Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch etwas schwächer geschlossen. Zunächst hatte der Markt aufgrund anhaltender Inflationsängste den seit Wochen andauernden Abwärtstrend fortgesetzt und dabei war der Leitindex SMI zeitweise auf den tiefsten Stand seit Mai gefallen. Im späteren Handel setzte unter Führung defensiver Werte eine Gegenbewegung ein. Dazu beigetragen hat laut Händlern auch der klar besser als erwartet ausgefallene Arbeitsmarktbericht der privaten US-Agentur ADP.

Über die weitere Entwicklung äusserten sich die Marktteilnehmer zurückhaltend. Die Mischung aus steigenden Energiepreisen, der Sorge, dass sich die Krise des Immobilienkonzern Evergrande ausweiten könnte, den Lieferkettenschwierigkeiten, den geopolitischen Spannungen und dem US-Haushaltsstreit seien ein explosives Gemisch, das die Märkte zunehmend in den Griff nehme, sagte ein Händler. Das Verhältnis zwischen Wachstum und Inflation verschlechtere sich zusehends und nähre dabei die Angst vor einer Phase der Stagflation, die durch langsameres Wachstum und hohe Inflation gekennzeichnet sei, hiess es von einem weiteren Börsianer.

Der SMI schloss nach einem Tagestief bei 11'382 Zähler noch um 0,15 Prozent tiefer bei 11'569,39 Punkten. Vom Rekord Mitte August ist der Leitindex damit um rund 1000 Zähler entfernt. Dass die Nervosität der Investoren zugenommen hat, zeigte sich auch am Volatilitätsindex VSMI, der um acht Prozent anzog.

Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verlor 0,36 Prozent auf 1868,41 und der breite SPI 0,30 Prozent auf 14'920,28 Zähler. Von den 30 SLI-Werten schlossen 23 tiefer, fünf höher und zwei unverändert.

Wie bereits in den letzten Wochen zu beobachten war, machten sich die Zins- und Inflationssorgen speziell bei den Wachstumswerten aus der Technologiebranche negativ bemerkbar. Entsprechend zählten AMS (-2,9%), Logitech (-1,3%) und Temenos (-2,4%) zu den grössten Verlierern.

Ebenfalls deutliche Verluste gab es bei den Uhrenherstellern Richemont und Swatch (je -2,0%). Beide Firmen sind stark vom asiatischen Markt abhängig. Zunehmende Sorgen um die wirtschaftliche Entwicklung in der Region belasten sie also überdurchschnittlich stark.

Konjunktursorgen drückten auch auf die wachstumssensiblen Titel von Kühne+Nagel, Holcim und ABB, wie Einbussen von 1,7 bis 1,3 Prozent zeigten. Auch die Aktien der Grossbanken UBS (-1,3%) und Credit Suisse (-1,1%) konnten sich dem Abwärtstrend nicht entziehen und reihten sich tief unten in der Kurstafel ein. Etwas besser hielten sich die Versicherer Swiss Life (-0,6%), Swiss Re (-0,5%) und Zurich (-0,2%).

Unter Druck standen zudem die Swisscom-Valoren (-1,3%). Händler verwiesen auf die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts, wonach der Telekomkonzern den Ausbau des Glasfasernetzes stoppen muss.

Die Aktien von Partners Group trotzten dagegen dem Negativtrend und legten 1,3 Prozent zu. Baader Helvea hatte als eines der letzten Analysehäuser die Experten ihre bisherige Verkaufsempfehlung kassiert und raten Anlegern nun dazu, ihre Positionen aufzustocken.

Gegen den Trend im Plus hielten sich auch die Anteilscheine von defensiven Werten wie der Pharmatitel Roche (+0,9%), und Lonza (+0,2%) und des Aromenherstellers Givaudan (+1,1%). Zudem gingen Sika (+1,3%) höher und Geberit unverändert aus dem Handel. Auch die Titel des Lebensmittelriesen Nestlé waren stabil.

Bei Roche sorgte eine Studie von Morgan Stanley für Gesprächsstoff. Darin geht es um das Marktpotenzial von Corona-Therapien, einem Markt mit einem Volumen von mehreren Milliarden US-Dollar. Davon profitierten auf den hinteren Reihen Molecular Partners (+12%), die derzeit zusammen mit Novartis an einer solchen Therapie forschen.

Aryzta (-9,2%) setzten den Abwärtstrend nach der kurzzeitigen Erholung am Vortag wieder fort. Comet (-7,2%), Cicor (-4,4%) und Inficon (-1,8%) litten weiter unter den anhaltenden Sorgen um Lieferengpässe in der Chipindustrie.

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