zum US-Präsidenten dürfte laut einer Umfrage der US-Handelskammer in Deutschland die transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen verbessern. Demnach glauben 89 Prozent der Teilnehmer, dass es mit dem deutsch-amerikanischen Handelsverhältnis unter Biden aufwärts geht. Das ergab eine Umfrage der AmCham Germany unter 256 Mitgliedsfirmen, die am Donnerstag bei einer transatlantischen Wirtschaftskonferenz vorgestellt wurde.

Fast drei Viertel der Befragten (73 Prozent) meinen, dass die Wahl Joe Bidens einen positiven Effekt auf die globale Wirtschaft haben werde. Der derzeitige Präsident Donald Trump hatte mit milliardenschweren Zöllen Handelskonflikte mit China und der EU angezettelt und so eine Spirale von Gegenmaßnahmen in Gang gesetzt. Angedrohte Zölle auf Autos belasteten die Beziehungen zu Deutschland.

Fast alle der befragten Unternehmensvertreter (95 Prozent) erwarten konkrete politische Veränderungen mit der neuen US-Regierung - etwa ein erneuertes Bekenntnis zum Klimaschutz (87 Prozent). Biden hatte angekündigt, dass die USA unter seiner Präsidentschaft dem Pariser Klimaabkommen wieder beitreten werden, und er hatte auch einen Kurswechsel in der Corona-Krise versprochen. Mehr als die Hälfte der Befragten glauben zudem, dass das Wahlergebnis einen positiven Einfluss auf die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts USA haben werde.

Volkswirte und Wirtschaftsverbände hierzulande warnen aber vor zu hohen Erwartungen an Biden. Sie erwarten einen neuen Tonfall, aber keinen grundsätzlichen Kurswechsel des wichtigen deutschen Handelspartners.

Frank Sportolari, Präsident der AmCham Germany, forderte einen "konstruktiven Dialog" im transatlantischen Verhältnis. "Um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen wir zusammenarbeiten und die Handelsbeziehungen zwischen den USA und Deutschland wieder vertiefen", sagte er laut Mitteilung. Ähnlich äußerte sich Dieter Kempf, Präsident des Industrieverbands BDI. Die deutsche Industrie wünsche sich einen Neustart auf Augenhöhe. "Es muss jetzt nach der Trump-Ära darum gehen, unsere Beziehungen wiederzubeleben und das beschädigte Vertrauen neu aufzubauen", sagte Kempf./als/DP/stk